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„Wurde kaltgestellt“ – Redakteur will 75.000 € vom WDR, doch das könnte schwierig werden

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Von: Mick Oberbusch

Jürgen Döschner, WDR-Fassade (Montage).
Der Streit zwischen Jürgen Döschner und dem WDR geht in die nächste Runde (IDZRW-Montage). © Horst Galuschka/Imago & Rolf Vennenbernd/dpa

Der Streit zwischen dem langjährigen Redakteur Jürgen Döschner und dem WDR wandert vor das Arbeitsgericht. Ein Gütetermin brachte keine Einigung.

Köln – Der Streit zwischen Jürgen Döschner-Schülke, langjährigem Redakteur beim WDR, und dem Kölner Sender selbst geht in die nächste Runde. Nachdem Döschner seinen Arbeitgeber am 27. Oktober wegen „Nichtbeschäftigung“ auf 75.000 Euro Entschädigung verklagt hatte, wanderte der Fall nun vor das Kölner Arbeitsgericht, wo es am 21. Dezember zu einem sogenannten Gütetermin kam. Einigen konnte man sich jedoch nur auf eines: Dass man sich am 15. März 2023 zu einem Kammertermin wiedersieht.

Jürgen Döschner und WDR treffen sich vor Gericht – so lief der Gütetermin

► Zu Beginn des Gütetermins brachten die Kläger-Seite (Döschner) und die Angeklagten-Seite (WDR) noch einmal ihre Argumente vor: Der Haupt-Streitgegenstand war ein seitens des Klägers und seines Anwalts Jasper Prigge geäußerter Vorwurf der „Verletzung seiner Persönlichkeitsrechte“ durch den WDR. Diese sah Döschner insofern verletzt, als dass man ihm nicht erlaubte, seine Beiträge, die inhaltlich nie kritisiert worden seien, im öffentlich-rechtlichen Rundfunk auszustrahlen.

► Der Kläger fühlt sich vom Sender „kaltgestellt“ und wollte seinen Beruf, den er laut Eigenaussage als „Dienst an der Gesellschaft“ versteht, gerade in der aktuellen Zeit unbedingt ausüben, weil seine Kernkompetenzen (Klima- & Energiefragen) aktuell mehr denn je gebraucht würden.

► Seitens des WDR hatte man gehofft, sich außergerichtlich zu einigen – „doch jetzt sitzen wir hier“, sagte Arbeitsrechtler Herbert Hetzfeld für den WDR. „Eine Persönlichkeitsrechtsverletzung würden wir nicht anerkennen“, hieß es weiter. Man habe Döschner diverse Angebote unterbreitet, unter anderem für den WDR-Sender Cosmo oder auch im Schichtdienst eingesetzt zu werden, die jedoch allesamt abgelehnt worden seien. Die Kläger-Seite bestritt dies.

► Gerade die Versetzung Döschners zu WDR Cosmo war großer Gegenstand des Gütetermins. Während Döschner selbst erklärt, gegen seinen Willen zu Cosmo versetzt worden zu sein, erwidert der WDR, dies stimme schlicht nicht. „Sie haben eine sehr konkrete Vorstellung, was Sie machen wollen“, hieß es von Angeklagten-Seite. „Wenn Sie sagen, Sie sind bereit, Schichtdienst zu machen, können wir sofort im Januar damit anfangen“, erklärte Joachim Ebhardt aus dem Justiziariat des Kölner Senders

► „Es gibt keine Pflicht bzw. keinen arbeitsrechtlichen Anspruch, dass der Intendant bzw. der Sender sie dort einsetzt, wo und wie sie wollen“, erklärte der anwesende Richter Ralf Heiden. „Es geht darum, den Rundfunkauftrag zu erfüllen, darüber zu entscheiden, maßt sich kein Arbeitsgericht an.“

► Ein möglicher Einigungsvorschlag: Ein moderiertes Trennungsverfahren zwischen beiden Parteien. Dazu wurde ein Kammertermin anberaumt – am 15. März 2023, um 10 Uhr.

Jürgen Döschner im Streit mit dem WDR – was bislang passiert ist, worum es geht

Der Energie- und Klimaexperte Döschner wirft dem öffentlich-rechtlichen Sender vor, er könne nur wenige Stunden im Monat arbeiten – weil seine Vorschläge für Beiträge stets abgelehnt werden würden. Dabei verdiene er ein Jahresbruttogehalt von 100.000 Euro. Bereits seit September 2019 habe Döschner so gut wie keine Berichte, Kommentare oder andere journalistischen Produkte in WDR-Produktionen veröffentlichen können, erklärt Döschners Anwalt Jasper Prigge.

WDR reagiert auf Vorwürfe von Döschner – „hielt sich nicht an verabredete Workflows“

Der WDR reagierte kurze Zeit später auf die Vorwürfe – und warf Döschner dabei unter anderem vor, sich nicht an festgelegte Absprachen gehalten zu haben. „Beitragsangebote seinerseits, beispielsweise dem Newsroom gegenüber, scheiterten meist nicht an inhaltlichen Positionen, sondern an der Tatsache, dass er sich nicht an verabredete Workflows hielt“, hieß es in einem Statement des Senders. Kurz darauf hatten auch Newsroom-Beschäftigte des WDR einen offenen Brief verfasst und ihrem Arbeitgeber in der Angelegenheit den Rücken gestärkt.

Das ist Jürgen Döschner

► Jürgen Döschner ist 1957 in Duisburg geboren und studierte in Dortmund Journalistik und Geschichte.

► Seit 1984 ist er in verschiedenen Funktionen für den WDR und die ARD tätig. Von 1997 bis 2002 war er Korrespondent und Studioleiter im ARD-Hörfunkstudio Moskau.

► Seit Ende 2011 galt Döschner als offizieller „Energieexperte“ des ARD-Hörfunks und arbeitete in dieser Funktion in der Chefredaktion des WDR-Hörfunks.

WDR vs. Redakteurin: Auch Fall Simone Standl ging vor das Arbeitsgericht

Es ist nicht der erste Rechtsstreit, den sich der WDR mit einer langjährigen Arbeitskraft liefert. Erst Anfang Oktober 2022 hatte der Sender eine Abfindung an seine ehemalige Moderatorin Simone Standl gezahlt, die gegen den Kölner Sender geklagt hatte. Sie sei als Moderatorin der WDR Lokalzeit Köln abgesägt worden, weil sie „zu alt und nicht divers genug“ sei. (mo) Fair und unabhängig informiert, was Köln & in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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