NRW bereitet sich auf nächste Corona-Welle vor – mit strengeren Regeln?

Kommt im Herbst die nächste, heftige Corona-Welle auf Deutschland zu? Das Land NRW bereitet sich bereits vor – und will aus vergangenen Fehlern lernen.
Köln – Als die Corona-Pandemie im März 2020 auch Deutschland erreichte, stellte dies nicht nur die Bürgerinnen und Bürger, sondern auch die Politik vor große Herausforderungen. Damals praktisch ohne Vorerfahrung, musste schnell eine Strategie zur Bekämpfung des Virus her – und gleichzeitig Erfahrungswerte gesammelt werden, um auf einen erneuten Ausbruch künftig besser reagieren zu können.
Wie dies im Herbst 2022, wo wieder steigende Zahlen erwartet werden, aussehen soll, hat die Landesregierung in NRW am Dienstag (5. Juli) mitgeteilt. Übrigens: Im bevölkerungsreichsten Bundesland wurden die Corona-Regeln jüngst noch einmal verlängert.
Neue Corona-Welle im Herbst? NRW bereitet sich vor – Indikatoren, Schutzmaßnahmen, Impfung & Tests
- Indikatoren: Den einen, alleine entscheidenden Indikator gibt es nicht. Vielmehr müsse „die Erforderlichkeit von Schutzmaßnahmen anhand verschiedener Indikatoren bewertet werden. Von zentraler Bedeutung sei dabei die Zahl der Patientinnen und Patienten in den Krankenhäusern und die Auslastung der intensivmedizinischen Behandlungskapazitäten. „Darüber hinaus müssen die Infektionszahlen in vulnerablen Einrichtungen wie Pflegeheimen, die 7-Tage-Inzidenz, altersspezifische Inzidenzen, der R-Wert und die Positivquote bei Testungen in die Gesamtbetrachtung der allgemeinen Infektionsdynamik mit einfließen“, teilt das Land mit.
- Schutzmaßnahmen: Die aktuellen Basisschutzmaßnahmen im ÖPNV (Maske tragen) und in Einrichtungen mit besonders vulnerablen Personen sollen beibehalten werden. Ziel der Landesregierung ist es, auch im Falle erforderlicher Schutzmaßnahmen nach dem Infektionsschutzgesetz die Schließung von Einrichtungen und die Untersagung von Angeboten zu vermeiden. Sollte es zu einer deutlichen Belastung der medizinischen Einrichtungen kommen, können besondere zusätzliche Hygieneregelungen eingesetzt werden. Dazu gehören zum Beispiel Maskenpflicht in Innenräumen oder Zugangsbeschränkungen mit Test.
- Teststrategie: Die Teststrategie wird künftig bundeseinheitlich festgelegt. In der aktuellen Pandemiesituation erscheint es vor allem geboten, die für den Schutz vulnerabler Personen erforderlichen Testungen weiterhin kostenfrei anzubieten. Dies betrifft insbesondere Zutrittstestungen für Krankenhäuser, Pflegeeinrichtungen und Angebote der Eingliederungshilfe. Arbeitgebertestungen werden weiterhin befürwortet.
- Impfstrategie: Um auch im Herbst/Winter wieder eine möglichst hohe Impfquote zu erreichen, „ist es entscheidend, den Menschen einen möglichst niedrigschwelligen und einfachen Zugang zu den Impfangeboten zu ermöglichen“, so das Land. Die 2021 aufgebauten Impfstrukturen hätten sich hier erfolgreich bewährt. Der Schwerpunkt der Impfungen wird weiterhin in den Arztpraxen liegen. In allen Kreisen und kreisfreien Städten wurden ergänzend dazu Vorhaltestrukturen für zusätzliche Impfangebote geschaffen, die innerhalb von 14 Tagen in der Lage sind, zusätzlich zu den Arztpraxen wöchentlich mindestens 250.000 Impfungen durchzuführen.
Demnach habe man sich in einer Kabinettsitzung am selben Tag zu einem „grundlegenden Rahmen zum Umgang mit der Coronapandemie in der zweiten Jahreshälfte beraten und sich auf einen weiteren Fahrplan verständigt“, heißt es.
Man wolle mit Vorsorge auf mögliche, kritische Infektionsentwicklungen auch künftig eine Normalisierung des gesellschaftlichen Lebens beibehalten. „Es ist klares Ziel der Landesregierung, den Betrieb von Schulen und Kitas aufrecht zu erhalten und eine erneute flächendeckende Schließung unbedingt zu vermeiden“, teilt die Behörde mit.
Folgt im Herbst die nächste Corona-Welle? So soll es an Schulen und Kitas weitergehen
- Wie das Land NRW mitteilt, müsse die Aufrechterhaltung der Präsenzangebote in Schulen und Kitas „höchste Priorität“ haben. „Lern- und Entwicklungsnachteile sowie Betreuungsengpässe müssen unbedingt vermieden werden. Als Basisschutzmaßnahme ist eine rechtzeitige Frischluftzufuhr in den Räumlichkeiten von Bildungseinrichtungen zentral“, heißt es weiter.
- Daher habe der Expertenrat der Bundesregierung die flächendeckende Anschaffung von CO2-Messgeräten empfohlen. „Dies wird das Land prüfen. Bei einer hohen Infektionsdynamik kann auch eine Maskenpflicht erneut sinnvoll sein. Reihentestungen werden von den Expertinnen und Experten nicht empfohlen“, erklärt die Behörde weiter. „Das Land wird aber Vorsorge für ein ungünstiges Infektionsszenario treffen, in dem Testungen als Schutzmaßnahme zur Aufrechterhaltung des Präsenzbetriebes wieder erforderlich sein könnten.“
„Vorausschauend, umsichtig, für alle nachvollziehbar“ – so soll laut NRW-Ministerpräsident Hendrik Wüst der Umgang mit Corona an Schulen sein. Dem stimmt auch die neue Schulministerin Dorothee Feller zu. Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann hingegen warnt vor erneuten Verschärfungen in der Pandemiebekämpfung.
„Es kann die Situation auf uns zukommen, in der wir wieder über Maskenpflichten oder Zugangsbeschränkungen durch Tests sprechen müssen. Diese Optionen muss uns der Bund dringend ermöglichen“, sagt er. Wohl in der Hoffnung, dass diese Option im Herbst gar nicht erst benötigt werden. (mo) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.