Deutsche Bahn
Die Deutsche Bahn wurde 1994 als Aktiengesellschaft gegründet. Sie ist nicht an der Börse notiert, da die Bahn zu 100 Prozent dem Bund gehört. Zuständig ist das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur. Die DB ist ein Mobilitätsunternehmen, deren Hauptaufgabe darin besteht, Menschen und Güter von A nach B zu transportieren.
Deutsche Bahn: Aufbau, Personen und Struktur des Unternehmens
Der Konzern ist dafür in verschiedene Ressorts aufgegliedert - dazu gehören unter anderem der Fernverkehr, der Regionalverkehr und der Transportverkehr. Im Jahr 2020 hatte die DB laut „Gründerszene“ 579 Tochterfirmen.
Überwiegende Teile des deutschen Schienennetzes werden von der Konzerntochter DB Netz betrieben. Für den Personenfernverkehr ist die Tochter DB Fernverkehr verantwortlich, den Gütertransport organisiert die DB Cargo und die DB Regio kümmert sich um den Personennahverkehr.
Vorstandsvorsitzender ist seit 2017 Richard Lutz, der nach dem Abgang seines Vorgängers Rüdiger Grube (2009-2017) neuer Bahnchef wurde. Von 1999 bis 2009 führte Hartmut Mehdorn die Geschäfte der DB. Eine weitere bekannte Personalie ist der „Vorstand Infrastruktur“ Ronald Pofalla. Der ehemalige Kanzleramtsminister (CDU) wechselte 2015 zur Bahn, seit 2017 hat er seinen jetzigen Posten inne.
Umsatz und Mitarbeiter: Wichtige Zahlen zur DB
Weltweit arbeiten 336.278 Menschen für den DB-Konzern, in Deutschland sind es 217.028 Mitarbeiter (Stand: März 2022). Damit zählt die Bahn zu den größten Arbeitgebern des Landes. Der Umsatz der Deutschen Bahn lag im Jahr 2020 bei 39,9 Milliarden Euro. Rund die Hälfte davon wird im Eisenbahnverkehr erwirtschaftet. Die andere Hälfte gehen auf das Konto von Transport- und Logistikgeschäft sowie weiteren Dienstleistungsbetrieben.
In Deutschland fahren Züge auf rund 38.400 Schienenkilometern. Damit ist das deutsche Schienennetz eines der größten in Europa, vor Frankreich, Italien und Polen. Die DB unterhält davon circa 33.400 Kilometer und ist somit der wichtigste Betreiber. Täglich sind über fünf Millionen Reisende in etwa 26.000 Personenzügen unterwegs.
Kritik an der Deutschen Bahn: Verspätungen und Geld vom Bund
Immer wieder steht die DB für ihre Verspätungen in der Kritik. Dabei geht es einerseits um die tatsächlich zu spät angekommenen Züge. Das Unternehmen weist seine Verspätungen Jahr für Jahr aus – in der Regel liegt der Pünktlichkeitswert um die 80 Prozent. Andererseits gibt es auch Streit über die Frage, was als Verspätung zu werten ist. Für die DB gilt eine Fahrt als pünktlich, wenn die Ankunftszeit laut Fahrplan um weniger als 6 Minuten überschritten wurde. Kritiker finden das unredlich, weil eigene Statistiken geschönt werden sollen.
Der Fahrplan der Deutschen Bahn wird in der Regel zweimal im Jahr geändert. Während der Sommerfahrplan meist nur kleinere Änderungen enthält, gehen mit dem Winterfahrplan meist größere Veränderungen einher. Er tritt meistens Mitte Dezember in Kraft. Zur gleichen Zeit werden auch die Preise für Fahrkarten und Bahncards angepasst – genauer gesagt: erhöht. 2021 stiegen die Preise im Schnitt um 1,9 Prozent.
Da die Bahn komplett im Besitz des Bundes ist, stellt sich die Frage: Bekommt sie auch regelmäßig Geld? Die Antwort ist ja. Gut sechs Milliarden Euro bekam die Deutsche Bahn vor 2020 pro Jahr als Zuschuss, schreibt der „Focus“. 2020 gab es zusätzlich fünf Milliarden Euro – wegen den Folgen der Corona-Pandemie.
Immer wieder wird die Bahn für ihre Finanzierungsprobleme und strukturellen Schwierigkeiten kritisiert, unter anderem vom Bundesrechnungshof. Christian Böttger, Verkehrsökonom an der Hochschule für Technik und Wirtschaft in Berlin, sagte der „Zeit“, dass die Bahn ohne Finanzierungshilfen nicht überleben könne.
Ist die Bahn das umweltfreundlichste Verkehrsmittel?
Gerade weil die Bahn als eine umweltfreundliche Alternative zu Flugzeug und Auto gilt, dürfe sie im Vergleich nicht exorbitant teurer sein, argumentieren Kritiker wie der Fahrgastverband ProBahn. Doch ist die Bahn wirklich so viel klimafreundlicher? Das Umweltbundesamt hat für das Jahr 2020 berechnet, wie viel Treibhausgase pro Person pro gefahrenem Kilometer entstehen. Das Ergebnis: Ein Bahnkilometer ist mit 50 Gramm g/Pkm deutlich umweltschonender als PKW (152 g/Pkm) und Flugzeug (284 g/Pkm).
Eine weitere Quelle harscher Kritik sind die regelmäßigen Streiks, die sich an ins Stocken geratene Tarifverhandlungen anschließen. Hier ist insbesondere die Gewerkschaft der Lokführer (GDL) und ihr Vorsitzender Claus Weselsky zu nennen. Die GDL setzt sich für die 40.000 DB-Lokomotivführer ein – im Gegensatz zur zweiten Gewerkschaft, der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft
(EVG), die für alle anderen Beschäftigen verhandelt und insgesamt 160.000 Mitglieder vertritt.
Die Historie der Deutschen Eisenbahn
Die Eisenbahngeschichte in Deutschland beginnt am 7. Dezember 1835. An diesem Tag wurde mit der sechs Kilometer langen Strecke von Nürnberg nach Fürth die erste deutsche Eisenbahnverbindung eröffnet. In der Folge wuchs das Eisenbahnnetz rasant. Bereits fünf Jahre später waren rund 500 Kilometer Schienen verlegt, bis 1850 verzehnfachte sich das Streckennetz auf 5700 Kilometer. Nach der deutschen Reichsgründung im Jahr 1871 existierten bereits verschiedene Eisenbahnbetriebe. Sie boten vornehmlich Nahverkehr an, an Fernstrecken, IC und ICE war seinerzeit noch nicht zu denken.
Im dritten Reich spielte die Bahn eine wichtige Rolle in den Plänen der Nationalsozialisten. Bereits 1937 ist das Unternehmen laut eigenen Angaben vollständig in den nationalsozialistischen Staat integriert. Die Deportationen von Millionen Menschen in die Konzentrations- und Vernichtungslager des nationalsozialistischen Regimes wären ohne die Reichsbahn nicht möglich gewesen.
Nach dem Krieg spaltet sich die Bahn in einen westdeutschen und einen ostdeutschen Betrieb auf. Die Reichsbahn der DDR wird zentralwirtschaftlich organisiert, die Bundesbahn der BRD dagegen wird als Behörde mit einem Vorstand und einem Verwaltungsrat geleitet. 1994 werden sie wieder zusammengeführt.
Die folgenden Jahre stehen ganz im Zeichen von Reformen und Investitionen. Die unter dem Begriff „Bahnreform“ eingeführten Neuerungen verändern die Struktur DB. Zunächst soll durch die 1994 realisierte Umwandlung in eine Aktiengesellschaft sichergestellt werden, dass das Unternehmen flexibler am Markt agieren kann.
Schließlich tritt 1996 das „Regionalisierungsgesetz“ für den Nahverkehr in Kraft. Kern der Novelle: Zukünftig wechselt die Verantwortung für den Schienennahverkehr vom Bund auf die Länder. Sie können nun eigenständig entscheiden, für was und wie viel Geld sie ausgeben und mit welchen privaten Anbietern sie zusammenarbeiten. Außerdem wird der Konzern entflochten, 1999 entstehen so die ersten fünf Tochterunternehmen.
Eine 2008 von Bundesregierung und Bundestag geplante Teilprivatisierung scheitert. Die Finanzkrise durchkreuzte die Pläne, da nur noch die Hälfte der Erlöse erwartet wurden. So wird die für Oktober geplante Erstnotierung von Bundesfinanzminister Peer Steinbrück (SPD) kurzfristig gestoppt – und in der Folge nie wieder ernsthaft angegangen.
Deutsche Bahn: Wenig Konkurrenz im Personenverkehr
Im Personenverkehr ist die Konkurrenz dünn. Mitbewerber wie Locomore und Inter Connex sind an dem Versuch gescheitert, eine Alternative zur DB auf ausgewählten Strecken zu etablieren. Erfolgreicher ist Flixmobility. Das Münchener Unternehmen fährt unter dem Namen Flixtrain und verbindet auf vier Strecken die größten Städte Deutschlands.