Andrang am Flughafen Düsseldorf zu Weihnachten: An einem Tag wird es besonders voll
In den Herbstferien gab es erneut lange Warteschlangen an den Flughäfen in Köln und Düsseldorf. Wird es in den Weihnachtserien besser? Ein Gewerkschafter hegt Zweifel.
Köln – Es ist Montagmorgen, 8 Uhr, am Flughafen Köln/Bonn. Keine Ferien, keine Urlaubszeit, ein einfacher Wochentag. Und trotzdem: Vor dem Security-Check hat sich bereits eine lange Schlange gebildet. Teilweise berichten Fluggäste von Wartezeiten zwischen 40 und 50 Minuten. Von diesem Szenario erzählt der Ver.di-Gewerkschaftssekretär Özay Tarim gegenüber 24RHEIN: „Das ist erschreckend, sowas darf es in der Winterzeit nicht geben“. Und der Schreck droht noch größer zu werden, denn: In dieser Woche starten die Weihnachtsferien – mit fast 1.000.000 erwarteten Passagieren in Köln und Düsseldorf.
Bereits in den vergangenen Sommer- und Herbstferien gab es sowohl am Flughafen Köln/Bonn, als auch am Flughafen in Düsseldorf ein regelrechtes Chaos vor den Sicherheitskontrollen – mit mehrere hundert Meter langen Warteschlangen. Der Grund für die langen Wartezeiten damals: Personalmangel bei den beauftragten Sicherheitsdienstleistern DSW (Düsseldorf) und Securitas Aviation Service (Köln/Bonn). Die Folge waren genervte Passagiere und verpasste Flüge. Droht nun zum Start der Winterferien ein erneutes Fiasko?
Wer ist für die Sicherheitskontrollen an den Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf zuständig?
Das Bundesinnenministerium ist für die Bereitstellung der Kontrollen zuständig – und hat die privaten Sicherheitsfirmen DSW (Düsseldorf) und Securitas Aviation Service (Köln) zur Umsetzung beauftragt. Die Bundespolizei habe dabei die Rolle der Fachaufsicht, wie der Sprecher der Bundespolizei, Jens Flören, erklärt. Das heißt, sie stelle sicher, dass die Sicherheitskontrolle auf höchstmöglichem Niveau durchgeführt wird. Deshalb übernehmen die Polizisten die Ausbildung beziehungsweise Zertifizierung der Luftsicherheitsassistenten.
Flughafen Köln/Bonn und Flughafen Düsseldorf: Wartezeiten sind „massiver Imageschaden“
Die Dienstleister wurden laut Özay Tarim nach den chaotischen letzten Monaten bereits zwei Mal aufgrund von mangelnder Erfüllung des Auftrags abgemahnt. Auch die Bundespolizei verweist in einer Mitteilung auf den zugrundeliegenden Vertrag: „Wir pochen darauf, dass die Unternehmen ihre vertraglichen Verpflichtungen einhalten“. Damals bezeichnete Tarim die Wartezeiten als „massiven Imageschaden“ für die beiden Großflughäfen.

Und die Sicherheitsfirmen gelobten Besserung: „Beide Sicherheitsdienstleister haben zugesichert, dass sie mit Blick auf das zu erwartende erhöhte Fluggastaufkommen im Zuge des bevorstehenden Reisendenverkehrs, alles unternehmen, um ein Maximum an Luftsicherheitspersonal einzusetzen“, so Bundespolizeisprecher Jens Flören gegenüber 24RHEIN. Das solle auch im Fall von Erkrankungen gelten. Doch müssen Passagiere vor den Winterferien erneut mit längeren Wartezeiten rechnen?
Die Flughäfen Köln/Bonn und Düsseldorf in den Weihnachtsferien
Viele Menschen fliegen in den Weihnachtsferien in den Urlaub. Das Flugaufkommen an den großen NRW-Flughäfen in Düsseldorf und Köln/Bonn ist entsprechend hoch:
- Der Flughafen Köln/Bonn rechnet in den Ferien mit insgesamt 290.000 Passagieren.
- Als Hauptreisetag wird der erste Freitag in den Ferien (23. Dezember) erwartet, mit etwa 22.500 Passagieren.
- Das sind ein Drittel mehr als im selben Zeitraum 2021.
- Mit längeren Warteschlangen sei dort, laut Sprecher Lukas Weinberger, jedoch nicht zu rechnen.
- Am Flughafen in Düsseldorf rechnet man mit mehr als 600.000 Fluggästen in den Ferien.
- Diese verteilen sich auf etwa 4.800 Flüge.
- Der 23. Dezember wird auch in Düsseldorf als Hauptreisetag erwartet. Da wird es mit rund 35.000 Passagieren besonders voll.
Flughafen Köln/Bonn rechnet nicht mit langen Warteschlangen in den Ferien
Generell sei die Zahl der Reisenden um die Weihnachtstage zwar höher, sie sei aber nicht mit denen aus den Sommer- oder Herbstferien vergleichbar, wie der Sprecher des Kölner Flughafens Lukas Weinberger erklärt. „Lange Warteschlangen gibt es dementsprechend nicht“.
In Düsseldorf erwartet man ein erhöhtes Fluggastaufkommen, so Sprecher Tankred Stachelhaus: „Dementsprechend sind wir vorbereitet und tauschen uns intensiv mit allen an den Passagierprozessen beteiligten Partnern aus“. Deshalb sollen Fluggäste am Flughafen Düsseldorf ausreichend Zeit einplanen und sich an die Hinweise der Fluggesellschaft oder des Reiseveranstalters halten.
Auch die Bundespolizei zeigt sich zuversichtlich, dass sich die Szenen aus den vergangenen Ferien nun nicht wiederholen werden: „Die Dienstleister haben uns fest zugesagt, dass das Personal, das aufgrund der Reisenden-Prognosen zur Verfügung stehen muss, auch zur Verfügung steht“, heißt es in einer Mitteilung. Längere Wartezeiten seien an den Haupt-Reisetagen aber dennoch möglich.
Düsseldorfer Flughafen rechnet mit 34 Prozent mehr Passagieren in 2023
Auch wenn es in den Winterferien nicht allzu chaotisch werden sollte – das Problem könnte sich bald danach verschärfen, denn im nächsten Jahr soll das Passagieraufkommen weiter steigen: „Der Flughafen Düsseldorf rechnet im nächsten Jahr mit einem 34 Prozent höheren Fluggastaufkommen“, so der Gewerkschaftler Özay Tarim. Sind die Sicherheitsfirmen darauf vorbereitet?

Laut Tarim ist die Antwort klar: „An beiden Flughäfen ist aktuell die Personaldecke leider nicht so aufgebaut, wie es zu erwarten wäre, damit es bei erhöhtem Flugaufkommen ausreichend ist“. Dabei habe er darauf gehofft, dass aus den chaotischen Erfahrungen der letzten Monate und Jahre gelernt worden sei.
Gewerkschafter: Hunderte Mitarbeiter fehlen
Und der Personalmangel ist eklatant: „Bei Sercuritas in Köln fehlen 100 bis 120, in Düsseldorf sogar 400 bis 500 neue Mitarbeiter“, so Tarim. Bei den Sicherheitsfirmen werde zwar versucht, neue Kräfte anzuwerben, aber: „Beide Unternehmen werben ausschließlich in Teilzeit an und stellen auch nur in Teilzeit ein, wer soll denn da kommen?“ Gerade mit Sicht auf die Inflation sei das Angebot für Personen, die nicht direkt am Flughafen wohnen, einfach nicht attraktiv genug. Deshalb gebe es zwar Absichtserklärungen, „aber in Zahlen treten wir auf der gleichen Stelle“.
Zumindest bisher, denn: Laut dem Ver.di-Gewerkschaftssekretär sollen die aktuellen Mitarbeiter des DSW ab dem 1. Februar 2023 in Vollzeit angestellt werden. Auch für zukünftige Einstellungen soll dann der Vollzeitarbeitsplatz als Standard gelten. Ob dies jedoch tatsächlich so eintritt und ob auch in Köln solche Maßnahmen kommen, muss abgewartet werden. Doch, um bereits in den Weihnachtsferien schnellere Kontrollen zu ermöglichen, können auch Passagiere bereits einiges tun.
Was Fluggäste für einen schnelleren Ablauf tun können
- In Düsseldorf bereits im Vorfeld einen Parkplatz online buchen.
- Nach dem Check-In direkt zur Sicherheitskontrolle begeben, so der Düsseldorfer Flughafensprecher.
- Nur das Nötigste für den Flug im Handgepäck mitführen.
- Beutel mit Flüssigkeiten und Elektrogeräte an der Kontrolle bereits griffbereit haben.
- Getränkeflaschen bereits vor der Kontrolle entleeren oder entsorgen.
- Kleine Gegenstände wie Schlüssel oder Armbanduhr bereits in der Jacke verstauen.
- Die Bundespolizei empfiehlt, rund zwei Stunden vor Abflug am Flughafen zu sein.
- Zudem sollten Reisende sich im Vorfeld informieren, was im Handgepäck mitgeführt werden darf.
- Am Kölner Flughafen können Reisende kostenlos ab 72 Stunden vor ihrem Abflug online ein festes Zeitfenster für die Sicherheitskontrolle reservieren. Dafür sorgt der Service „CGNGateWay“, so der Kölner Flughafensprecher.
- Weitere Tipps und Hinweise gibt es auf der Webseite des Düsseldorfer Flughafens.
Tarim erwartet gleiche Probleme im nächsten Jahr
Doch selbst, wenn alle Fluggäste sämtliche Tipps befolgen, bleibt ein grundlegendes Problem: der Personalabbau im Zuge der Corona-Pandemie. „Das abgebaute Personal kriegt man nicht so schnell wieder eingestellt“, so Tarim. Und noch etwas Grundlegenderes kritisiert der Gewerkschaftssekretär: „Man hat Aufgaben in Hände von privaten Dienstleistungsunternehmen gelegt, die damit Geld verdienen wollen. Das Ergebnis ist eine knappe Personaldecke bei maximalen Passagierzahlen“.
So steuern die Flughäfen im kommenden Jahr auf die gleiche Situation wie 2022 zu: „Das wird kein Mensch verstehen“. Doch für eine andere Lösung muss man, laut Tarim, gar nicht weit schauen.
Sicherheitskontrollen: Bayern als Vorbild
Ein mögliches Vorbild: Bayern. Dort liegt die Sicherheitskontrolle in den direkten Händen der Luftämter. „Die arbeiten nicht gewinnorientiert, dort gibt es kaum Personalmangel und Wartezeiten“, so Tarim. Gerade beim Thema Sicherheit sei es umso wichtiger, dass solche Kontrollen in den Händen des öffentlichen Dienstes liegen.
„Solche Diskussionen würden wir in NRW begrüßen: Ist dieses System überhaupt in der Qualität der Arbeit das richtige?“, so der Gewerkschafter. Ansonsten hilft, laut Tarim, nur eines: „fordern, hoffen, beten“. (mg) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.