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Ryanair-Landung in Dortmund geht fast schief – Behörde untersucht Vorfall

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Von: Thomas Kemmerer

Im Dezember überrollt eine Boeing 737 von Ryanair fast das Ende der Landebahn in Dortmund – mit 175 Menschen an Bord. Nun untersucht die Flugunfall-Behörde den Vorfall.

Dortmund – Es war der 5. Dezember 2022, gegen 15:24 Uhr. Eine Linienmaschine der Günstig-Airline Ryanair auf dem Weg von London Stansted nach Nordrhein-Westfalen, gerade hatte ein Fluglotse den Anflug auf Piste 06 des Flughafens Dortmund freigegeben. An Bord: 169 Passagiere, vier Mitglieder der Kabinenbesatzung, zwei Piloten. Es war hell, leichter Schneefall. Routine für die Cockpit-Besatzung – und doch wäre die Landung auf der insgesamt 2000 Meter langen Piste des Flughafens Dortmund fast schiefgegangen.

Denn als die Boeing 737 um 15:28 Uhr in Dortmund aufsetzte, gelang es den Piloten nur mühsam, das Flugzeug vor dem Ende der Bahn zu stoppen. Die Ryanair-Maschine überrollte das Pistenende, kam erst im „Clearway“ - einer Art Sicherheitspuffer für startende und landende Flugzeuge - zum Stehen. Bis zum Gras fehlten nur wenige Meter. Das geht aus einem im März veröffentlichten Bericht der BFU Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung hervor. Die Behörde stuft den Vorfall auf dem Flughafen Dortmund als „Schwere Störung“ ein.

► Der Flughafen Dortmund ist gemessen am Passagieraufkommen der drittgrößte Flughafen in NRW. Die meisten Flüge werden von der osteuropäischen Billigairline Wizz Air durchgeführt, auch Ryanair, Eurowings und SunExpress bieten Linienflüge ab Dortmund an. 

► Die Fluglinie Ryanair verfügt über 500 Maschinen vom Typ Boeing 737 – nur die zugekaufte Tochter Laudair hat noch 29 Airbus A320 im Einsatz. Die Airline mit Sitz in Irland ist Europas größter Billigflieger.

► Als „Schwere Störung“ bezeichnet die BFU Bundesstelle für Flugunfalluntersuchung „ein Ereignis beim Betrieb eines Luftfahrzeugs, dessen Umstände darauf hindeuten, dass sich beinahe ein Unfall ereignet hätte“.

BFU-Zwischenbericht zur „Schweren Störung“ am Flughafen Dortmund

Wie konnte es zu dieser gefährlichen Situation auf dem Flughafen Dortmund kommen? Das untersuchen jetzt die Experten der BFU. Wenn große Flugzeuge das Bahnende überrollen, endet es in den meisten Fällen glimpflich, zumindest für die Menschen an Bord. Doch im schlimmsten Fall gerät der Flieger außer Kontrolle, wird beschädigt – laufende Triebwerke, Kraftstoff, der austritt: höchste Feuergefahr!

Noch ist die Untersuchung der BFU nicht abgeschlossen. In dem jetzt veröffentlichten „Zwischenbericht“ listet die Behörde Fakten auf, die sie bei den Beteiligten eingesammelt oder von Datenträgern ausgelesen hat. Wie etwa das Wetter, die Informationen, die den Piloten übermittelt wurden. Und dass der nahezu vollbesetzten Boeing aufgrund einer versetzten Landeschwelle nur 1700 Meter Bahnlänge zur Verfügung standen.

Eine Ryanair Boeing 737 rollt 2013 am Flughafen Dortmund
Eine Ryanair Boeing 737 am Flughafen Dortmund (Archiv, Montage) © Peter Brenneken / Imago & Chromeorange / Imago

Ryanair-Jet überrollt fast Landebahn: Flughafen Dortmund meldete nassen Schnee

Vor der Freigabe des Anflugs auf Dortmund informierte der Radarlotse die Besatzung auch über den Zustand der Landebahn: „It‘s one hundred Percent wet and and two milimetres wet snow“ – die Bahn ist komplett nass, bedeckt mit zwei Millimetern nassem Schnee.

Die Flugunfall-Experten halten fest: Der Ryanair-Jet setzte innerhalb der vorgesehenen Landezone auf, danach waren alle Bremssysteme aktiv – Schubumkehr, Störklappen, Radbremsen. Auch eine Untersuchung unmittelbar nach dem Vorfall ergab keinerlei Anzeichen, dass es technische Probleme mit den Bremssystemen der Boeing 737 gab.

► Woran hat es also gelegen? Warum schoss die Ryanair-Boeing am 5. Dezember 2022 in Dortmund fast über die Landebahn hinaus? Waren die Konditionen zu schlecht für eine Landung auf einer verkürzen Piste, waren die Piloten nicht ausreichend auf die Situation vorbereitet? Noch lässt der Zwischenbericht der BFU keine Schlüsse zu. Doch die Untersuchung geht weiter. Damit aus den Erkenntnissen gelernt und dadurch künftige Unglücke verhindern werden können. (kem/IDZRNRW)

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