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Rettungssanitäter aus Köln: „Haben zu viele Einsätze für zu wenig Fahrzeuge“

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Von: Johanna Werning

Rettungssanitäter und Influencer Luis Teichmann erzählt, wie schwierig die Situation aktuell für den Rettungsdienst ist. Aber gibt es eine Lösung?

Köln/Berlin – „Es ist ein super toller Job, Menschen zu helfen, aber in Vollzeit kaum mehr möglich“, das sagt Rettungssanitäter Luis Teichmann – seit acht Jahren fährt er in Köln Einsätze und rettet Leben. Doch mittlerweile ist die Belastung für ihn und seine Kollegen viel zu groß – nicht nur in Köln. In ganz Deutschland lautet die Devise beim Rettungsdienst „zu wenig Personal, zu viele Einsätze“, so der 26-jährige Rettungssanitäter im Sat.1-Frühstücksfernsehen am 28. Dezember.

„Haben zu viele Einsätze für zu wenig Fahrzeuge“: Rettungssanitäter am Limit

Immer häufiger passiert es, dass der Rettungswagen (RTW) gar nicht oder zu spät kommt – wegen der Überlastung des Systems. In Berlin kommt es sogar vor, dass über Stunden gar keine Rettungswagen verfügbar sind. Die Menschen müssen dort deutlich länger auf den Rettungsdienst warten als die vorgeschriebenen zehn Minuten. „Wir haben zu viele Einsätze für zu wenig Fahrzeuge, um das mal ganz einfach herunterzubrechen“, so Teichmann im Sat.1-Frühstücksfernsehen.

Das liege auch daran, weil die Rettungswagen auch immer häufiger zu Einsätzen gerufen werden, die eigentlich keine akuten Notfälle sind, so Teichmann weiter. Von zehn Einsätzen am Tag seien wahrscheinlich lediglich ein oder zwei Einsätze tatsächliche Notfälle. „Das belastet den Rettungsdienst massiv“, erklärt der 26-Jährige.

Das ist Luis Teichmann

► Luis Teichmann ist seit acht Jahren Rettungssanitäter in Köln.

► Neben seiner Arbeit im Rettungswagen ist der 26-Jährige auch Influencer, Podcaster und Autor.

► Auf Instagram gibt es regelmäßig Einblick in seinen Berufsalltag.

► Seine Arbeit als Rettungssanitäter steht dabei im Vordergrund. Er berichtet von Einsätzen, aber auch von dem Rettungswesen selbst.

Rettungsdienst am Limit: Sanitäter werden schon in der Ausbildung „verheizt“

Nicht das einzige Problem: „Das Problem ist aber auch, dass wir eine Berufsflucht haben, die noch nie da gewesen ist.“ Im Durchschnitt arbeitet ein Rettungssanitäter lediglich zehn Jahre in seinem Beruf, dann wechselt er. Weil er teilweise schon in der Ausbildung „verheizt worden ist“, so Teichmann.

„Das befördert die ganze Dramatik. In Deutschland vergeht kein Tag mehr, an dem Rettungswagen, die nicht gebraucht werden, nicht im Dienst sind.“ Konkret heißt das, jeder einsatzbereite Rettungswagen wird jeden Tag auch gebraucht. Auch in Köln sind die 50 bis 60 RTW häufig im regelrechten Dauereinsatz. Es geht von Einsatz zu Einsatz. Für die Sanitäter bedeutet das echte Fließbandarbeit – dabei geht doch um Menschenleben.

Auch an Silvester droht in Köln der Rettungsdienst-Kollaps. „Wir sind sowohl in den Krankenhäusern als auch im Rettungsdienst ziemlich gebeutelt wegen ungewöhnlich vieler Krankheitsausfälle“, sagt Alex Lechleuthner, Ärztlicher Leiter des Rettungsdienstes der Feuerwehr Köln. „Wir setzen deshalb an Silvester alle Einsatzkräfte ein, die verfügbar sind.“

Zu wenig Rettungswagen in Deutschland: Gibt es eine Lösung?

Aber wie geht es besser? Teichmann ist sich sicher, dass Patientenströme besser gelenkt werden müssen. „Im Prinzip kann ich es ja nicht dir überlassen, dass du entscheidest, muss ich jetzt den Hausarzt anrufen mit meinem Brustschmerzen, muss ich den Rettungsdienst anrufen, muss ich zur Notaufnahme oder muss ich den hausärztlichen Notdienst anrufen? Im Prinzip musst du dich an eine Stelle wenden können – an eine Nummer und die sagen dir, wir tun jetzt dies oder dies“, erklärt der 26-jährige Kölner.

Das würde die einzelnen Patientenströme besser lenken, ist sich Teichmann sicher. Das Konzept hat auch einen Namen: „Single Point of Contact.“ Denn für die Patienten würde es lediglich eine einzelne zentrale Anlaufstelle – also einen einzelnen Kontakt – geben, die bei Bedarf angerufen wird und dort wird dann entschieden, wer sich um den Patienten kümmert. (jw) Fair und unabhängig informiert, was in Köln & NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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