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Tagebau Garzweiler und Hambach: Warum überlässt man die Gruben nicht einfach sich selbst?

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Von: Maximilian Gang

RWE will die Tagebaue Garzweiler und Hambach zu gigantischen Seen machen. Das sorgt für Probleme. Doch warum überlässt man die Gruben nicht einfach sich selbst?

Hambach – Bis zu 360 Meter tiefe Löcher wird der Braunkohlebagger nach dem gesetzlichen Kohleausstieg an den Tagebauen Garzweiler und Hambach hinterlassen. RWE und die Bezirksregierung Köln wollen die beiden Kraterlandschaften ab 2030 mit insgesamt fast sechs Billionen Litern Wasser aus dem Rhein fluten. Dadurch soll dort innerhalb von mindestens 40 Jahren eine attraktive Wald-Seen-Landschaft an den ehemaligen Tagebau-Gebieten mit dem nach Volumen zweitgrößten See in Deutschland entstehen. Mithilfe schwimmender Solarmodule will RWE auf dem Hambacher See sogar Strom produzieren. Doch das Vorhaben sorgte zuletzt für Kritik, sogar an der Machbarkeit kamen Zweifel auf. Bleibt also die Frage: Warum lässt man die Gruben nicht einfach so, wie sie sind?

Frage vom BUND NRW zum Tagebausee: Warum überlässt man Gruben nicht einfach der Natur?

Diese Frage stellte auch der Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) aus Nordrhein-Westfalen. Die Tagebaue einfach der Natur zu überlassen, ohne nochmal einzugreifen, sei laut den Umweltschützern eine echte Alternative, denn: Der Plan von RWE sei ohnehin in der Form gar nicht durchführbar. Der Klimawandel könnte – nach Meinung einiger Experten – zukünftig für einen niedrigen Pegelstand des Rheins sorgen. Die Befüllung des 4.200 Hektar großen Lochs, das der Tagebau Hambach hinterlassen wird, sei innerhalb des angedachten Zeitraums von 40 Jahren dann undenkbar.

Eine Grafik des geplanten Hambachsees
RWE und die Bezirksregierung Köln wollen die Tagebaue im Rheinischen Braunkohlerevier mit Wasser fluten – doch warum? © RWE

Zweitgrößter See in Deutschland laut RWE alternativlos – „Das sind ja keine kleinen Kiesgruben“

Die Verantwortlichen bei RWE sehen das hingegen vollkommen anders: Der Vorschlag des BUND NRW sei „vollkommen unrealistisch“, entgegnete ein Sprecher des Energieriesen zuletzt gegenüber 24RHEIN: „Das ist ja keine kleine Kiesgrube“. Zu groß sei die Gefahr für die Menschen, die von den riesigen Löchern ausgehen würde. Nach der Stilllegung der Tagebaue sei die Flutung mit Wasser deshalb zwingend notwendig.

„Wenn die Tagebauen Hambach und Garzweiler zu Ende gehen, werden dort sehr große Mulden bleiben, die irgendwie gefüllt werden müssen“, so der Sprecher. Eine Befüllung mit anderen Materialien, wie Kies oder Sand, würde nach Angaben vom RWE-Sprecher zudem Millionen von Lkw-Fahrten benötigen. Somit sei auch eine anderweitige Befüllung der Gruben im Sinne des Umweltschutzes eher kontraproduktiv, so die Argumentation.

Was hat RWE mit dem Rheinischen Braunkohlerevier vor?

Im und um den Tagebau Hambach soll eine attraktive Wald-Seen-Landschaft entstehen, mit Badegewässer, Segelrevier und Erholungsgebiet. Die Flächen um das Gewässer könnten nach Vorstellung von RWE zur Erzeugung von grünem Strom genutzt werden, indem dort Solaranlagen installiert werden. Neben dem Tagebau Hambach sollen dafür auch die Tagebauen Garzweiler und Inden in Seen umgewandelt werden.

Ab 2030, wenn in NRW Schluss ist mit der Braunkohlegewinnung, sollen deshalb drei unterirdische Rohe das Flusswasser vom Rhein im Dormagener Stadtteil Rheinfeld in das rund 26 Kilometer entfernte Grevenbroich-Frimmersdorf leiten. Dort befindet sich der Tagebau Garzweiler. Von dort soll das Wasser auf die Tagebauten Inden und Hambach weitergeleitet werden.

Tagebauseen stoßen laut RWE auf Akzeptanz in der Bevölkerung – Dormagener dürften das anders sehen

Zudem habe man gute Erfahrungen mit Tagebauseen, wie der Sprecher sagte: „Das stößt auf große Akzeptanz, und das ist, was die Kommunen sich wünschen“. Doch auch an diesem Punkt scheiden sich die Geister. Besonders in einer Stadt ist die angesprochene „Akzeptanz“ mindestens fraglich. Denn in Dormagen, wo die Pipeline zwischen Rhein und den Tagebauen beginnen soll, ließen viele Bürgerinnen und Bürger bei einer Versammlung vor wenigen Wochen ihrem Unmut freien Lauf. Der Bürgermeister der Stadt im Rhein-Kreis-Neuss kündigte sogar an, das Vorhaben von RWE juristisch prüfen zu lassen. (mg) Fair und unabhängig informiert, was in NRW und Deutschland passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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