1. 24RHEIN
  2. People

Martin Rütter erklärt Phänomen: Schwarze Hunde werden „mit Skepsis betrachtet“

Erstellt:

Von: Marvin K. Hoffmann

Menschen fürchten sich vor schwarzen Hunden mehr als vor hellen Hunden. Hundeexperte Martin Rütter erklärt das Phänomen, das traurige Folgen hat.

Hamm – Landen Tier erst einmal im Tierheim, ist es für sie oft schwer, eine liebevolle Familie und ein neues Zuhause zu finden. Schwarze Hunde haben es dabei besonders schwer. „Kleine, helle und junge Hunde sind oftmals besser zu vermitteln als größere, ältere Hunde mit dunklem Fell“, bestätigen die Tierschützer von Hunderettung Europa auf Nachfrage von wa.de. Das traurige Phänomen ist bekannt. Menschen fürchten sich vor dunklen Hunden offenbar mehr. Das weiß auch Hundetrainer und -Experte Martin Rütter.

Martin Rütter über schwarze Hunde: „Auch viele Kinder fürchten sich eher“

„Schwarze Hunde werden nicht nur von vielen erwachsenen Menschen mit Skepsis betrachtet, auch viele Kinder fürchten sich eher vor einem dunklen, schwarzen Hund als vor einem hellgelben“, erklärt Rütter, der zudem die richtigen Tipps für brenzlige Situationen mit Hunden kennt, gegenüber wa.de.

Der Hundetrainer, der mit seiner Show unter anderem auch im Dezember 2023 in Hamm (NRW) Halt macht, meint: „Ein gelber oder brauner Hund wirkt spontan viel freundlicher, erinnert an den Teddybären aus dem Kinderzimmer, sodass man ihm eher offen und unbefangen entgegentritt als einem schwarzen Hund. Zudem – und ich glaube, dass das ein sehr zentraler Punkt ist – ist es bei schwarzen Hunden bereits für erwachsene Menschen schwieriger, die Mimik zu erkennen und richtig zu deuten.“ Letzteres scheint oft auch ein Problem von Hunden selbst beim richtigen Umgang mit ihren schwarzfelligen Artgenossen zu sein.

Wenn ein Hund scheinbar Angst vor schwarzen Hunden hat, müsse geklärt werden, ob es sich wirklich um eine generelle Angst vor schwarzen Hunden handelt oder ob nicht auch andere Kriterien eine Rolle spielen. „So könnte ein Hund auch Angst vor einer bestimmten schwarzen Hunderasse haben oder aber Angst vor schwarzen langhaarigen Hunden. Vielleicht steigert sich die Angst des Hundes auch mit der Haarlänge?“, erklärt Hundetrainer Rütter. Denn: „Je länger die Haare eines Hundes sind, desto weniger Körpersprache und Mimik sind erkennbar.“ Mit gezieltem Training lasse sich das allerdings abbauen. Bei den Menschen ist das schon schwieriger.

Angst vor schwarzen Hunden kann manche Menschen besonders stark beeinträchtigen

Ist die Angst vor schwarzen Hunden einmal vorhanden, bekommt man sie nur schwer wieder raus. Manch einer könnte sogar eine Angststörung entwickeln. Wenn die Angst sehr stark ist, sehr häufig auftritt oder über lange Zeit anhält und verschiedene Lebensbereiche stark beeinträchtigt, ist das der Fall. „Angststörungen sind die häufigsten psychischen Erkrankungen. Etwa fünf bis 15 Prozent der Menschen leiden mindestens einmal im Leben an einer Angststörung. Frauen sind meistens doppelt so häufig betroffen wie Männer. Generalisierte Angststörung, Panikstörung, Spezifische Phobie, Soziale Phobie sowie Angst und Depression sind die am weitesten verbreiteten Formen der Angststörung“, erklärt Dr. Christine Amrhein von Pro Psychotherapie. Nicht immer muss die Angst vor schwarzen Hunden aber gleich eine Angststörung sein.

„Angst ist ein normales Gefühl. Sie kann hilfreich sein und vor Gefahren schützen“, meint Dr. Amrhein. Im Fall der schwarzen Hunde könnte sie evolutionsbedingt sein. Aus irgendeinem Grund ziehen die Menschen offenbar falsche Rückschlüsse. Die psychologische Fakultät der University of Florida hat vor einigen Jahren dazu einen Versuch durchgeführt.

Mithilfe eines Films zeigten die Forschenden den Probanden folgende Szene: Ein Kind beugt sich zu einem Hund hinunter, mit ausgestreckter Hand. Es will den Hund streicheln. Der Hund beißt das Kind. Es gab zwei Varianten: einmal mit schwarzem Hund, einmal mit weißem. Die Versuchsreihe ergab: Beim Hund mit weißem Fell sahen die Testpersonen überwiegend die Schuld beim Kind, beim schwarzen entschied die Mehrheit der Zuschauer: Es liegt am Hund.

Schwarze und dunkle Hunde sind also mit einem Vorurteil behaftet, das ihnen das Leben oft schwerer macht. Hier gilt das gleiche wie bei Menschen: Man sollte jedem eine Chance geben. Auch den weniger hellen Hunden in den Tierheimen – sie werden es Ihnen danken.

Auch interessant