16-Jähriger in Dortmund von Polizei erschossen – „ganze Menge schief gelaufen“

In Dortmund ist ein 16-Jähriger von Polizisten erschossen worden. Zuvor soll er die Beamten mit einem Messer angegriffen haben. Einige Fragen sind offen.
Update vom 15. Februar 2023: Nach der Anklage von fünf Polizisten im Fall des bei einem Einsatz in Dortmund erschossenen 16-Jährigen hat der Kriminologe Rafael Behr Vorgehen und Ausbildung bei der Polizei kritisiert und einen stärkeren Fokus auf Deeskalation gefordert. Bei dem Einsatz im August 2022 sei „eine ganze Menge von Dingen schief gelaufen, die nicht alle den Polizisten unmittelbar anzulasten waren“, sagte er am Mittwoch im WDR. Es gebe eine „Gesamtatmosphäre in der Polizei, die sich ausrichtet an Terrorismusbedrohungen und Amoklagen. So sind die Polizisten mental und operativ ausgerüstet.“
Eine Maschinenpistole habe bei Messereinsätzen oder Suizidversuchen eigentlich nichts zu suchen, sagte er weiter. „Aber das ist das Einzige, was die Menschen an Bord haben. Und dann nehmen sie es auch mit.“ So komme es zu Überreaktionen beziehungsweise heftigen Reaktionen, weil deeskalierende Möglichkeiten nicht ausreichend zur Verfügung stünden. Aus dem Einsatz könne man außerdem lernen, dass „objektive Beweismittel“ immer gut seien, um die Erzählungen der Polizisten, die Rekonstruktionen anschließend noch mal zu objektivieren.
Die Bodycams waren bei dem Einsatz ausgeblieben, da es sich zunächst um ein Einschreiten bei einem Suizidversuch handelte. Behr kritisierte außerdem mit Blick auf NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU), „dass sich die politisch Verantwortlichen immer sofort und ohne Zweifel hinter ihre Polizei stellen und damit glauben, ihnen was Gutes zu tun. Das Gegenteil ist der Fall.“
Dortmund: 16-Jähriger von Polizei erschossen – Bericht zeigt Details
Update vom 24. Oktober 2022: Die tödlichen Schüsse auf den erschossenen 16-Jährigen in Dortmund sind nur aus der Maschinenpistole eines Polizisten abgefeuert worden. Dies geht aus einem Bericht der Landesregierung an den Rechtsausschuss vom Montag, 24. Oktober, hervor. Ein einzelner Zeuge hatte ausgesagt, dass auch der Einsatzleiter geschossen haben soll – dies ist den Untersuchungen des Landeskriminalamts (LKA) zufolge jedoch ausgeschlossen.
Wie es weiter heißt, stammten die Patronenhülsen am Tatort alle aus der Maschinenpistole, jedoch nicht aus der Dienstwaffe des Einsatzleiters. Weiteren offenen Fragen werde noch nachgegangen, so das Justizministerium. Unter anderem wurden zwei weitere Zeuginnen verhört, die sich inzwischen gemeldet haben. Kritisch ist weiterhin die Frage, ob und wie der 16-Jährige mit einem Messer auf die Polizisten zugegangen ist.
Einen weiteren tödlichen Polizeieinsatz gab es auch in Zülpich im Kreis Euskirchen. Dort wurde ein 31-Jähriger von einem Polizisten erschossen – auch hier soll der 31-Jährige mit einem Messer auf die Beamten losgegangen sein.
16-Jähriger in Dortmund von Polizei erschossen – griff mit Messer an
Erstmeldung vom 8. August 2022: Dortmund – Am Montag (8. August) ist ein 16-Jähriger in Dortmund durch einen oder mehrere Schüsse von Polizisten tödlich verletzt worden. Der Jugendliche habe die Beamten vorher mit einem Messer angegriffen, sagte ein Polizeisprecher der dpa. Zu den genauen Hintergründen des Polizeieinsatzes gab es zunächst keine weiteren Angaben.
Dortmund: 16-Jähriger greift Polizei mit Messer an – Beamte erschießen ihn
Die Polizei war gegen 16:25 Uhr in die Holsteiner Straße gerufen worden. Beamte hätten die Schusswaffe eingesetzt, sagte der Polizeisprecher. Unklar blieb zunächst, wie viele Schüsse abgefeuert wurden und ob mehrere Polizisten schossen. Der 16-Jährige sei schwer verletzt worden und wenig später bei einer Notoperation gestorben.
Mit den Ermittlungen ist aus Neutralitätsgründen nicht mehr die Dortmunder, sondern die Polizei Recklinghausen betraut. In Köln ist ebenfalls ein Mann mit Messer von Polizisten erschossen worden. Bei einer Zwangsräumung seiner Wohnung hatte er die Beamten angegriffen. (os mit dpa) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren. Dieser Artikel wurde am 24. Oktober 2022 aktualisiert.