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Dürre in NRW: Trinkwasser gesichert – doch Bauern besorgt wegen Ernte

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Von: Sebastian Peters

Trotz Dürre und Hitzewelle sei die Trinkwasserversorgung für NRW im Sommer gesichert. Allerdings machen sich die Landwirte Gedanken über ihre Ernte.

Recklinghausen/Bonn – Temperaturen bis zu 40 Grad sorgen in NRW für sorgenvolle Blicke der Land- und Forstwirte, die regelmäßig in Richtung Himmel blicken und auf Regen hoffen. Ob diese Hoffnung einem möglichen Gewitter erfüllt werden, das am Mittwoch erwartet wird, ist noch unklar. Noch ist allerdings die Dürre nicht so schlimm wie im extrem heißen Sommer 2018, 2019 und 2022. Dennoch bringt die hohen Temperaturen und der Mangel an Niederschlag einige Probleme und Gefahren für Nordrhein-Westfalen mit. Allerdings bleibt damit die Situation der Land- und Forstwirte weiter angespannt.

Hitzewelle in NRW: Dürre – wie ist die Lage aktuell?

Niedrigwasser am Rhein - Klimawandel und Dürre, Hitzewelle in NRW
Durch die Hitzewelle und Dürre trocknet das Erdreich immer weiter aus. (Symbolfoto) © Martin Gerten/dpa

Nach einem viel zu trockenen Herbst und Winterbeginn 2021 gab es auch im Frühjahr dieses Jahres (März bis Mai) in NRW mit rund 130 Litern Regen pro Quadratmeter zu wenig Niederschlag. Das langjährige Jahresmittel liegt bei 205 Litern. Mitte Mai zogen kräftige Gewitter über das Land und sorgten örtlich für Überschwemmungen. Ein Tornado der Stärke F2 (180-252 km/h) sorgte für massive Tornadoschäden. Den bis in die Tiefe ausgetrockneten Böden nützen solche heftigen Regengüsse nicht, weil das Wasser so schnell gar nicht aufgenommen werden könne, sagt Wilhelm Deitermann vom NRW-Landesumweltamt.

Wo ist es am schlimmsten? Der „Dürremonitor“ des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung stellt derzeit außerordentliche Dürre – die höchste von fünf Stufen – vor allem in den Regierungsbezirken Münster, Detmold und Arnsberg fest. Das bezieht sich auf Bodentiefen bis 1,80 Meter, aus denen Baumwurzeln das Wasser ziehen. Schaut man auf die Wasservorräte in niedrigerer Tiefe bis 25 Zentimeter, die von Pflanzen aufgenommen werden können, so leiden laut dem Monitor auch weite Gebiete im Rheinland an Trockenstress.

Dürre in NRW: Rhein in Düsseldorf mit niedrigem Wasserstand

Das Forschungszentrum dokumentiert auf seiner Seite „Dürrefotos“ aus den vergangenen Jahren: Etwa eine völlig vertrocknete Wiese vor dem Aachener Weiher in Köln, ausgedehnte tote Fichtenbestände im Bergischen Land, den Rhein bei Düsseldorf mit extrem niedrigem Wasserstand und einen fast völlig ausgetrockneten Bach Heve, einen Zufluss des Möhnesees. Das könnte sich wiederholen, wenn es weiter deutlich zu wenig regnet. Mitte Juli musste in Dortmund das THW ein großes Wasserrückhaltebecken künstlich mit Sauerstoff versorgen, weil dort Fische wegen Hitze und Trockenheit verendet waren.

Was sagen die Bauern? Die Bauernverbände im Rheinland und Westfalen-Lippe sind mit der Getreideernte – die Gerste ist weitgehend eingebracht – bisher recht zufrieden. Aber um den Mais, die Zuckerrüben und Kartoffeln machen sie sich Sorgen, falls nicht mehr Regen fällt. Vor allem der Mais sei wichtig für die Landwirte – für Biogasanlagen und für Rinder- und Schweinefutter, sagt der westfälisch-lippische Verbandssprecher Hans-Heinrich Berghorn. Im Rheinland hätten einige Bauern sogar damit begonnen, ihre Maisfelder zu beregnen, sagt seine Rheinland-Kollegin Simone Kühnreich.

Um für die Menschen die anstehende Hitzewelle so angenehm wie möglich zu gestalten, hat die Stadt Köln sich was besonders überlegt. Mit einem Schlauch soll ein feiner Wassernebel erzeugt werden. Dieser Nebel soll dafür sorgen, dass der Bereich in der Altstadt abgekühlt wird.

Wälder in Gefahr: „Für jeden Tropfen Wasser dankbar, der nicht als Starkregen herunterkommt“

In den NRW-Wäldern sind seit 2018 durch den Dreiklang aus Sturmschäden, Dürre und Borkenkäferbefall mehr als ein Zehntel der Bäume abgestorben, sagt der Sprecher des Landesbetriebs Wald und Holz NRW, Friedrich Louen. Vielfach wird neu angepflanzt – und die zarten Neubäume brauchen dringend Wasser. „Wir sind für jeden Tropfen Wasser dankbar, der nicht als Starkregen herunterkommt“, sagt Louen, „für die Akutversorgung der Bäume und für das Auffüllen der Wasserreserven im Wald“.

Und die Brandgefahr? Die Waldbrandgefahr in NRW ist im Moment durch Hitze, Wind und Trockenheit extrem. Der Deutsche Wetterdienst hat den Waldbrandgefahrenindex für weite Teile des Rheinlands am Dienstag auf die höchste Stufe 5 gesetzt. Dort besteht demnach eine „sehr hohe“ Gefahr für Waldbrände. Das gelte unter anderem im Grenzbereich zum Harz sowie in der Eifel und im Sauerland, warnt der Düsseldorfer Branddirektor Ulrich Cimolino. „Gefährdet sind vor allem Waldgebiete, die durch Borkenkäfer und frühere Stürme schon vorgeschädigt sind“, sagt der Fachmann, der in der Vereinigung zur Förderung des Deutschen Brandschutzes (vfdb) Experte für Vegetationsbrände ist. Oft entstünden Feuer auch bei der Ernte durch Probleme mit Maschinen.

NRW Trinkwasser: trotz anhaltender Hitze – Trinkwasserversorgung gesichert

Die Trinkwasserversorgung für den Sommer ist trotz der anhaltenden Hitze gesichert. Die Füllstände der Talsperren seien ausreichend, sagt die Geschäftsführerin der NRW-Wasserwirtschaftsverbände, Jennifer Schäfer-Sack. Dass die meisten Talsperren derzeit deutlich mehr Wasser abgäben, als zufließe, sei jahreszeitlich bedingt und normal. Dennoch gelte, dass mit Trinkwasser sparsam umgegangen werden solle. Der Wupperverband hatte vor kurzem dazu aufgerufen. (sp mit dpa) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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