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Redakteur vs. WDR: Jetzt äußern sich Kollegen – „falsches Bild unserer Arbeitsatmosphäre“

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Von: Mick Oberbusch

Jürgen Döschner, WDR-Gebäude von außen
Jürgen Döschner befindet sich aktuell im Rechtsstreit mit dem WDR – es geht um 75.000 Euro (IDZRW-Montage). © Marc John/dpa & Horst Galuschka/dpa

Der langjährige Redakteur Jürgen Döschner verklagt den WDR – nun hat das Unternehmen geantwortet. Auch das Newsroom-Team meldete sich zu Wort.

Köln – Der WDR kommt aktuell nicht zur Ruhe. Vor wenigen Wochen musste man der gekündigten Ex-Moderatorin Simone Standl eine Abfindung zahlen – und nun wird die Rundfunk-Anstalt von einem langjährigen Redakteur verklagt. Jürgen Döschner, der ein Jahresbruttogehalt von 100.00 Euro verdienen soll, klagt aufgrund von „Nichtbeschäftigung“ gegen das Unternehmen mit Sitz in Köln, will 75.000 Euro Entschädigung haben. Seit zwei Jahren habe der WDR keines seiner Beitragsangebote mehr angenommen, erklärt der erfahrene Redakteur. Nun kommt es sogar zu einem Termin in der Causa vor dem Kölner Arbeitsgericht.

Streit zwischen Jürgen Döschner und dem WDR – worum geht es? Was ist vorgefallen?

Zu diesen Vorwürfen haben sich nun der WDR selbst und auch fast 100 Mitarbeitende des aktuellen Newsrooms beim Kölner Sender in einem offenen Brief geäußert. Der WDR erklärt: „Der Klage, von der der WDR durch die Berichterstattung erfahren hat, geht eine sehr lange und kleinteilige Auseinandersetzung zwischen dem Mitarbeiter und vielen Stellen im WDR voraus. Dabei hat der WDR bis zuletzt versucht, den Konflikt konstruktiv und fair zu lösen.“ Döschner habe demnach 2019 eine Beschäftigung im Newsroom abgelehnt und habe im Hinblick auf seine Tätigkeiten „eine Sonderrolle gefordert“, die der Sender ihm verwehrt habe.

Jürgen Döschner verklagt WDR – Sender antwortet: „Hielt sich nicht an vereinbare Workflows“

Das ist Jürgen Döschner

► Jürgen Döschner ist 1957 in Duisburg geboren und studierte in Dortmund Journalistik und Geschichte.

► Seit 1984 ist er in verschiedenen Funktionen für den WDR und die ARD tätig. Von 1997 bis 2002 war er Korrespondent und Studioleiter im ARD-Hörfunkstudio Moskau.

► Seit Ende 2011 galt Döschner als offizieller „Energieexperte“ des ARD-Hörfunks und arbeitete in dieser Funktion in der Chefredaktion des WDR-Hörfunks.

2020 hätte Döschner einer Umsetzung seiner Person in die Redaktion von WDR Cosmo zugestimmt, dort allerdings nicht an Konferenzen teil- und Redaktionsdienste nicht wahrgenommen. Er sollte mehrmals in Sendungen eingebunden werden, hätte dies jedoch abgelehnt. Und zu den laut Döschner regelmäßig vom WDR abgelehnten Beitragsangeboten sagt der Kölner Sender: „Beitragsangebote seinerseits, beispielsweise dem Newsroom gegenüber, scheiterten meist nicht an inhaltlichen Positionen, sondern an der Tatsache, dass er sich nicht an verabredete Workflows hielt.“ Mit der nun erhaltenen Klageschrift beschäftige man sich, sobald sie vorläge.

Newsroom-Team des WDR äußert sich nach Döschner-Vorwürfen in einem offenen Brief

Auch das Newsroom-Team stärkt dem Sender den Rücken. „Der Artikel zeichnet ein falsches Bild unserer Arbeitsatmosphäre“, beziehen rund 100 Beschäftigte beim WDR in einem offenen Brief Stellung zum Artikel von KSTA und correctiv. „Wir wünschen uns, dass der Streit zwischen dem klagenden Redakteur und dem WDR nicht auf den gesamten Kollegenkreis ausgeweitet wird.“ Zu dem Sachverhalt selbst könne man keine Stellung nehmen. Klingt allerdings so, als würde die Thematik alle Beteiligten noch etwas länger beschäftigen. (mo) Fair und unabhängig informiert, was Köln & in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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