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Neue Ditib-Moschee in NRW: Kenner warnt vor „Machtdemonstration von Erdogan“

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Von: Erkan Pehlivan

Die Ditib-Zentralmoschee in Köln wird weiterhin von der türkischen Religionsbehörde Diyanet geleitet.
Ditib-Zentralmoschee in Köln sorgt immer wieder für Schlagzeilen. © Christoph Hardt/IMAGO

Der Stadtrat von Wuppertal hat trotz Widerstands den Bau einer großen Ditib-Moschee beschlossen. Bei Ippen.Media warnt ein Experte vor Blauäugigkeit.

Wuppertal - Seit der vergangenen Woche ist klar, wie es mit dem Bauprojekt weitergehen soll: Im Wuppertaler Stadtteil Elberfeld soll zwischen Markomannen- und Ludwigstraße eine neue Ditib-Moschee mitsamt Gemeindezentrum errichtet werden, das hat der Stadtrat entschieden. Auf einem 6.000 m² großen Grundstück sollen neben einer Moschee auch Cafés, Studentenwohnungen und Büroräume entstehen. Eine Autowerkstatt und das Autonome Zentrum „AZ“ auf dem Gelände sollen dem Bauvorhaben des Moscheevereins weichen.

Türkische Religionsbehörde bestimmt Vorstand von Ditib

Die Ditib ist ein umstrittener Moscheeverein, weil er eng mit der türkischen Religionsbehörde „Diyanet“ verflochten und damit nicht unabhängig ist. Die Imame in den Ditib-Moscheen sind zumeist Entsandte aus Ankara, die damit auch Beamte des türkischen Staates sind.

Ihre Vorgesetzten sind in Deutschland die sogenannten „Religionsattachés“ in den türkischen Generalkonsulaten. Auch wird der Bundesvorstand der Ditib aus Ankara bestimmt. Möglich macht es die Satzung der Ditib, die der Diyanet und ihren Funktionären weitgehende Einflussnahme auf den Moscheeverein zusichert.

Hunderte Wahlkampfveranstaltungen von AKP in 18 Monaten

Gerade in den vergangenen Monaten hat die Ditib bewiesen, wie sehr sie an Präsident Recep Tayyip Erdogan und seine AKP angebunden ist. So hatte es in den vergangenen 18 Monaten rund 670 gemeinsame Veranstaltungen mit der AKP-Lobbyorganisation UID gegeben. Dabei hatten verschiedene Abgeordnete der Regierungspartei in den deutschen Moscheen für die Stimmen der Auslandstürken geworben.

Auch wurden insbesondere nach dem Putschversuch 2016 in den Ditib-Gemeinden immer wieder gegen Oppositionelle gehetzt. In mehreren Moscheen hatte zudem Imame für den türkischen Geheimdienst MIT Informationen über vermeintliche Anhänger der Gülen-Bewegung gesammelt.

Experte warnt vor Blauäugigkeit bei Umgang mit Ditib

Der Kenner der Ditib und Vorsitzende des „Landesverbands der Liberalen Vielfalt Berlin“, Eren Güvercin, warnt im Gespräch mit Merkur.de von IPPEN.MEDIA die Parteien in Wuppertal vor zu viel Blauäugigkeit. Die CDU in Wuppertal habe sich von der „offenen Architektur“ der Wuppertaler DITIB-Moschee beeindruckt gezeigt. Sie sei von der Transparenz und Dialogbereitschaft der Ditib überzeugt. Güvercin verwies aber auf negative Erfahrungen.

„Auch die DITIB-Zentralmoschee in Köln wurde seinerzeit für die ‚offene Architektur‘, die die ‚Transparenz‘ des Verbands symbolisieren sollte, gelobt“, betonte er: „Die Eröffnung der Zentralmoschee war dann aber eine Machtdemonstration von Erdogan, unter Ausschluss der Kölner Zivilgesellschaft“.

Güvercin warnt davor, dass auch in der Ditib-Moschee in Wuppertal Wahlkampf betrieben werden könnte. „Wenn ein AKP-Abgeordneter sich ankündigt, kann kein Vorstand einen Wahlkampfauftritt verhindern“, so Güvercin. Alleine seit dem vergangenen September habe es über 50 Wahlkampfevents der AKP in Ditib-Moscheen gegeben.

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