1. 24RHEIN
  2. Rheinland & NRW

Vor allem Sexualdelikte und Drogen: Drei NRW-Bahnhöfe gehören zu den gefährlichsten in ganz Deutschland

Erstellt:

Die Bahnhöfe von Düsseldorf, Köln und Dortmund gehören zu den gefährlichsten in Deutschland. Bahn und Politik wollen reagieren.

Köln – In ganz Deutschland und NRW sind Bahnhöfe und vor allem Hauptbahnhöfe regelrechte Hotspots von Straftaten. Allein 2022 hat die Bundespolizei 23.000 Gewaltdelikte an Stationen und in Zügen festgestellt. Anders, als manche vielleicht erwarten würden, führen dabei aber nicht etwa die Bahnhöfe in Berlin oder Frankfurt die Liste mit den meisten Straftaten an, sondern zum Beispiel die in Hannover und Nürnberg. Auch drei NRW-Bahnhöfe sind vorne mit dabei.

Düsseldorf, Köln und Dortmund unter den gefährlichsten Bahnhöfen in Deutschland

Auf Streife mit der Bundepolizei 24.06.2019 Frankfurt x1x Rundgang auf Streife mit der Bundespolizei am Frankfurter Haup
Die Bundespolizei hatte 2022 an den Hauptbahnhöfen in Düsseldorf und Dortmund viel zu tun. (Symbolbild) ©  IMAGO / brennweiteffm

An keinem deutschen Fernbahnhof wurden 2022 so viele Waffendelikte und Straftaten im Zusammenhang mit Drogen festgestellt wie am Hauptbahnhof Dortmund. Das ergab ein Bericht der Bundesregierung, der auf eine Anfrage der AfD-Fraktion veröffentlicht wurde und der dpa vorliegt. Direkt danach kommt der Düsseldorfer Hauptbahnhof, der ebenfalls massiv mit diesen beiden Straftaten zu kämpfen hat. Auch der Hauptbahnhof in Köln ist ein hartes Pflaster, dort wurden laut der Bundespolizei die meisten Eigentumsdelikte und Sexualstraftaten festgestellt.

Dabei steigt offenbar die Zahl der Delikte: Bereits im Januar hatte das NRW-Innenministerium gegenüber 24RHEIN auf Anfrage mitgeteilt, dass es an den Hauptbahnhöfen in Essen, Duisburg, Düsseldorf und Köln sowie an deren Vorplätzen und angrenzenden Straßenzügen im Jahr 2022 sehr viel mehr Polizeieinsätze gab als im Jahr davor.

Das größte Problem mit Gewaltdelikten hatte 2022 der Hamburger Hauptbahnhof. Mit 537.000 Reisenden pro Tag, ist er laut der Deutschen Bahn auch der meistbesuchte in ganz Deutschland. Danach folgen die genannten Hauptbahnhöfe in Hannover (Platz 2) und Nürnberg (Platz 3). Erstaunlich ist vor allem die Platzierung von Nürnberg, da der Hauptbahnhof nicht in den Top 10 der meistbesuchten Stationen liegt. Die vielen Straftaten gehen regelmäßig auch auf Kosten der Polizistinnen und Polizisten. Demnach wurde 529 Beamtinnen und Beamte der Bundespolizei im vergangenen Jahr an Bahnhöfen und in Zügen verletzt, 68 waren danach dienstunfähig.

Straftaten an Bahnhöfen: Woher stammen die Zahlen?

Die Angaben der Bundesregierung zur Kriminalität an Bahnhöfen entstammen der polizeilichen Eingangsstatistik der Bundespolizei. Daher weichen sie von den Daten der polizeilichen Kriminalstatistik ab, bei der die Erhebung nach Abschluss der Ermittlungen durch die Polizei erfolgt. Einfluss auf die Zahl der festgestellten Delikte hat zudem die Kontrolldichte am jeweiligen Bahnhof. Ein Vergleich der Daten mit dem Vorjahr ist wenig aussagekräftig, da die Corona-Schutzmaßnahmen 2021 noch erheblichen Einfluss auf die Mobilität hatten – und damit auch auf die Zahl der Menschen im öffentlichen Raum.

Gefährliche Bahnhöfe in NRW: Mehr Kameras und Gesetzesreform

Gegenüber der dpa erklärte eine Sprecherin der Deutschen Bahn, dass die Zahl der Kameras an Bahnhöfen von derzeit rund 9000 bis Ende 2024 auf etwa 11.000 Videokameras erhöht werden soll. Die Sprecherin betonte: „Nur die Bundespolizei hat Zugriff auf gespeicherte Bilder.“ Insgesamt sei eine „kontinuierlich sinkende Hemmschwelle für Gewalt in der Gesellschaft“ zu beobachten. Jedoch sagte der DB-Sicherheitschef, Hans-Hilmar Rischke, dass es nicht beabsichtigt sei, an Bahnhöfen flächendeckend Überwachungskameras anzubringen. Zumal die Bahnhöfe sicherer seien als andere öffentlichen Orte, wie etwa Parks.

In der Bundesregierung läuft derweil bereits die Abstimmung für eine Reform des Bundespolizeigesetzes. Ein viel diskutierter Punkt ist dabei die Frage, welche Räume die Polizei an den Bahnhöfen nutzen kann. Zentral gelegene Räumlichkeiten seien wichtig, „damit wir schnell erkennbar sind“, sagte Andreas Roßkopf, der sich bei der Gewerkschaft der Polizei (GdP) um die Belange der Bundespolizisten kümmert. Es dürfe nicht sein, dass Beamte „in die letzte Ecke verbannt“ würden. Notwendig seien zudem „sehr viel mehr Videokameras“ und mehr Personal, sagte der Vorsitzende des GdP-Bezirks Bundespolizei/Zoll der Deutschen Presse-Agentur. (os mit dpa) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

Auch interessant