Viele Rentner sauer wegen 49-Euro-Ticket – doch NRW-Vertretung optimistisch
Das 49-Euro-Ticket sorgt bei Rentnern für Aufregung. Neben der digitalen Form wird auch der Preis kritisiert. In NRW ist man optimistischer, hat aber auch Sorgen.
Köln – Am 1. Mai 2023 ist es so weit: Das lang erwartete 49-Euro-Ticket geht in ganz Deutschland an den Start. Während sich viele Menschen entweder wegen des Preises oder auch der einfachen Nutzung sehr auf das neue ÖPNV-Abo freuen, gibt es auch scharfe Kritik. Einige Rentner- und Senioren-Vetretungen blicken skeptisch auf einige Punkte des geplanten Deutschlandtickets. Doch in NRW sieht man die Situation anders. „Wir begrüßen, dass das 49-Euro-Ticket kommt“, sagt Karl-Josef Büscher von der Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) gegenüber 24RHEIN. Einige Zweifel hat der Vorsitzende aber dennoch.
Rentner besorgt wegen digitalem 49-Euro-Ticket – „Muss immer eine analoge Alternative geben“

Auch unter Rentnern ist das 49-Euro-Ticket ein großes Thema. Denn der Vorgänger, das 9-Euro-Ticket, war bei Seniorinnen und Senioren besonders beliebt. Nicht nur, weil es günstig, sondern auch sehr einfach zu bekommen war. Beim geplanten Deutschlandticket sieht die Sache derweil etwas anders aus, denn das neue ÖPNV-Abo soll langfristig „rein digital“ angeboten werden. „Das ist eine schwierige Sache. Die digitale Welt ist noch nicht bei allen angekommen. Viele Ältere tun sich damit schwer. Es muss immer eine analoge Alternative geben“, sagt Karl-Josef Büscher.
49-Euro-Ticket für Rentner: Es gibt Kritik
Mehrere Seniorenbeiräte in Bayern haben sich deutlich drastischer zu der digitalen Form des 49-Euro-Ticket geäußert. „Das ist wieder eine Diskriminierung aller Senioren. Nicht jeder der Älteren hat einen PC rumstehen oder besitzt ein Smartphone“, sagte Ingeborg Staudenmeyer vom Seniorenbeirat Neuhausen-Nymphenburg der tz. Um diesem Problem zu entgehen, soll das 49-Euro-Ticket nicht nur online, sondern auch als Chipkarte angeboten werden. Das sieht die NRW-Landesseniorenvertretung positiv. „Wir könnten mit der Lösung leben. Solange der Erwerb einfach ist, kann ich mir das gut vorstellen“, sagt Büscher. Laut dem Vorsitzenden müsse es aber „auf jeden Fall“ einen solchen Kompromiss geben.
Bereits im November 2022 hatte die Bundesarbeitsgemeinschaft der Seniorenorganisationen (BAGSO) dafür plädiert, das 49-Euro-Ticket nicht nur digital anzubieten. „Für die vielen Millionen meist älteren Menschen ohne Smartphone und Internetzugang ist es wichtig, dass das 49-Euro-Ticket nicht ausschließlich digital zu nutzen ist, denn sie werden sonst ausgeschlossen“, sagte die BAGSO-Vorsitzende Regina Görner der Bild. „Wir fordern, dass es auch an Fahrkartenschaltern und -automaten erhältlich ist – und das ohne Aufpreis.“
49-Euro-Ticket eine Abofalle für Rentner? NRW-Seniorenvertretung besorgt
Jedoch äußert auch die Landesseniorenvertretung Nordrhein-Westfalen (LSV NRW) durchaus Kritik am 49-Euro-Ticket. „Was uns nicht gefällt, ist, dass man das 49-Euro-Ticket als Abo nehmen muss“, sagt der Vorsitzende Büscher. „Das birgt gerade für ältere Menschen viele Risiken.“ Deshalb ist er dafür, das Deutschlandticket-Abonnement zeitlich zu begrenzen, zum Beispiel auf ein Jahr. So bestehe nicht die Gefahr, dass das Abo ungewollt immer weiter laufe und somit unnötige Kosten für Rentner und Senioren anfallen.
49-Euro-Ticket: NRW-Seniorenvertretung wünscht sich günstigeres Angebot
Auch der Preis des Deutschlandtickets sorgt seit der offiziellen Ankündigung für etliche Diskussionen. Für Menschen mit eher kleinem Geldbeutel werden von vielen Seiten extra Sozialtarife verlangt. Dazu gehören auch viele Rentner und Senioren. Dieser Forderung schließt sich auch die NRW-Landesseniorenvertretung an. „Wir wünschen uns für Senioren ein etwas günstigeres Angebot und hoffen auf entsprechende Unterstützung“, sagt Karl-Josef Büscher zu 24RHEIN.
Nach Ansicht der NRW-Seniorenvertretung müssten das aber nicht explizit Seniorentickets sein, da sich manche Rentner das 49-Euro-Ticket sehr wohl leisten können. Sinnvoller wäre laut Büscher ein günstiges Ticket für alle Menschen, die weniger Geld in der Tasche haben. Neben einigen Rentnern seien das zum Beispiel auch viele jüngere Leute wie Studierende.
In der Vergangenheit hat sich die LSV NRW für ein „1-Euro-Ticket“ – also einen Euro pro Tag – eingesetzt. Das entspräche preislich in etwa einem 29-Euro-Monatsticket oder dem bekannten 365-Euro-Jahresticket. Zumindest in NRW lohnt sich das 49-Euro-Ticket für Rentner aber dennoch. Denn das bisherige landesweite Abo mit dem Namen „Schöne60Ticket NRW“ kostet 156,97 Euro pro Monat in der zweiten Klasse. (os) Fair und unabhängig informiert, was in Köln, Düsseldorf und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.