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Nach „Böller-Bubis“ an Silvester: Kinder- und Jugendkriminalität in NRW stark gestiegen

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Von: Mick Oberbusch

Bonn war ein Hotspot bei den Silvester-Ausschreitungen. Die Täter: Fast noch Kinder. Innenminister Herbert Reul sieht einen Trend.

Köln – Sie haben in der Silvesternacht 2022/23 gewütet: Jugendliche hatten in Bonn Silvester-Randale geplant; wollten offenbar sogar einen Polizisten entführen. Wochen später wurden gegen die Gruppe Ermittlungen wegen schweren Landfriedensbruchs eingeleitet. Nur eines von vielen Beispielen in den vergangenen Wochen und Monaten, die zeigen: Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität hat es einen deutlichen Anstieg der Fallzahlen gegeben. Das zeigt die neue Kriminalstatistik für NRW, die Innenminister Herbert Reul (CDU) am Dienstag (21. Februar) vorstellte.

Täter in NRW werden immer jünger: Viele fast noch Kinder

Silvester-Stress mit Polizist im Vordergrund (Symbolbild)
In Bonn kam es an Silvester 2022 zu Ausschreitungen – die Täter waren teilweise extrem jung (Symbolbild). © Sebastian Willnow/dpa

Darin heißt es: Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität sind die Zahlen im Jahr 2022 im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei knapp 500.000 Tatverdächtigen ist jeder fünfte unter 21 Jahre alt gewesen. Insbesondere Kinder seien mit einem Anteil von rund 20 Prozent im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität deutlich zu oft tatverdächtig, so Reul. Der NRW-Innenminister gibt zudem einen Erklärungsversuch ab, warum dem so sein könnte. „Wenn Sie so wollen, sind die Zahlen der Beweis dafür, dass die Pandemie unsere Kinder verändert hat“, so der Innenminister weiter.

Kriminalstatistik für NRW 2022 veröffentlicht – Anstieg bei Diebstählen, Körperverletzungen & im Internet

Kriminalstatistik NRW 2022 – die wichtigsten Zahlen im Überblick

► Im Bereich Diebstahl gibt es mit rund 480.000 erfassten Fällen im Vergleich zum Vorjahr einen Anstieg um 23 Prozent.

Die erfassten Körperverletzungen sind um 24 Prozent auf 142.000 Fälle gestiegen.

► Im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität sind die Zahlen im Vergleich zum Vorjahr gestiegen. Bei knapp 500.000 Tatverdächtigen ist jeder fünfte unter 21 Jahre alt gewesen.

Im Bereich Angriffe und Widerstand gegen und auf die Staatsgewalt – sprich: gegen Polizei, Rettungsdienst und Feuerwehr – ist mit 9.600 registrierten Fällen ein Zehnjahreshoch zu sehen..

Im Bereich Tatmittel Internet registrierte die Polizei rund 96.000 Fälle. Im Vergleich zum Vorjahr ist das ein Zuwachs um etwa 17.000.

► Hinweis: Die Vergleichszahlen beziehen sich auf das Pandemie-Jahr 2021, als die Kriminalstatistik generell und auch infolge der Corona-Welle statistisch abnahm.

Die veränderten Zahlen im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität erklärte Reul auch damit, dass es für Kinder zwei Jahre lang pandemiebedingt wenig Raum gab, um sich sozial zu entwickeln. Gefehlt haben auch Möglichkeiten zu lernen, wie Konflikte gewaltlos zu lösen sind, weil zeitweise Schule und Freizeitangebote ausfielen. Die Täter würden immer jünger werden, wären teilweise erst zwölf oder 13 Jahre alt. Die meisten Vergehen dieser Heranwachsenden entfallen, so ist der Statistik zu entnehmen, auf Körperverletzungs-Delikte.

Anstieg der Kinder- und Jugendkriminalität besorgt Reul – „müssen wir gegenarbeiten“

Reul zeigt sich insbesondere wegen der Zahlen im Bereich der Körperverletzungen und im Bereich der Kinder- und Jugendkriminalität besorgt: „Da müssen wir gegenarbeiten. Und wir müssen besser werden. Beim Ermitteln, beim Fahnden und bei der Prävention. Die Zahlen sind ein Arbeitsauftrag. Für die Polizei, aber genauso für uns als gesamte Gesellschaft.“ Abgeschlossen scheint diese Aufgabe mit Blick auf die neue Kriminalstatistik nämlich noch lange nicht. (mo) Tipp: Fair und verlässlich informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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