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Polizei: Explosion in Ratingen war gezielter Angriff auf Einsatzkräfte

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Von: Benjamin Stroka

Einen Tag nach der Explosion in Ratingen sind immer noch viele Fragen offen. Wurden Polizei und Feuerwehr in einen Hinterhalt gelockt? Die aktuellen Entwicklungen.

Update vom 12. Mai, 16:17 Uhr: Gegen den 56 Jahre alten Tatverdächtigen wurde U-Haftbefehl wegen versuchten Mordes in neun Fällen in Tateinheit mit gefährlicher Körperverletzung in neuen Fällen beantragt. Das sagte Staatsanwältin Laura Neumann auf der Pressekonferenz in Düsseldorf. Der mutmaßliche Täter wird aktuell einem Haftrichter vorgeführt.

Update vom 12. Mai, 16:08 Uhr: Bei der Explosion in einem Ratinger Hochhaus soll es sich um einen gezielten Angriff auf die Einsatzkräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst gehandelt haben. Dietmar Henning von der Polizei Düsseldorf sagte am Freitag bei einer Pressekonferenz, dass der 56 Jahre alte Tatverdächtige am Donnerstag die Wohnungstür geöffnet und gezielt eine brennende Flüssigkeit auf die Kräfte von Polizei, Feuerwehr und Rettungsdienst geschleudert habe. „Die Einsatzkräfte haben dann, selber brennend, den Ort verlassen“, berichtete Henning.

Explosion in Ratingen: Polizei bestätigt zweites Todesopfer in Hochhaus

Update vom 12. Mai, 16:04 Uhr: Die Polizei hat bestätigt, dass es ein zweites Todesopfer im Hochhaus in Ratingen gab. Demnach wurde am Donnerstagabend die Leiche eines älteren Mannes gefunden, der in dem Haus gelebt hat. Das sagte Silke Wehmhörner von der Polizei Düsseldorf am Freitag auf einer Pressekonferenz. Staatsanwältin Laura Neumann sagte danach, dass der Leichnam des Mannes obduziert werden soll.

Explosion in Ratingen: Medienbericht spricht von zweitem Todesopfer

Update vom 12. Mai, 15:08 Uhr: Laut einem aktuellen Bericht von Spiegel Online soll im Rahmen des Einsatzes am Donnerstag eine zweite Person in dem Hochhaus ums Leben gekommen sein. Demnach handle es sich um eine pflegebedürftige Person, die im zweiten Stock lebte. Sie sei mutmaßlich während des Einsatzes verstorben. Der Spiegel beruft sich dabei auf vertrauliche Dokumente der Ermittler. Die betroffene Person sei demnach auf stündliche Pflege angewiesen gewesen. Aufgrund des Großeinsatzes nach der Explosion konnte dem aber anscheinend nicht nachgekommen werden.

Explosion in Ratingen: Fünf Feuerwehrleute im künstlichen Koma

Update vom 12. Mai, 14:05 Uhr: Nach der Explosion in Ratingen befinden sich am Freitag noch fünf Feuerwehrleute im künstlichen Koma. Das teilte die Feuerwehr Ratingen mit. „Derzeit befinden sich die Kolleginnen und Kollegen von Feuerwehr und Rettungsdienst in Spezialkliniken in Köln, Duisburg, Dortmund, Düsseldorf und Bochum. Teilweise erlitten die Kollegen Verbrennungen von bis zu 40 Prozent der Körperoberfläche“, berichtet ein Sprecher.

Nach Informationen der Behörden vom Freitagvormittag schwebten weiterhin drei Feuerwehrleute und zwei Polizisten in Lebensgefahr.

Explosion in Ratingen: Verdächtiger war Behörden bekannt

Erstmeldung vom 12. Mai, 12:14 Uhr: Ratingen – Die verheerende Explosion in Ratingen, bei der am Donnerstag mehrere Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr zum Teil lebensgefährlich verletzt wurden, sorgt immer noch für Fassungslosigkeit. Ein 57 Jahre alter Mann soll am Donnerstagvormittag im zehnten Stock eines Hochhauses eine Explosion ausgelöst haben, als Polizisten und Feuerwehrleute vor seiner Tür standen.

Auch am Freitag sind noch viele Fragen offen. Der Mann wurde am Donnerstagnachmittag von Spezialkräften der Polizei festgenommen. Gegen ihn wird wegen eines versuchten Tötungsdeliktes ermittelt. Zudem wurde in seiner Wohnung eine weibliche Leiche entdeckt. Wie genau es zur Detonation kam, sollen jetzt weitere Ermittlungen ergeben. Dabei steht auch die Frage im Raum, ob die Einsatzkräfte möglicherweise von dem 57-Jährigen in einen Hinterhalt gelockt wurden. Ungeklärt ist auch noch die Frage, ob es sich bei der Leiche in der Wohnung möglicherweise um die Mutter des Tatverdächtigen handelt.

Explosion in Ratingen: Was wir über den Verdächtigen wissen

Der festgenommene Mann ist ein 57 Jahre alter Deutscher. Er lebte mit seiner Mutter in einer Wohnung im zehnten Stock eines Hochhauses an der Berliner Straße in Ratingen-West (Kreis Mettmann). Der Mann war für Polizei und Justiz kein Unbekannter. Gegen ihn soll ein Vollstreckungshaftbefehl wegen eines nicht gezahlten Geldbetrags vorgelegen haben, sagte Laura Neumann, Sprecherin der Staatsanwaltschaft in Düsseldorf, am Freitag der Deutschen Presse-Agentur. Zudem habe der 57-Jährige auch Voreintragungen, aber laut Neumann „nichts Einschlägiges, nichts Vergleichbares“.

Für Verwirrung sorgt ein Anfangsverdacht, dass es sich beim 57-Jährigen um einen Corona-Leugner handeln könne. NRW-Innenminister Herbert Reul hatte am Donnerstag gesagt, der Verdächtige habe sich „im Corona-Leugner-Umfeld gedanklich aufgehalten“. Reul bezog sich dabei auf erste Recherchen in den sozialen Medien. Allerdings könnte es sich nach aktuellen Informationen auch um eine Namensverwechslung gehandelt haben. Diese Möglichkeit bestätigte auch ein Polizeisprecher aus Düsseldorf der dpa. Am Freitagmorgen sagte Reul dem Radiosender WDR2 auf Nachfrage zu einem möglichen Corona-Leugner-Hintergrund: „Da bin ich nicht ganz sicher.“

Der 57-Jährige, der ebenfalls schwer verletzt wurde, soll noch am Freitag einem Haftrichter vorgeführt werden.

Polizeibeamte in Spezialausrüstung stehen vor einem Hochhaus.
Spezialkräfte der Polizei am Donnerstag vor dem Hochhaus in Ratingen. © David Young/dpa

Wie geht es den verletzten Einsatzkräften nach der Explosion in Ratingen?

Insgesamt wurden nach Angaben der Polizei mehr als 30 Einsatzkräfte bei dem Einsatz in Ratingen verletzt, mehrere von ihnen lebensgefährlich. Eine 25-jährige Polizistin und ein 29-jähriger Polizist sowie drei Feuerwehrleute schwebten auch am Freitagmorgen noch in Lebensgefahr. Vier weitere Feuerwehrleute wurden schwer verletzt. 22 Polizeibeamte trugen leichte Verletzungen davon. Ob alle Betroffenen durch die Explosion verletzt wurden, war zunächst unklar.

Noch am Donnerstag berichtete die Polizei, dass Gaffer-Videos von der Behandlung der verletzten Einsatzkräfte in den sozialen Medien kursierten und bat: „Bitte unterlassen Sie das.“

Nach Explosion in Ratingen: Was passiert als Nächstes?

Der 57 Jahre alte Verdächtige wird am Freitag einem Haftrichter vorgeführt. Unklar ist laut Staatsanwaltschaft Düsseldorf aktuell noch, ob es sich um versuchten Totschlag oder versuchten Mord handelt. Das werde derzeit ermittelt. Ob der Mann inzwischen vernommen werden konnte und Angaben zu einem Motiv gemacht hat, teilten die Behörden bislang nicht mit.

Die Wohnung des Verdächtigen, in der es zur Explosion kam, kann laut Polizeiangaben erst am Freitag von Tatort-Spezialisten betreten werden. „Da gab es ja Löscharbeiten und viel Löschwasser, das erst beseitigt werden musste“, sagte ein Polizeisprecher. Durch die Ermittlungen soll herausgefunden werden, wie genau es zur Detonation kam.

Die Spurensicherung betritt den Tatort in einem Hochhaus am Tag nachdem eine Explosion mehrere Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr schwer verletzt hatte.
Die Spurensicherung betrat am Freitag den Tatort in Ratingen. © Roberto Pfeil/dpa

Unklar ist auch noch die Identität der Leiche, die in der Wohnung des Verdächtigen gefunden wurde. Es gibt die Vermutung, dass es sich dabei um die Mutter des 57-Jährigen handeln könne, die dort mit ihm gelebt hat. Bestätigt wurde das aber noch nicht. Laut Informationen der dpa soll die Leiche schon länger tot gewesen sein.

Explosion in Ratingen: Was am Donnerstag passiert ist

Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr wurden am Donnerstag in eine Hochhaussiedlung in Ratingen-West gerufen. Der Grund dafür: Es gab Sorgen um eine Bewohnerin, weil ihr Briefkasten überquoll. Polizei und Feuerwehr kamen daraufhin zu einer Wohnung im zehnten Stock. Als die Einsatzkräfte vor der Tür standen, soll ein Mann plötzlich die Tür von innen aufgerissen haben. „Unmittelbar danach kam es aus bislang unklarer Ursache zu einer Explosion“, teilte die Polizei am Donnerstagabend mit. Die Einsatzkräfte wurden von einem Feuerball getroffen und zum Teil lebensgefährlich verletzt. Der 57-Jährige soll dann noch ein Feuer in seiner Wohnung gelegt haben.

Es kam zu einem Großeinsatz in der Hochhaussiedlung. Hubschrauber kreisten über den Dächern. Scharfschützen wurden auf Balkonen postiert. Später stürmte eine SEK-Einheit der Polizei die Wohnung und nahm den 57-Jährigen fest. Dabei wurde auch der weibliche Leichnam entdeckt. (bs)

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