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WDR: Redakteur verdient 100.000 €, fühlt sich unterbeschäftigt – Klage!

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Von: Johanna Werning

Juergen Döschner und das WDR-Gebäude in Köln.
Der WDR-Redakteur Jürgen Döschner verklagt den Sender auf 75.000 Euro (Symbolbild) © Horst Galuschka/Imago & Jürgen Ritter/Imago

Die nächste Klage beim WDR: Redakteur Jürgen Döschner verklagt den Sender auf 75.000 Euro Entschädigung. Die Vorwürfe: Nichtbeschäftigung und Machtmissbrauch.

Köln – Es wird einfach nicht ruhiger beim WDR: Erst vor wenigen Wochen zahlte der Sender nach langem Hin und Her eine Abfindung an Ex-Moderatorin Simone Standl. Der Grund: die Kündigung der damaligen „WDR Lokalzeit Köln“-Moderatorin. Die genauen Hintergründe? Unstrittig. Klar ist allerdings: Einen „Friede, Freude, Eierkuchen“-Abschied zwischen Standl und Sender gab es 2021 nicht. Nun kommt es sogar zu einem Termin in der Causa vor dem Kölner Arbeitsgericht.

WDR: Redakteur Jürgen Döschner will vom Sender 75.000 Euro Entschädigung

Der Redakteur Jürgen Döschner hat seinen Arbeitgeber am Donnerstag (27. Oktober) wegen „Nichtbeschäftigung“ auf 75.000 Euro Entschädigung verklagt. Der Energie- und Klimaexperte wirft dem öffentlich-rechtlichen Sender vor, er könne nur wenige Stunden im Monat arbeiten – weil seine Vorschläge stets abgelehnt werden würden. Dabei verdiene er ein Jahresbruttogehalt von 100.000 Euro. Das berichten Kölner Stadt-Anzeiger“ und „correctiv.

Bereits seit September 2019 habe Döschner so gut wie keine Berichte, Kommentare oder andere journalistischen Produkte in sämtlichen Produktion des WDR veröffentlichen können, erklärt Döschners Anwalt Jasper Prigge. „Es handelt sich um faktisches Arbeitsverbot.“ Und das stelle eine schwerwiegende Verletzung des allgemeinen Persönlichkeitsrechts seines Mandanten dar, so der Anwalt weiter. Der Vorwurf, warum Döschner nicht mehr zum Einsatz komme: Er hat sich in den Augen des WDR in seinen Beiträgen zu stark gegen die Kohleindustrie im WDR-Sendegebiet positioniert.

Der Journalist und Reporter Jürgen Döschner.
Journalist Jürgen Döschner verklagt seinen Arbeitgeber, den WDR (Archivbild) © Horst Galuschka/Imago

Das ist Jürgen Döschner

► Jürgen Döschner ist 1957 in Duisburg geboren und studierte in Dortmund Journalistik und Geschichte.

► Seit 1984 ist er in verschiedenen Funktionen für den WDR und die ARD tätig. Von 1997 bis 2002 war er Korrespondent und Studioleiter im ARD-Hörfunkstudio Moskau.

► Seit Ende 2011 galt Döschner als offizieller „Energieexperte“ des ARD-Hörfunks und arbeitete in dieser Funktion in der Chefredaktion des WDR-Hörfunks.

„Fall Döschner“: Redakteur verklagt WDR – was sagt der Sender zu den Vorwürfen?

Aber was sagt der WDR zu den Vorwürfen von Döschner? Auf Anfrage von „KStA“ und „correctiv“ heißt es: „Ob Beitragsangebote einzelner Redakteur:innen berücksichtigt werden oder nicht, liegt allein im Ermessen der jeweils abnehmenden Programmbereiche.“ Wieso der Sender mit Sitz in Köln jedoch in den letzten zwei Jahren keine Angebote von Döschner angenommen hat, bleibt unklar.

Feststeht allerdings: Bereits in den letzten drei Jahren haben sich verschiedene Gremien im WDR mit dem Umgang des Senders mit Döschner beschäftigt.

Nach Simone Standl und Jürgen Döschner: Machtmissbrauch beim WDR?

Der „Fall Döschner“ sorgt nach dem Standl-Drama jetzt erneut für Aufsehen. „Er wirft erneut die Frage auf, wie es im WDR inzwischen eigentlich um den Umgang mit Machtmissbrauch bestellt ist“, sagt Monique Hofmann, die Bundesgeschäftsführerin der Deutschen Journalistinnen- und Journalisten-Union (dju) in ver.di. Und die Kritik geht weiter.

Hofmann sieht beim Sender „eindeutige Hinweise“ darauf, dass die Nichtbeschäftigung in Zusammenhang mit den Inhalten seiner Beiträge steht. „Der Fall ist auch deshalb brisant, weil er ein Schlaglicht wirft auf die Frage, wie gut Journalistinnen und Journalisten in den öffentlich-rechtlichen Sendern in ihrer Berichterstattungsfreiheit geschützt sind.“ (jw mit ots) Fair und unabhängig informiert, was in Köln, NRW und Deutschland passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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