Rehkitze geraten an Bundesstraße unter Mähfahrzeug – Tierschützer „wütend, traurig, einfach fassungslos“
Jedes Jahr werden Rehkitze Opfer von Mähdreschern in NRW. Auch in Duisburg kam es zu einem tödlichen Unfall. Das hätte verhindert werden können, sagen Tierschützer.
Duisburg – In den Frühlingsmonaten hält sich der Wildtier-Nachwuchs oft auf Wiesen oder im Grünroggen auf. Zeitgleich läuft jedoch auch die sogenannte Frühjahrsmahd, bei der Grünflächen gemäht werden. Die Mahd startet für gewöhnlich zwischen Mitte und Ende Mai. Ein gefährliches Vorgehen für Waldtiere wie Rehe, die dabei immer wieder unter Mähdrescher geraten und getötet oder verstümmelt werden. Zu so einem tragischen Vorfall kam es am Dienstagabend (23. Mai) in Duisburg, bei dem zwei Rehkitze von einem Mäher getötet wurden. Der Tierrettungsdienst Schütz, der vor Ort war, fand die Tiere reglos und mit schlimmen Verletzungen auf einer Wiese an der Abfahrt Huckingen der B288.
- Was? Zwei Rehkitze wurden von einem Mäher tödlich verletzt
- Wo? Abfahrt Duisburg-Huckingen der B288 (NRW)
- Wann? Dienstagabend, 23. Mai 2023
Rehkitze in Duisburg von Mäher getötet: „Tod der beiden Kitze war vollkommen unnötig“

Laut Tierrettungsdienst seien an der Abfahrt Huckingen umherlaufende Rehe gewesen, weswegen der Rettungsdienst gemeinsam mit einem Jäger und der Polizei Duisburg die Wiese aufsuchte. Durch ein Fernglas dann die schlimme Entdeckung: ein totes Rehkitz. Ein paar Meter weiter ein zweites Kitz, das mit schweren Verletzungen leblos auf der Wiese lag. Die Mäharbeiten waren laut Tierrettung von der Autobahn GmbH durchgeführt worden, die für die Instandhaltung von Straßen und umliegender Infrastruktur zuständig ist. Der „Tod der beiden Kitze war vollkommen unnötig“ und hätte verhindert werden können, heißt es bei den Tierschützern.
Die Mutter der Rehkitze konnte noch lebend mithilfe der Polizei, die die Auf- und Abfahrt kurzfristig sperrte, sicher in den Wald gelockt werden. „Damit die Ricke keinen Grund mehr hat, erneut die Straße zu überqueren, sammelten wir ihr totes Kitz ein“, schreibt der Tierrettungsdienst.
Drohnen mit Wärmebildkameras sollen bei Rehkitzrettung helfen

Laut Tierschutzgesetz sind Landwirte und Fahrer von Mähdreschern, die eine bestimmte Fläche bewirtschaften, für das Absuchen der Fläche verantwortlich. Sie sind dazu verpflichtet, entsprechende Maßnahmen zu ergreifen, wenn mit dem Vorkommen von Rehkitzen gerechnet wird. Die Jagdbehörde empfiehlt, Wiesen und Felder kurz vor dem Mähen abzusuchen. Auch das Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft erstellte im Februar 2023 Richtlinien zur Rehkitzrettung. Der Kauf von Kitzrettungsdrohnen wurde seit 2021 für Jagdvereine subventioniert. In den Richtlinien wird appelliert, Drohnen mit Wärmebildkameras einzusetzen:
- „Der Einsatz von Drohnen mit Wärmebildtechnik zur Wildtierrettung, insbesondere Rehkitzrettung, stellt aktuell die beste Alternative zu bisherigen Verfahren (Vergrämung, Begehung) dar, da sie deutlich effektiver und zeitsparender ist. Entsprechende Geräte sind auf dem Markt verfügbar. Ziel der Förderung ist, die Geräte flächendeckend zu etablieren, um Wildtiere, insbesondere Rehkitze, besser vor Verletzungen oder dem Tod bei der Mahd zu schützen.“
- Quelle: Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (9. Februar 2023)
Wenn keine ausreichenden Schutzmaßnahmen durchgeführt wurden und es zum Tod eines Rehkitzes kommt, gibt es hohe Strafen. Bei einem Verstoß ist laut Paragraf 17 TierSchG eine Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren oder Geldstrafe zu verhängen. Die Geldstrafen bewegen sich hierbei im Bereich von rund 1.000 bis 4.200 Euro bis hin zu einer Freiheitsstrafe von einem Jahr auf Bewährung.
Der Tierrettungsdienst erhebt schwere Vorwürfe in Duisburg: „Uns ist es vollkommen unverständlich, aus welchem Grund ‚Die Autobahn‘ nicht wie jeder Bauer im Umkreis die Fläche vor dem Mähen mit einer Drohne oder wenigstens zu Fuß abgesucht hat. Es macht uns wütend, traurig und einfach nur fassungslos“, schreiben die Tierretter via Facebook.
Rehkitz mit Mäher in Duisburg getötet: Autobahn GmbH will Fall aufarbeiten
Die Autobahn GmbH Stellung zu dem tragischen Unfall in Duisburg. In einem Facebook-Post erklärt das Unternehmen, dass die vor dem Mähen die Wiese abgesucht wurde. „Wir sind tief betroffen und traurig darüber, der Tod der beiden Tiere tut uns unendlich leid. Vor dem Mähen hat unser Auftragnehmer die Fläche nach Tieren und möglichen Gefahrenstellen abgesucht, dennoch konnte er den Unfall nicht abwenden“ sagt Die Autobahn. Das Geschehen soll jedoch aufgearbeitet werden, um solche Unfälle in Zukunft zu vermeiden, „damit die zahlreichen Tierarten auf unseren Grünflächen in Sicherheit leben können“. Hierbei bedanken sie sich außerdem bei der Polizei und dem Tierrettungsdienst für ihre Arbeit. Ob dem Fahrer des Mähers Konsequenzen drohen, ist aktuell unbekannt. (spo)