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Kein Fleisch mehr: NRW-Kantine will Gäste „schrittweise“ ans Vegetarische führen

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Von: Maximilian Gang

Die Ernährungsweise in Deutschland soll nachhaltiger werden, das heißt auch: weniger Fleisch. Eine große Uni-Kantine in NRW setzt nun zeitweise komplett auf vegetarische Kost.

Bonn – Geht es nach Ernährungsminister Cem Özdemir (Grüne), sollte die Ernährungsweise der Deutschen stärker auf Nachhaltigkeit ausgerichtet werden. Das bedeutet: Mehr regionale Lebensmittel, weniger Essen wegschmeißen, und auch: weniger Fleisch. Erst kürzlich noch hatte der Minister im Talkformat „Hart aber fair“ mit Louis Klamroth für Fleischverzicht geworben: „Vegetarisch leben ist ein Beitrag für den Planeten.“ Er steht damit nicht allein da, Vegetarismus liegt im Trend, wenngleich die Mehrheit der Deutschen nicht auf Fleisch verzichtet: Im Durchschnitt verzehrt jeder deutsche Bürger über 50 Kilogramm pro Jahr. Eine Kantine in NRW bietet trotzdem jetzt gar kein Fleisch mehr an, wenigstens zeitweise.

Veggie-Monat an der Uni Bonn: Von Frühstück bis Dessert nur vegetarisch und vegan

Für einen Monat – vom 2. Mai bis zum 2. Juni – gibt es in der Mensa am Hofgarten in Bonn in der Nähe des Rheins nur noch vegane und vegetarische Speisen. Für bis zu 10.000 Studierende pro Tag bedeutet das: Egal, ob Frühstück, Mittagessen oder der Snack zwischendurch – es kommt in dem Zeitraum kein Fisch oder Fleisch auf den Teller.

„Wir müssen nachhaltiger werden und unsere Gäste schrittweise mitnehmen. Das bedeutet vor allem weniger CO₂ und das heißt einfach gesagt: weniger Fleisch“, sagte Jürgen Huber, der Geschäftsführer des Studierendenwerks Bonn, das die Nachhaltigkeitsoffensive in Gang gesetzt hatte. „Der Aktionsmonat ist somit ein Angebot an alle, eine pflanzlich basierte Ernährungsweise einfach mal auszuprobieren“..

Vegetarismus und Nachhaltigkeit: Umdenken in der Campus- und Betriebsgastronomie

Nicht nur bei den Verantwortlichen der Mensa in Bonn findet aktuell ein Umdenken statt, wie aus einer Studie des Lebensmittelgiganten Nestlé hervorgeht. In neun von zehn Mensen und Kantinen gehören vegetarische Gerichte bereits zum täglichen Standard. 75 Prozent aller befragten Gastro-Profis bieten sogar ein veganes Menü mit noch kleinerem CO₂-Fußabdruck an. Auch viele Restaurants setzen vermehrt auf vegane und vegetarische Angebote – beispielsweise in Köln.

In Bezug auf Kantinen gibt es jedoch einen großen Unterschied zwischen Campus- oder Betriebsgastronomie, denn: Knapp zwei Drittel der Mensachefs gaben an, dass die nachhaltigen Angebote am stärksten von Studierenden gewünscht werden. Die vegane Currywurst gibt es demnach bereits bei rund 77 Prozent aller Uni-Mensen. In der Betriebsgastronomie ist der Anteil mit unter 42 Prozent deutlich niedriger.

Veggie-Monat im Sinne der Nachhaltigkeit – NRW-Studierendenwerke wollen bis 2030 klimaneutral werden

Das übergeordnete Ziel dabei: Im Sommer 2022 haben sich die zwölf Studierendenwerke in Nordrhein-Westfalen in einem Grundsatzbeschluss zu den klimapolitischen Zielen des Landes NRW zum nachhaltigen Wirtschaften bekannt. Und das Ziel wirkt durchaus ambitioniert: Bis 2030 sollen die Studentenwerke, die die Mensen betreiben, klimaneutral werden.

Demnach handelt es sich bei dem Veggie-Monat nicht um eine einzelne, losgelöste Maßnahme. Engagierte Studierende übergaben im Juli 2022 ihr Konzept für „Mehr Nachhaltigkeit in der Mensa“ an das Studierendenwerk Bonn. Verfasst wurde der Entwurf durch sechs Hochschulgruppen, der verfassten Studierendenschaft und den Green Offices der beiden Hochschulen. Das vorgeschlagene Konzeptpapier umfasst noch einige weitere Punkte, unter anderem:

Ein Teller mit Kartoffelbrei und Bratwurst mit einem roten Kreuz (IDZRNW-Montage)
Für knapp fünf Wochen gibt es in der Mensa am Hofgarten in Bonn nur vegane und vegetarische Kost. (Symbolbild/IDZRNRW-Montage) © Martin Wagener/Imago

Mehr Nachhaltigkeit in der Mensa: Landwirtschaftsministerium NRW fördert Projekt

Das Studierendenwerk beabsichtigt dabei, die wesentlichen ausgearbeiteten Maßnahmen bis zum Sommersemester 2025 in den Mensen umzusetzen, unter anderen auch bei der Mensa am Hauptbahnhof Bonn. Strategisch begleitet wird der eingeschlagene Nachhaltigkeitspfad vom Projekt „NEiS-Nachhaltige Ernährung im Studienalltag“ der Verbraucherzentrale NRW.

Das Landwirtschaftsministerium von Nordrhein-Westfalen stellt zudem finanzielle Mittel bereit. Silke Gorißen, die zuständige Ministerin, war deshalb zum Start des Veggie-Monats in Bonn zu Besuch: „Wir wollen mehr junge Menschen für eine gesunde und nachhaltige Ernährung begeistern. Dazu gehört zum Beispiel auch, weniger Lebensmittel wegzuwerfen und das Bewusstsein für den Wert von Lebensmitteln zu stärken“, so die Ministerin.

Und das scheint zumindest in der ehemaligen Bundeshauptstadt gut zu funktionieren, wie ein erstes Zwischenfazit zeigt: „Der Zuspruch der Gäste ist groß und die Verkaufszahlen sind gleich hoch geblieben“, heißt es vom Studierendenwerk. (mg) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Deutschland passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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