Bild von Lützerath sorgt für Häme: „Müllhalde“ – was wirklich dahinter steckt

In den sozialen Medien machen Bilder die Runde, auf denen angeblich Müllhaufen im besetzten Lützerath zu sehen sind. Doch die Aufnahmen sind fake.
Erkelenz – Das Luftbild zeigt Lützerath von oben: Gerade sind die beiden neuen Photovoltaikanlagen installiert, das Besetzer-Camp hat wieder Strom, nachdem RWE den kleinen Weiler im Zuge der Rückbauarbeiten vom Netz getrennt hatte. In den Sozialen Medien macht das Bild die Runde, ein aktueller Tweet etwa wird Zehntausende Male angezeigt und Dutzende Male geteilt.
Lützerath: „Sieht aus wie eine Müllhalde“
Sehr viele Kommentare darunter haben dieselbe Stoßrichtung: Es geht um Müll, der auf dem Gelände angeblich zu sehen ist. „Dreckshaufen überall“, schreibt eine Nutzerin. „Sieht aus, wie eine Müllhalde“, schreibt ein anderer. Es sind hunderte Kommentare diese Art. Zahlreiche Kommentatoren posten zudem angebliche Innenansichten aus dem Dorf, die verdreckte Räume und Müllberge zeigen. Weil das Bild aktuell derart oft geteilt wird, berichten wir an dieser Stelle darüber. Haben die Klimaaktivisten Lützerath wirklich zugemüllt?
Angebliche „Müllhalde“ in Lützerath: „Das sind Baumaterialien“
Ein Besuch vor Ort zeigt: Die Bilder, die Lützerath angeblich von innen zeigen, sind fake und definitiv nicht dort aufgenommen worden. Die Luftaufnahme hingegen ist authentisch. Darauf zu sehen: Die Hütten, Baumhäuser und Zelte der Besetzer und dazwischen diverse Einzelteile. „Das ist kein Müll, das sind Baumaterialien. Wir bessern immer wieder Gebäude auf und haben gerade erst zwei Photovoltaikanlagen installiert“, so eine Sprecherin aus dem Camp.
Lützerath-Besetzer reagieren nicht auf Kommentare
Viele der Kommentare haben einen aggressiven Unterton. Woran das liege, könne sie sich auch nicht erklären, so die Sprecherin. „Manche Leute haben offenbar etwas gegen unseren Protest. Aber generell werden manche Menschen in den sozialen Medien einfach sehr schnell wütend. Es ist schwer, einen Sinn dahinter zu erkennen.“ Sie würden auf solche Kommentare jedenfalls nicht reagieren, das lohne sich nicht.
Lützerath soll im Januar geräumt werden
Zwischen 80 und 150 Menschen – mal mehr, mal weniger – besetzen das Dorf Lützerath illegal, um es vor dem Abriss durch RWE zu bewahren. Der Energiekonzern will die Kohle unter dem Ort abbaggern. Von der NRW-Landesregierung hat RWE grünes Licht bekommen, den Ort abzureißen: Im Zuge des vorgezogenen NRW-Kohleausstiegs 2030 hatten sich Land, Bund und RWE darauf verständigt, dass die Dörfer Kuckum, Keyenberg, Oberwestrich, Unterwestrich und Berverath doch nicht zerstört werden – Lützerath aber soll weichen. Die Lützerath-Räumung soll Mitte Januar starten, schon jetzt stehen sich Polizisten und Aktivisten in dem Weiler am Tagebau Garzweiler gegenüber und es kommt zu ersten Rangeleien und Festnahmen. (pen) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.