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Angriff auf Bahn in NRW: Terroristischer Hintergrund „kann nicht ausgeschlossen werden“

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Von: Maximilian Gang

Am Sonntag haben Unbekannte Anlagen der Deutschen Bahn manipuliert. Ein terroristischer Hintergrund könne nicht ausgeschlossen werden.

Update vom 31. Januar, 20:35 Uhr: Bei den Stellwerksmanipulationen in Leverkusen und im Ruhrgebiet ermitteln Polizei und Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben in alle Richtungen. Die Staatsanwaltschaft in Essen führe das Verfahren zu den vier bekannten Stellwerkmanipulationen, sagte am Dienstagabend ein Sprecher der Kölner Polizei. Die Ermittlungen auf polizeilicher Seite würden weiter vom Staatsschutz der Kölner Polizei geführt. Ein terroristischer Hintergrund könne zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht ausgeschlossen werden.

Es werde auch noch weiter geprüft, ob zwischen dem Leverkusener Fall und den Vorfällen an Stellwerken in Essen-Kray, Essen-Stadtwald und Schwelm ein Zusammenhang bestehe. Laut den Ermittlungen hatten Unbekannte am Sonntag in einem Stellwerk der Bahn in Leverkusen mehrere Notausschalter betätigt und damit Teile des Schienennetzes stromlos gestellt, wie Polizei und Staatsanwaltschaft Köln am Montag mitgeteilt hatten. Als Folge davon hätten Züge vereinzelt automatisch gestoppt. Es sei zu Beeinträchtigungen im Bahnverkehr gekommen. Ermittelt wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr.

Angriff auf Deutsche Bahn in NRW: Wer steckt dahinter? Experte äußert Verdacht

Erstmeldung vom 31. Januar, 14:56 Uhr: Köln – Die Vorfälle sind besorgniserregend: Am Sonntag (29. Januar) gab es offenbar mehrere Attacken gegen die Deutsche Bahn in Nordrhein-Westfalen. An drei Stellwerken kam es zu Ausfällen: In Essen, in Schwelm sowie in Leverkusen. Dort hatten unbekannte Personen nach ersten Erkenntnissen gegen 8:45 Uhr mehrere Notausschalter betätigt und damit für Teile des Schienennetzes die Stromversorgung unterbrochen, wie Polizei und Staatsanwaltschaft am Montag mitteilten. Einzelne Züge stoppten automatisch, erhebliche Einschränkungen im Bahnverkehr waren die Folge.

Was ist ein Stellwerk?

► Stellwerke sind Bahnanlage, über die der Bahnbetrieb zentral gesteuert wird.

► In Stellwerken werden zum Beispiel Weichen und Gleissperren gesteuert sowie Signale und Bahnübergangssicherungsanlagen.

Das Schienennetz ist Teil der kritischen Infrastruktur, Millionen Menschen sind auf öffentliche Verkehrsmittel angewiesen, ein großer Teil der bundesweiten Logistik läuft über die Schiene. Entsprechend ernst nehmen die Behörden die Vorfälle, die Polizei ermittelt.

Deutsche Bahn: Sabotage sorgt für erhebliche Einschränkungen

Auch wenn bei den Vorfällen nach Angaben der Bahn keine direkte Gefahr für Passagiere bestand: Mutmaßliche Manipulationen dieser Art können gefährlich für den Alltag und die Sicherheit in Deutschland sein. So fordert der Bundesverband für den Schutz kritischer Infrastruktur (BSKI) angesichts der Entwicklungen bessere Sicherheitsvorkehrungen.

Sicherheitsexperte: Manipulationen „sicherlich kein Vandalismus“

Dass in teilweise sehr alte Stellwerkhäuser einfach eingedrungen werden könne, dürfe nicht länger hingenommen werden, so Holger Berens, der Vorstandsvorsitzende des Verbands, am Dienstag gegenüber WDR 5. Die Stellwerke seien oft kaum gesichert, die Fenster eingeschlagen.

Und Berens ist sich sicher: Es handelt sich um gezielte Attacken gegen die Bahn. „Es ist sicherlich kein Vandalismus, sondern aus meiner Sicht eine konzertierte Aktion“.

Verrieten Bahnmitarbeiter Details über soziale Medien?

Doch woher wissen die Täter, wie sie vorgehen müssen? Viele Daten über die kritische Infrastruktur seien einfach online zu finden, so Berens. Neben der Bahn betreffe das beispielsweise auch die Wasser- und die Energieversorgung. Mitarbeiter seien überdies häufig nicht genug dafür sensibilisiert, wie sie sich bei Nachfragen zu technischen Aspekten zu verhalten haben. Manche würden vielleicht ohne böse Absicht und unwissentlich empfindliche Informationen über soziale Medien nach außen tragen. Das könne ein Einfallstor für Kriminelle werden, so die Warnung des Sicherheitsexperten.

Deutsche Bahn wird immer häufiger zum Opfer von Saboteuren

Schaut man auf die vergangenen Monate, bekommt man den Eindruck: Die Bahn ist schon länger im Fokus von Saboteuren. Am 8. Oktober letzten Jahres etwa haben Unbekannte in Herne und Berlin Glasfaserkabel des internen Bahnmobilfunknetzes gekappt. Darüber kommunizieren unter anderem Lokführer und Leitstellen miteinander. Der Bahnverkehr in Norddeutschland kam daraufhin stundenlang vollständig zum Erliegen. Auch im Dezember 2022 durchtrennten Unbekannte in Essen-Dellwig in einem Schalthaus Kabel.

Bundesverkehrsminister Volker Wissing sprach von Sabotage. Angaben zu möglichen Tätern oder Motiven machte er jedoch nicht. Grünen-Chef Omid Nouripour forderte die Regierung auf, mehr in die Sicherheit der Anlagen der Deutschen Bahn zu investieren. Der Staatsschutz sah damals eine „politisch motivierte Tat“. Ist das diesmal auch der Fall?

Manipulation bei der Deutschen Bahn: Polizei Köln hat Ermittlungen aufgenommen

Die zuständige Polizei Köln kann diesbezüglich bisher keine Angaben machen. Ein Sprecher verweist gegenüber 24RHEIN auf laufende Ermittlungen. Ermittelt wird wegen gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr. Aktuell wird zudem geprüft, ob es einen Zusammenhang zwischen den Vorfällen in Essen, Schwelm und Leverkusen gibt. (mg, mit dpa)

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