1. 24RHEIN
  2. Leben im Westen
  3. Verkehr

Tankrabatt ab 1. Juni: „Run auf die Tankstellen wird historisch“

Erstellt:

Von: Max Müller

Ab 1. Juni werden durch den Tankrabatt Diesel und Benzin billiger. Doch Autofahrer sollten mit dem Tanken nicht warten. Warum? Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Köln – Es ist ein Anblick, an den sich viele Autofahrer schmerzlich gewöhnt haben: die „2“ vor dem Komma auf der Preistafel vieler Tankstellen. In einigen Tagen wird sich das ändern und zumindest bis Ende August auch so bleiben. Denn ab 1. Juni greift der Tankrabatt. 24RHEIN beantwortet die wichtigsten Fragen, die sich Autofahrer jetzt stellen.

Tankrabatt für Autofahrer: Was ist das?

Der Tankrabatt ist ein Teil des Energie-Entlastungspaketes, das die Ampel-Koalition beschlossen hat. Eine zentrale Maßnahme: Benzin und Diesel sollen durch Steuererleichterungen günstiger werden. Insgesamt will die Bundesregierung 15 Milliarden Euro ausgeben, um Bürgerinnen und Bürger finanziell zu entlasten. Eine wichtige Hürde gab es allerdings zunächst noch: Der Bundesrat musste zustimmen. Es gab Streit um das 9-Euro-Ticket, das ebenfalls ein Teil des Paketes ist.

Neben Tankrabatt und günstigen Bahntickets sollen alle einkommenssteuerpflichtigen Erwerbstätigen eine Energiekostenpauschale in Höhe von 300 Euro erhalten, die einmalig mit der Gehaltsabrechnung ausgezahlt wird. Auch Familien mit Kindern und Empfänger von Sozialhilfe bekommen einen zusätzlichen Bonus.

Tanken: Wie viel billiger werden Benzin und Diesel durch den Tankrabatt?

Seit dem Beginn des Ukraine-Konflikts ist der Spritpreis rapide angestiegen: Von Ende Februar bis Mitte März lag der Preis für einen Liter Diesel laut ADAC um rund 65 Cent höher, für Super E10 rund 45 Cent.

Laut Finanzministerium soll sich der Steuersatz bei Benzin um 29,55 Cent pro Liter reduzieren, bei Diesel um 14,04 Cent. Rechnet man das hoch, können Autofahrer künftig kräftig profitieren: Wer ab 1. Juni 50 Liter Benzin tankt, spart 15 Euro. 50 Liter Diesel zu tanken, wird 7 Euro billiger.

Wer bekommt den Tankrabatt?

Alle. Was auf den ersten Blick fair klingt, finden Wirtschaftsexperten ungerecht. Denn die finanzielle Situation vieler Autofahrer ist in aller Regel sehr unterschiedlich. Bisweilen korreliert die Tankmenge auch mit dem Kontostand. „Von Tankrabatten profitieren typischerweise die, die viel fahren. Und das sind die, die viele Autos haben. Das sind typischerweise die Besserverdienenden“, sagte Wirtschaftsweise Veronika Grimm tagesschau.de.

Lohnt sich Tanken im Ausland?

Für viele Menschen aus Nordrhein-Westfalen dauert die Fahrt zur nächsten Tankstelle in die Niederlande nicht allzu lange. Lohnt sich also ein Trip? Die klare Antwort: Nein. In Deutschland kostet ein Liter Super E10 im bundesweiten Durchschnitt 2,090 Euro, wie der ADAC am Mittwoch (19. Mai) mitteilte. In den Niederlanden muss man pro Liter 2,375 Euro bezahlen. Auch der Diesel ist hierzulande mit 2,028 Euro pro Liter deutlich günstiger als in den Niederlanden (2,102 Euro).

Auf einer Tafel werden die Preise von Benzin Super E10, Benzin Super und excellium Super Plus an einer Tankstelle des Mineralölkonzerns Total in der Chausseestraße angezeigt.
Zahlen aus einer anderen Welt: Bald könnten Preise aus dem Oktober 2021 wieder realistisch sein. © Carsten Koall/dpa

Anders sieht die Situation in grenznahen Regionen zu Polen, Tschechien, Österreich oder Luxemburg aus. Dort sei Tanken derzeit zum Teil erheblich preiswerter als in Deutschland, schreibt der ADAC auf seiner Homepage.

Sollten Autofahrer mit dem Tanken bis zum 1. Juni warten?

Wenn Autofahrer bereits jetzt wissen, dass der Sprit ab 1. Juni deutlich günstiger wird: Sollten sie mit der nächsten Fahrt zur Tankstelle warten? Die ökonomische Theorie sagt Ja. Die Praxis sieht jedoch anders aus. „Der Run auf die Tankstellen wird historisch“, sagte Duraid El Obeid, Vorsitzender des Bundesverbands Freier Tankstellen, der Wirtschaftswoche.

Der ADAC warnt vor Wartezeiten und langen Schlangen vor den Zapfsäulen. Außerdem könnten Lieferengpässe dafür sorgen, dass einige Autofahrer komplett leer ausgehen. Im Klartext bedeutet das: Wer im Mai bewusst nicht mehr tankt, dem könnte im Juni der Sprit ausgehen. Der ADAC empfiehlt deshalb, früher zu tanken.

Welche Kritik gibt es am Tankrabatt?

Milliarden Euro ausgeben, um Autofahren günstiger zu machen? Das klingt nicht gerade wie ein Vorschlag der Grünen. Doch da sie ein Teil der Koalition sind, tragen sie die Maßnahmen mit, als Ausgleich hat die Partei immerhin das 9-Euro-Ticket bekommen, wie Bahn-Experte Christian Böttger im Interview erklärt. Dennoch ist Wirtschaftsminister Robert Habeck anzumerken, wie schwer ihm die Zusage über die Lippen geht: Der Tankrabatt sei „nicht das zielgenaueste Mittel“. Doch man habe es nun mal so vereinbart und der Sprit bleibe trotzdem teuer.

Fraglich ist, wie das mit dem von der Politik selbst ausgerufenen Ziel zusammenpasst, mehr Energie sparen zu wollen. „Es ist kontraproduktiv, jetzt in dieser Situation die Tankstellenpreise zu senken, weil dann auch mehr gefahren wird. Und genau das Gegenteil möchte man gerade erreichen“, wird die Wirtschaftsweise Veronika Grimm auf tagesschau.de zitiert. „Zum Fenster herausgeschmissenes Geld“, kommentiert Jens Südekum, Ökonom an der Universität Düsseldorf, den Tankrabatt. (mm) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

Auch interessant