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Hoffnung am Flughafen Düsseldorf, aber Streiks noch nicht vom Tisch

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Von: Benjamin Stroka

Am Flughafen Düsseldorf sollte noch im Februar ein unbefristeter Streik drohen. Jetzt sollen 700 bedrohte Arbeitsplätze sicher sein. Doch die Gewerkschaft Verdi bleibt skeptisch.

Düsseldorf – Der Streit um die Zukunft von rund 700 Beschäftigten der Abfertigung am Flughafen Düsseldorf könnte bald beigelegt sein. Zumindest klingt das in einer Mitteilung des Airports vom 3. Februar so. Dort ist von einer „Joboffensive am Flughafen Düsseldorf“ die Rede. Die Stellen bei der Bodenabfertigung seien „sicher“. Die Gewerkschaft Verdi drückt aber auf die Bremse. „So rosig, wie es vonseiten des Flughafens klingt, ist die Situation nicht“, sagt Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky auf 24RHEIN-Nachfrage am 3. Februar. Eine Entscheidung über weitere Streiks solle laut Verdi wie geplant am 8. Februar fallen.

Beschäftigte der Abfertigung des Flughafens Düsseldorf im Streik.
Durch einen Streik des Bodenpersonals fielen am Flughafen Düsseldorf am 27. Januar mehr als 100 Flüge aus. © Roberto Pfeil/dpa

Flughafen Düsseldorf: Schon am 27. Januar streikte das Bodenpersonal

Zum Hintergrund: Das Abfertigungsunternehmen „Aviapartner“ muss am 1. April 2023 seinen Platz am Flughafen Düsseldorf für neue Dienstleister freimachen. Das Unternehmen kam bei einer Neuvergabe der Abfertigungsaufgaben am Düsseldorfer Flughafen nicht zum Zuge. Das hatte das NRW-Verkehrsministerium im Dezember 2022 entschieden. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi seien dadurch 700 Arbeitsplätze gefährdet. Verdi fordert seitdem Sicherheit für die Beschäftigten und einen „Tarifvertrag Sozialplan“.

„Aviapartner lehnt einen solchen Tarifvertrag ab und möchte keine Abfindungen zahlen“, sagte Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky am 23. Januar gegenüber 24RHEIN. Es folgte ein Warnstreik des Bodenpersonals am 27. Januar. Mehr als 100 Flüge am Flughafen Düsseldorf fielen dadurch aus.

Abfertigung am Flughafen

Unter der Abfertigung versteht man alle Arbeiten, die ein Flugzeug auf den nächsten Flug vorbereiten. Dazu gehört neben Betankung oder Pushbacks (Zurücksetzen der Flugzeuge) auch den Be- und Entladung des Gepäcks.

Flughafen Düsseldorf: Verdi droht in Offenem Brief mit unbefristeten Streiks

Am 31. Januar veröffentlichte Verdi einen Offenen Brief an NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer. Darin kritisiert die Gewerkschaft die Entscheidung aus dem Dezember scharf. „Mit dieser Entscheidung haben Sie unsere 700 Arbeitsplätze aufs Spiel gesetzt und den Flughafen Düsseldorf stark beschädigt. Während Sie sicherlich ein schönes Weihnachtsfest im Kreise der Familie feierten, saßen unsere Familien mit Existenzängsten unter dem Weihnachtsbaum“, heißt es darin.

Verdi fordert vom NRW-Verkehrsministerium in dem Brief unter anderem, dass die Arbeitsplätze erhalten bleiben und die aktuellen Tarifverträge mit den bestehenden Löhnen auch in Zukunft gelten. Ansonsten sei man „gezwungen, in den nächsten Tagen in einen unbefristeten Streik zu gehen“. Die Entscheidung über mögliche Dauerstreiks wolle man am 8. Februar treffen.

Flughafen Düsseldorf kritisiert Streik-Androhung von Verdi

Der Flughafen Düsseldorf wiederum kritisierte die Streikandrohung durch Verdi deutlich. In einem Statement am 1. Februar teilte der Airport mit, dass sowohl Verdi als auch der Flughafen, das gemeinsame Ziel haben, für die 700 Beschäftigten von Aviapartner „schnellstmöglich eine Perspektive und damit Beschäftigungssicherheit zu schaffen“.

Weiter heißt es: „Daher bedauern wir, dass die aktuell stattfindenden Bemühungen aller Beteiligten, hier eine gemeinsame und auch für die 700 Aviapartner-Mitarbeiter akzeptable Lösung zu finden, seitens Verdi nicht wahrgenommen werden. Irritiert sind wir über die Androhung eines unbefristeten Streiks: Sie verunsichert Mitarbeiter und Passagiere des Airports und schadet nachhaltig dem Luftverkehrsstandort Düsseldorf mit seinen rund 20.000 Arbeitsplätzen am Campus – speziell vor dem Hintergrund des Warnstreiks vor wenigen Tagen.“

Angebot für 250 Aviapartner-Beschäftigte durch Acciona

Am Abend des 3. Februars kam erneut Bewegung in den Streit. Der Flughafen Düsseldorf teilte dort mit, dass die Stellen bei der Bodenabfertigung sicher seien. „Alle drei Lizenznehmer für die Bodenverkehrsdienste bieten den bereits am Flughafen in der Gepäck- und Flugzeugabfertigung bei Aviapartner Beschäftigten Arbeitsplätze zu attraktiven Konditionen an“, erklärt der Airport. Bei den drei Lizenznehmern handelt es sich um die drei Unternehmen, die ab 1. April 2023 für die Abfertigung zuständig sein sollen. Das sind die Firmen Acciona, Wisag und AAS.

Die Firma Acciona hat laut Flughafen zugesagt, 250 Aviapartner-Beschäftigte zu den bestehenden Konditionen zu übernehmen. „Unser Angebot steht“, sagte Acciona-Geschäftsführer Cüneyt Gökcöl. Verdi-Verhandlungsführer Marvin Reschinsky begrüßt die Einigung mit Acciona und bezeichnet das Angebot gegenüber 24RHEIN als „guten ersten Schritt“. Er betont aber gleichzeitig, dass damit nur rund ein Drittel der Arbeitsplätze gesichert wären. „Das reicht noch nicht.“

Flughafen Düsseldorf: Jobs des Bodenpersonals sollen sicher sein – Verdi bleibt skeptisch

Laut Flughafen haben die übrigen Beschäftigten jetzt aber auch eine Perspektive. Entweder beim Abfertiger Wisag, der laut Geschäftsführer Ralph Krämer bislang 160 Bewerbungen von Aviapartner-Mitarbeitern erhalten hat und gestiegene Löhne verspricht. Oder beim dritten Lizenznehmer AAS, der jetzt überraschend mit Aviapartner als „Joint Venture“ kooperieren will.

Dazu erklärt der Flughafen: „AAS und Aviapartner wollen eine reibungslose Fortsetzung der Dienstleistungen für alle bestehenden Kundenairlines von Aviapartner mit dem vorhandenen Personal und der Ausrüstung erbringen. Ebenso werden die Arbeitsverhältnisse der bei Aviapartner beschäftigten Mitarbeiter zu den bestehenden Konditionen übernommen.“ Das könnte man so interpretieren, als würde Aviapartner im Prinzip nun doch am Flughafen weitermachen, aber eben als Partner der neuen Firma AAS. Diese Kooperation kommt auch für Verdi überraschend. Reschinsky bleibt zumindest noch skeptisch, ob diese Versprechen so eingehalten werden.

Das Risiko unbefristeter Streiks ist durch die aktuellen Entwicklungen womöglich gesunken. Vom Tisch sind die Streiks aber noch nicht, wie Reschinsky am Freitagabend auf 24RHEIN-Nachfrage betont. „Das wird sich am 8. Februar entscheiden.“ (bs) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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