Rheinhochwasser: Die gefährdetsten Gebiete

Die Pegelstände und die Fließgeschwindigkeiten des Rheins messen die Städte bereits seit Jahrhunderten, um Hochwasser vorzubeugen und vorherzusagen.
- Von Hochwasser immer wieder betroffen sind insbesondere Abschnitte im Alpenrhein, am Zufluss zum Bodensee und am Mittelrhein.
- Hochwasser des Rheins wird immer wieder durch schwere Mittelmeertiefs, entfernte Vulkanausbrüche oder andere Naturkatastrophen ausgelöst.
- In Zusammenarbeit betroffener Bundesländer und Staaten werden besonders vom Hochwasser betroffene Abschnitte des Rheins systematisch reguliert.
Der Rhein fließt etwa 1.230 Kilometer lang von seiner Quelle am Oberalppass bis zur Mündung in die niederländische Nordsee. Die gewaltigen Wassermassen erreichen dort einen Abfluss von 2000 Kubikmeter Wasser pro Sekunde und führen auf ihrem Weg in manchen Jahren zu Hochwasser. Das Wasser stammt an den Rheinquellen aus den Bergen des Sankt Gotthard-Massivs und der Region Viamala der Schweizer Alpen. Ein großer Teil der Wassermassen wird bereits im Sankt Gotthard-Massiv in die drei Stauseen Lai da Curnera, Lai da Nalps und Lai da Sontga Maria geleitet. Sie sind miteinander verbunden und dienen der Wasserversorgung der Region.
Nachdem sich Vorderrhein und Hinterrhein bei Reichenau zum Rhein vereint haben, fließt der Rhein als sogenannter Alpenrhein bis zu seiner Einmündung in den Bodensee. Zwischen Ober- und Untersee des Bodensees bewegt sich der Rhein als Seerhein und sobald er aus dem Bodensee herausfließt, heißt er Hochrhein. Von Basel bis Bingen wird der Rhein zum Oberrhein, anschließend fließt er als Mittelrhein bis Bonn. Bis Millingen hat er den Namen Niederrhein und auf dem Weg zur Nordsee-Einmündung heißt er Deltarhein.
Rhein: Hochwassergebiete in Vergangenheit und Gegenwart
Hochwasser brachte der Rhein schon seit vielen Jahrhunderten. Das älteste dokumentierte Hochwasser am Rhein ist das Magdalenenhochwasser vom Juli 1342, das nach einem Mittelmeertief auftrat. Im Jahr 1566 betraf ein Hochwasser den Rhein und den Bodensee und 1868 stand die ganze Fläche zwischen Bodensee und dem etwa fünfzig Kilometer südlich gelegenen Sevelen im Kanton St. Gallen unter Wasser. Seit 1817 wird im Bodensee an drei Stellen (in Konstanz, Romanshorn und Bregenz) regelmäßig der Pegelstand gemessen und in einer fortlaufenden Statistik geführt. Er schwankt im Normalfall zwischen 3 Meter im Winter und 4,20 Meter im Sommer.
Die höchsten Pegelstände in Konstanz wurden 1817 mit 6,36 Meter gemessen. Dieses Hochwasser war nach dem Ausbruch eines tropischen Vulkans entstanden. Ein Rekord des Hochwassers traf 2005 den Alpenrhein, der auf etwa 90 Kilometern Länge von 592 Metern auf 396 Meter abfällt und so an Geschwindigkeit gewinnt. Er führte 2005 das Doppelte der normalen Hochwasserabflussmenge. Im Mittelrhein stiegen die Pegelstände vor allem in Mainz und Köln mehrfach auf den dreifachen Normalwert an, zuletzt im Weihnachtshochwasser 1993 und erneut im Januar 1995.
Regulierungen des Rheins zur Hochwasser-Vermeidung
Um dem Hochwasser am Rhein zu begegnen, schließen sich deutsche Bundesländer und betroffene europäische Länder zusammen, um immer wieder neue Regulierungen vorzunehmen. Folgende Bauarbeiten und Regulierungen erfolgten am Rhein:
- Ein Hochwasserschutzprogramm für Mittelrhein und Niederrhein beschlossen nach dem Weihnachtshochwasser Frankreich, Nordrhein-Westfalen, Hessen und Rheinland-Pfalz, um Polder und Rückhaltebecken zu bauen.
- Hochwasserschutzpolder am Oberrhein bauten die Länder Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz.
- Durchstiche erfolgten in Diepoldsau und Fußach, um der Sedimentation im Bodensee und dem westlichen Rheindelta entgegenzuwirken. Den Rhein bauten die Ingenieure kanalartig aus und der abgeschnittene alte Rhein ist inzwischen ebenfalls ein schiffbarer Kanal.
- Zu Beginn des 20. Jahrhunderts erfolgte zwischen Österreich und der Schweiz eine Begradigung des Alpenrheins, um dem Hochwasser vorzubeugen und die neue Staatsgrenze abzubilden. Die Länder erweiterten mehrmals die Dämme und das Flussbett. Als Rheinaufweitung bezeichnen sie eine geplante Maßnahme, die im bestehenden Gewässerverlauf die Rheinführung ändern soll. Neben einer höheren Hochwassersicherheit dient diese Maßnahme auch der ökologischen Aufwertung. Die für das untere Rheintal zuständige Internationale Rheinregulierung feierte im Jahr 2017 das 125-jährige Bestehen der Institution.
Von Elke Huber