Streit ums Gendern beim WDR geht in neue Runde – Politikerin: „Überzogen und interessengeleitet“

Das Thema Gendern beim WDR sorgt für Streit. Auch innerhalb des WDR-Rundfunkrats gibt es sehr unterschiedliche Meinung dazu.
Köln – Ob im öffentlich-rechtlichen Fernsehen gegendert werden soll, darüber wird viel diskutiert. Auch die Vertreterinnen und Vertreter des WDR-Rundfunkrates sind sich da uneinig. CDU-Politiker und Rundfunkratsmitglied Gregor Golland hatte gegenüber 24RHEIN eine sehr klare Position bezogen: „Gendern ist nichts anderes als zwanghafte ideologische Umerziehung im Kopf“, so Golland. Die Grünen-Mediensprecherin Anja von Marenholtz dagegen vertritt zum Thema Gendern im TV die Meinung, dass Sprache nicht starr ist und man nichts verbieten solle. Jetzt äußerte sich SPD-Politikerin Gabriele Hammelrath.
Gendern beim WDR: Die Meinungen gehen auseinander
Sie ist Mitglied im NRW-Landtag und beim WDR-Rundfunkrat und sagt: „Ich halte die Art und Heftigkeit, mit der diese Debatte geführt wird, für überzogen und interessengeleitet.“ Sprache verändere sich ständig und passe sich den gesellschaftlichen Entwicklungen an.
Die SPDlerin begründet ihre Aussage so: „Wenn in den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts die rein männliche Form nachvollziehbar war, weil in nahezu allen wichtigen Funktionen und Gremien nur Männer saßen, ist es seit den 90er-Jahren – die mittlerweile 30 Jahre her sind – normal, Frauen ebenso anzusprechen wie Männer.“ So seien Wendungen wie „Schülerinnen und Schüler“ oder „Lehrerinnen und Lehrer“ heute selbstverständlich. „Und auch wenn zum Beispiel in den Kitas und Pflegediensten fast nur Frauen arbeiten, werden auch dort ganz selbstverständlich die Männer erwähnt.“
Gender-Kritik bei WDR-Kindersendung
Jüngst erst hatte der WDR eine Umfrage zum Thema Gendern im TV gestartet. Das Ergebnis: Viele Menschen lehnen den sogenannten Gender-Gap, also die Sprechpause innerhalb von Wörtern, als Gender-Methode ab. Der WDR hatte daher empfohlen, auf den gesprochenen Gender-Gap zu verzichten. Trotzdem sollen die Redaktionen innerhalb des Senders frei entscheiden, ob sie gendern oder nicht. Die Kindersendung „Wissen macht Ah“ sorgte mit einem Bericht über das Gendern, in dem über gendergerechte Sprache aufgeklärt wird, derweil für Kritik im Netz.
Was ist der gesprochene „Gender-Gap“?
Der ausgesprochene „Gender-Gap“ beschreibt die Sprechpause, die zwischen der männlichen Form und der darauffolgenden weiblichen Form, entsteht. Beispiel: Kolleg:innen oder Kolleg*innen. Sobald der Doppelpunkt oder das Sternchen kommt, folgt eine sehr kurze Sprechpause, bevor die weibliche Form sprachlich angehängt wird. Die Pause soll auch dafür stehen, dass alle Geschlechter mit eingenommen sind, also eben auch die, die sich nicht als männlich oder weiblich identifizieren.
Gehört das Gendern nun zur Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks oder nicht? Gabriele Hammelrath hat dazu eine klare Meinung: „Dass in Sendungen für bestimmte Zielgruppen – fast ausschließlich bei 1live – auch andere Formen, wie das Sprechen mit Lücke, genutzt werden, ist adressatengerecht und entspricht der Aufgabe des öffentlich-rechtlichen Rundfunks, möglichst alle Menschen zu erreichen.“ (amp) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.