Wal im Rhein gesichtet: Als „Moby Dick“ durch NRW schwamm

Vor fast 60 Jahren wurde ein Beluga-Wal am Duisburger Hafen gesichtet. Damals hatte sich „Moby Dick“ im Rhein verirrt – und sorgte für eine Menge Wirbel.
Köln – Im Mai 2023 wird in Köln ein U-Boot den Rhein durchqueren: Das U17 war rund 40 Jahre im Militäreinsatz und wird nun ins Technik-Museum Sinsheim gebracht. Viele Kölner werden sich dieses Ereignis nicht entgehen lassen wollen und zum Rheinufer pilgern, um das außergewöhnliche Ereignis mitzuerleben. Dabei ist das nicht das erste Mal, dass eine Sichtung im Rhein für großes Aufsehen sorgt: Vor fast genau 57 Jahren brachte ein anderes Phänomen die Menschen zum Staunen: Damals tauchte eine riesige weiße Flosse auf dem Rhein in Nordrhein-Westfalen auf. Was zunächst als Ungeheuer bezeichnet wurde, entpuppte sich schnell als Beluga-Wal. Getauft auf den Namen „Moby Dick“, schwamm das verirrte Tier den Rhein hinauf und hinunter.
Wal im Rhein: Sichtung am Duisburger Hafen im Mai 1966
Am 18. Mai 1966 wurde der Beluga-Wal zum ersten Mal am Duisburger Hafen gesichtet. Damals gab es mehrere Versuche, den circa fünf Meter langen Wal mit Tennisnetzen einzufangen. Dabei versammelten sich zahlreiche Menschen, um das außergewöhnliche Ereignis live mitzuerleben.

„Moby Dick“ war vier Tage nach seiner Ankunft in Duisburg wieder verschwunden. Im holländischen Ijsselmeer soll er noch gesichtet worden sein. Knapp zehn Tage später, am 31. Mai, zeigte sich der Beluga-Wal wieder in Duisburg. Von dort aus schwamm „Moby Dick“ über Düsseldorf und Bonn bis nach Remagen.
„Moby Dick“ durchquerte Rhein bis nach Remagen – dann tratt er Heimreise an
Nachdem der Wal den Rhein bis nach Remagen durchquert hatte, machte er sich auf die Rückreise. Dabei schwamm er am 15. Juni 1966 an der deutsch-niederländischen Grenze in Emmerich vorbei in Richtung Rheinmündung. Bei den letzten Metern hinaus ins offene Meer soll ihn die Hafenbehörde von Rotterdam begleitet haben.

Wegen Beluga-Wal wird internationale Pressekonferenz in Bonn abgebrochen
Wegen „Moby Dick“ wurde im Mai 1966 sogar eine Pressekonferenz in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn abgebrochen: Als der Wal im Rhein am Bundeshaus vorbeizog, war die Aufregung so groß, dass eine internationale Pressekonferenz im Bundeshaus abgebrochen werden musste.
Auch Jahre später war der Eindruck von Moby Dick auf die Rheinländer groß: Es gab Merchandise-Artikel, Aufkleber und Postkarten mit Fotos von dem Tier. In der Stadt Monheim am Rhein wurde sogar eine Kneipe nach dem Wal benannt: „Moby Dick“. Inzwischen hat das Lokal allerdings geschlossen.
Wal im Rhein wurde zuletzt beim Erreichen des offenen Meeres gesehen
Was genau aus „Moby Dick“ geworden ist, ist unklar. Aber die Wahrscheinlichkeit ist groß, dass er seine Irrfahrten gut überstanden hat: Das letzte Mal wurde am 16. Juni 1966 gesehen, als er nahe der niederländischen Stadt Hoek Van Holland das offene Meer erreichte. Vielleicht hat er noch jahrelang seinen Artverwandten von seinen wunderlichen Erlebnissen im Rhein erzählt. (cj) Fair und unabhängig informiert, was in Köln & NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.