Verhandlungen zwischen Bahn und EVG gescheitert – weitere Streiks drohen
Auch die dritte Verhandlungsrunde im Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Gewerkschaft EVG ist gescheitert. Jetzt drohen weitere Bahn-Streiks.
Fulda – Der Tarifstreit zwischen der Deutschen Bahn und der Eisenbahngewerkschaft EVG droht noch weiter zu eskalieren. Am Mittwoch hat die Bahn die dritte Verhandlungsrunde im Tarifkonflikt für beendet erklärt – ergebnislos. Die Verhandlungen wurden vertagt. Eine Nachricht, die Bahn-Reisenden überhaupt nicht gefallen dürfte. Denn damit drohen weitere Bahn-Streiks in den kommenden Wochen.

Nach Scheitern der Verhandlungen: Neue Bahn-Streiks drohen
„Wir haben gestern ein deutlich verbessertes Angebot vorgelegt, historisch das höchste Angebot in der Geschichte der Deutschen Bahn“, sagte Personalvorstand Martin Seiler am Mittwoch in Fulda. „Und dennoch hat die EVG das als nicht verhandlungsfähig bezeichnet und ist nicht bereit, auf dieser Grundlage überhaupt in Verhandlungen einzusteigen.“ Die Weigerung der EVG sei unverständlich, so Seiler.
In einem eigenen Statement hat die EVG die Vorwürfe der Bahn zurückgewiesen und sich verhandlungsbereit erklärt. „Statt gemeinsam nach Wegen zu suchen, wie wir ins Verhandeln kommen, packt der Verhandlungsführer der DB AG seine Koffer und verlässt den Verhandlungsort. Das ist für uns völlig unverständlich“, so EVG-Verhandlungsführer Kristian Loroch in der Stellungnahme. Die EVG kritisiert, dass die Bahn ihr jüngstes Angebot nicht nachbessern will. Beide Seiten attackieren sich mit Vorwürfen. Die Fronten scheinen verhärtet.
„Weitere Warnstreiks können wir nicht ausschließen“
Nachdem nun auch die dritte Verhandlungsrunde gescheitert ist, sind weitere Warnstreiks in den nächsten Wochen wahrscheinlich. Zuletzt hatte die EVG am 21. April zum Streik aufgerufen. Stundenlang war der Bahnverkehr bundesweit lahmgelegt. Für besonders viel Aufsehen hatte zudem der „Mega-Streik“ am 27. März gesorgt. Damals hatte nicht nur die EVG einen ganzen Tag lang die Deutsche Bahn bestreikt – zusätzlich gab es auch einen Verdi-Streik im öffentlichen Dienst. Dort gab es inzwischen eine Einigung im Tarifstreit.
Bei Bahn und EVG scheint man davon noch weit entfernt zu sein. Die Deutsche Bahn sei gut beraten, „noch einmal in sich zu gehen und ernsthaft zu prüfen, wie sie ein Angebot unterbreiten kann, dass auf die Forderungen der EVG eingeht“, so Loroch am Mittwoch. Dazu gehöre auch ein Stundenlohn, „der tatsächlich dem Mindestlohn entspricht“. Der EVG-Verhandlungsführer betont auch: „Weitere Warnstreiks, um unserer Forderung Nachdruck zu verleihen, können wir nicht ausschließen.“
Das bietet die Bahn; das fordert die EVG
Die Bahn hatte am Dienstag für rund 180.000 Beschäftigte ein weiteres Angebot vorgelegt. Neben einem steuer- und abgabenfreien Inflationsausgleich von insgesamt 2850 Euro sieht dieses Angebot auch eine stufenweise Erhöhung ab März 2024 von insgesamt 10 Prozent für die unteren und mittleren sowie 8 Prozent für die oberen Lohngruppen vor. Die EVG lehnte das Angebot aber als nicht verhandlungsfähig ab.
Die Gewerkschaft fordert im Tarifkonflikt mit der Eisenbahnbranche mindestens 650 Euro mehr im Monat oder zwölf Prozent bei den oberen Einkommen sowie eine Laufzeit von einem Jahr. (bs mit dpa-Material) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.