Allerdings kam es nicht zum ursprünglichen Plan, die Wohnung selbst zu nutzen. Er vermietete, bediente so die Bank. Dennoch war er zunächst beeindruckt von Risiko und Verantwortung. „Ich war da noch etwas unsicher“, sagt er heute.
Hilfe kam damals in Person seiner Beraterin Ilona Magera, die ihn bei der ersten Finanzierung unterstützt hatte. „Und“, fragte sie bei einem Treffen Monate später, „hast Du denn was Neues?“
Für Ali Kaawar eine Initialzündung. „Ich war da wie ein Lehrling, den man los lässt“. Der junge Mann blickte sich nach einem weiteren Objekt um – als Sicherheit konnte er immerhin schon mal die Eigentumswohnung in Ense vorweisen.
Das vorläufige Ende vom Lied: Heute, rund drei Jahre später, ist der mittlerweile 29-Jährige Eigentümer von 17 Wohneinheiten in fünf Objekten in der heimischen Region.
In einem dieser Objekte schlug Ali Kaawar im Frühling 2021 sein „Hauptquartier“ auf: im früheren Wohn- und Geschäftshaus der Bäckerei Peters an der Eichkampstraße.
Die Faszination für das Gewerbe entspringt einer interessanten Mischung. Da ist zum einen das Interesse für Immobilien. „Ich habe bestimmt schon 500 Besichtigungen hinter mir“, schätzt Ali Kaawar – und es reizt ihn jedes Mal neu, Räume zu begutachten, eine Vision zu entwickeln, mit dem Verkäufer zu verhandeln. Das braucht gesundes Selbstbewusstsein – aber auch die Freude am Kontakt mit Menschen.
Neben dem ganz wichtigen ersten Eindruck, für den es bekanntlich keine zweite Chance gibt, zählt für Ali Kaawar ein freundliches, verbindliches Auftreten zum Rüstzeug erfolgreicher Verhandlungen. Der Händedruck und der Blick in die Augen seines Gegenübers zum Abschied geben ihm Aufschluss zum Potenzial des Geschäfts.
Die Bandbreite der Gesprächspartner ist dabei breit gestreut: Sie reicht von der Alleinerziehenden, die in Kürze ohne Wohnung und auf der Straße sitzen würde, bis hin zum Interessenten, dessen monatliches Salär weit über dem liegt, was sich der 29-Jährige zugesteht.
Hinzu kommen weitere „Gewerke“ dieses Jobs: Der Umgang mit der Bankenwelt, die jedes Darlehen wasserdicht absichern muss, die Beauftragung von Handwerksbetrieben, um Wohnraum herzurichten und Reparaturen auszuführen bis hin zu Verhandlungen mit Versicherungen – all das begeistert den Wickeder Jung-Unternehmer. „Ich mache das nicht wegen des Geldes, sondern einfach, weil es funktioniert“.
Natürlich fordert ein solches Aufgabenpaket auch seinen Tribut. 12-Stunden-Tage und mehr sind keine Seltenheit, und manchmal kostet das Geschäft auch reichlich Nerven.
Einmal hatte der Wickeder, der alle Angebote über die Online-Plattform Ebay abhandelt, aus Versehen seine Handynummer mit veröffentlicht. Auf den Schlag gab’s über 500 Nachrichten – „da hab ich zwei Tage lang das Handy ausgestellt“, lacht Ali Kaawar.
Dann sind da auch die Verbindlichkeiten gegenüber den Banken, die im Millionenbereich liegen. „Aber das sind keine Schulden, das ist Invest“, sagt der 29-Jährige, der sich natürlich intensiv in die Thematik eingelesen hat, andererseits aber versichert, dass das Immobilienbusiness kein Hexenwerk ist: „Das kann jeder mit einfachen Schritten lernen“.
Ganz klar: Wenn man dergestalt Verantwortung übernimmt, dann gehört nicht nur der Spaß am Handel mit Immobilien oder am Umgang mit Menschen zu den Voraussetzungen für diesen Job. Dann braucht es auch eine sichere Basis. Wichtig ist Ali Kaawar daher nicht zuletzt „ein familiäres, ehrliches Umfeld, mit dem man über alles sprechen kann“.
Immerhin: Die ersten drei Jahre darf der Jung-Unternehmer, den seine Kunden bei Geschäftsterminen manchmal immer noch fragen, „wann kommt denn dein Vater?“, als Erfolg verbuchen.
Und auf diesem Weg mit täglich neuen Erfahrungen und Kompetenzen soll es auch durchaus weitergehen. Immerhin hat sich der Wickeder für den Kauf weiterer Wohnungen als kurz- bis mittelfristiges Ziel die Zahl 100 gesetzt.
Mit der ehemaligen Gaststätte „Zum Treffpunkt“ möchte Ali Kaawar für neues Leben an der Hauptstraße 61 in Wickede sorgen. Rund 85 Quadratmeter mit Nebenräumen stellt er an der viel befahrenen Hauptstraße zur Verfügung.
Die frühere Gaststätte, in der von 1975 bis 1999 die Familie Mechthold am Zapfhahn gestanden habe, kann sich der Jung-Unternehmer vom Friseursalon über einen Kiosk oder die Dönerstube bis hin zu einer Praxis, vorstellen.
Bei der Finanzierung des Gesamtkonzeptes half nach der Übernahme nicht zuletzt der Vertrag mit einem Unternehmen für Außenwerbung, dem Kaawar zwei große Flächen am Gebäude zur Verfügung stellte.
Daher und weil er die frühere Gaststätte gern wieder beleben möchte, soll’s die Räumlichkeiten auch für vergleichsweise kleines Geld zu mieten geben.