Autonom fahrende Busse und Bahnen in NRW? Erste Beispiele gibt es in Deutschland schon
Die Landesregierung von NRW will den ÖPNV modernisieren. Vier Projekte werden nun gefördert – und auch autonome Züge und Busse sind zukünftig denkbar.
Köln – Der ÖPNV in NRW soll attraktiver werden. Umfangreiche Modernisierungen und der Einsatz modernster Technik sollen dabei helfen. Dafür veranstaltete das Verkehrsministerium aus NRW zuletzt einen Landeswettbewerb zur Anwendung von künstlicher Intelligenz (KI) im ÖPNV. Vier KI-Projekte haben gewonnen und werden nun gefördert, und: Unter Umständen sind in Zukunft auch autonom fahrende Züge auf NRWs Schienen unterwegs.
KI im ÖPNV in NRW: Vier Projekte sollen Busse für Fahrgäste attraktiver machen
„Wir nutzen die Chancen der Digitalisierung und möchten unseren Vorsprung weiter ausbauen. Gemeinsam mit Wirtschaft und Wissenschaft treiben wir die Mobilitätswende in Nordrhein-Westfalen weiter voran“, sagte NRW-Verkehrsminister Oliver Krischer im Zuge des Wettbewerbs. Eine Fachjury aus Politik, Vertretern des ÖPNV und der Wissenschaft haben die Gewinner gekürt. Insgesamt werden die folgenden Projekte mit bis zu einer halben Million Euro gefördert:
- AI Based Occupancy Prediction: Das Projekt der Better Mobility GmbH aus Aachen soll Fahrgästen mithilfe einer KI eine Prognose geben, wie voll ein Bus sein wird – und das ohne Zählsystem.
- Entwicklung einer KI-Methode für On Demand-Angebot: Ein KI-Projekt der Hochschule Niederrhein soll dabei helfen, geeignete Gebiete für Verkehrsmittel auf Abruf zu finden. „On Demand-Verkehr ermöglicht Fahrgästen Reisen in schwächer strukturierten Gebieten“, so das Verkehrsministerium.
- Multibus-Prognose: Das Projekt der Firma KI-Performance GmbH aus Köln soll den MultiBus im Kreis Heinsberg verbessern, wie das Ministerium schreibt: „Der MultiBus ist ein mit Kleinbussen betriebenes, bedarfsorientiertes Angebot der WestVerkehr GmbH ohne festen Linienweg und fährt die Kunden nur nach Vorbestellung von Haltestelle zu Haltestelle bzw. bis vor die Haustüre“. Die Künstliche Intelligenz soll zukünftig die Nachfrage vorhersagen, um schneller und besser auf Reisewünsche reagieren zu können.
- Flexibilisierung von Gemeinschaftsverkehren: „In diesem Projekt wird das bestehende Bürgerbus-System in Kreuztal durch KI von der Match Rider GmbH so verbessert, dass das Angebot besser zu den Fahrtwünschen der Bürgerinnen und Bürger passt“, so das Ministerium. Fahrten im Gemeinschaftslinienverkehr sollen demnach einfacher und flexibler zu buchen sein.
KI bei Bussen: Viele Voraussetzungen in NRW schon gegeben
Zudem sei auch ein Ausbau von autonomen ÖPNV-Angeboten perspektivisch möglich, wie das Verkehrsministerium mitteilte: „Fahrerloses Fahren ist in Deutschland entsprechend Straßenverkehrsgesetz (StVG) grundsätzlich möglich“, heißt es in der Antwort auf eine kleine Anfrage der AfD im Landtag von NRW.
Aktuell hakt es in Bezug auf Busse aber noch an einer zentralen Stelle: zugelassenen Fahrzeugen. „Zurzeit gibt es allerdings am Markt noch keine Kraftfahrzeuge mit autonomer Fahrfunktion, welche über die notwendige Betriebserlaubnis des Kraftfahrtbundesamtes verfügen“, so das Verkehrsministerium.
Dabei seien viele Voraussetzungen bereits gegeben: NRW biete laut Ministerium bereits heute sehr gute Bedingungen, um autonomes Fahren im und außerhalb des öffentlichen Straßenraums zu erproben. „In Nordrhein-Westfalen wurden zudem verschiedene Projekte mit Bezug zum autonomen Fahren mit Landesmitteln gefördert“. Und das mit gutem Grund: Autonome Verkehrsmittel sollen die Zahl der Unfälle drastisch reduzieren, so die Hoffnung.
Autonome Züge auch aufgrund des Fachkräftemangels nötig
Einen Schritt weiter ist man bereits beim Schienenverkehr: In Nürnberg fahren bereits seit 2008 autonome U-Bahnen. Auch in Hamburg sind bereits autonome S-Bahnen unterwegs. Und auch die Deutsche Bahn setze schon lange auf autonome Zugleit- und Zugsicherungssysteme, wie das Verkehrsministerium mitteilte. Dadurch biete das Verkehrsunternehmen perfekte Voraussetzungen, um auch vollautomatisches Fahren zu erforschen und zu entwickeln.

Der technische Fortschritt sei laut Ministerium auch dringend nötig, denn: Es mangelt an Personal. Schon jetzt fehlen bundesweit tausende Lokführerinnen und Lokführer. Zusammengerechnet über 1,3 Millionen Überstunden im vergangenen Jahr sprechen eine deutliche Sprache. Der Altersschnitt bei Lokführern der Deutschen Bahn ist mit 46 Jahren zudem recht hoch, in den nächsten Jahren droht sich der Mangel an geeignetem Personal durch Renteneintritte nochmal deutlich zu verschlimmern. (mg) Fair und verlässlich informiert, was in Bonn passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.