Bilder zeigen: So gespenstisch sieht es in der alten Heimat von Michael Schumacher aus

Formel-1-Star Michael Schumacher ist in Manheim aufgewachsen. Der Ort soll dem Tagebau Hambach weichen: Doch nicht alles wird abgerissen.
Köln – Kurz nach dem Unfall hatten sie in der Kirche St. Albanus und Leonhardus noch gebetet für den berühmtesten Sohn der Stadt. Damals an Silvester 2013, zwei Tage nach dem schlimmen Ski-Unglück von Formel-1-Star Michael Schumacher, war das Gebäude noch eine katholische Kirche.
Michael Schumacher: Alte Heimat Manheim ist ein Geisterdorf
Inzwischen ist der Bau in Schumis alter Heimat Manheim, einem Stadtteil von Kerpen, entwidmet. Der letzte Gottesdienst wurde 2019 gefeiert. Im Gemeindehaus nebenan hatte Michael Schumacher 1995 seine Frau Corinna geheiratet. Zeitweise wohnte das Paar auch in Manheim, das zwischen Köln und Aachen in der Jülich-Zülpicher Börde liegt. Michael Schumacher ist hier aufgewachsen, nachdem seine Eltern aus Hürth nach Manheim gezogen waren. Seine ersten Rennerfahrungen hat er auf der nahen Kartbahn Erftlandring gemacht.

Jetzt ist der Stadtteil von Kerpen ein Geisterdorf. Denn der Ort am Tagebau Hambach soll so wie zuletzt Lützerath abgerissen werden, damit RWE die Braunkohle darunter abbaggern kann. Anders als die fünf geretteten Dörfer um Lützerath, hat Manheim aber keine Chance mehr auf Wiederbelebung. Knapp 1.600 Menschen wohnten hier bis zum Beginn der Umsiedlung im Jahr 2012. Jetzt sind es noch 17 – Stand Herbst 2022, wahrscheinlich ist die Gemeinde inzwischen noch weiter geschrumpft. Viele Häuser stehen schon längst nicht mehr.
Michael Schumacher
► Geboren ist Michael Schumacher in Hürth. Die Familie zog später nach Kerpen-Manheim um: Auf dem Erftlandring machte Schumi seine ersten Rennerfahrungen.
► In den 90er Jahren wohnte Michael Schumacher in Manheim mit Frau Corinna, Mitte der 90er Jahre zog die Familie in die Schweiz.
► Am 29. Dezember 2013 stürzte Michael Schumacher beim Skifahren im französischen Méribel. Dabei prallte er mit dem Kopf gegen einen Felsen und erlitt ein Schädel-Hirn-Trauma. Schumacher wurde in ein künstliches Koma versetzt. Wie es dem einstigen Formel-1-Star heute geht, ist nicht bekannt.
Erftlandring von Michael Schumacher steht noch
Immerhin: Die Kartbahn Erftlandring, die Michael Schumacher zum Teil gehört, bleibt erhalten. Der Rest von Manheim aber wird dem Erdboden gleichgemacht. Für Schumi-Fans wird damit auch ein Stück Formel-1-Geschichte begraben.
Braunkohlebagger graben sich immer näher an Heimatdorf von Michael Schumacher heran
Die Braunkohlebagger von RWE graben sich derweil immer näher an den Ort heran. Seit dem Start 1978 wird Hambach so wie auch der Tagebau Garzweiler vom Energiekonzern RWE betrieben. Immer wieder gibt es Streit um den Tagebau: Vor allem die vehementen Proteste gegen die geplante Abholzung des Hambacher Forsts hatten bundesweit für Aufsehen gesorgt. Aktivisten hatten sich monatelang in dem Waldstück verschanzt. Bei der Räumung durch die Polizei hatte es Verletzte gegeben, bei einem Unfall war ein Mensch sogar ums Leben gekommen.

Auch die Zukunft des Tagebaus sorgt für erhitzte Debatten. Denn hier soll eines Tages der zweitgrößte See von ganz Deutschland entstehen. Doch das Mammut-Projekt könnte zu einem echten Risiko werden und ist in der geplanten Form gar nicht umsetzbar, sagen Umweltschützer. Denn für die Stabilisierung der Böschungen soll 600 Hektar Kulturland abgegraben werden – daraus soll die sogenannte Manheimer Bucht entstehen. Das sei „alternativlos“, erklärt RWE auf Nachfrage.
Streit um Hambacher See am RWE-Tagebau
„Das ist absurd. Man will 600 Hektar uraltes Kulturland abbaggern, um woanders zu verfüllen“, findet indes Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) NRW. Außerdem lebten in dem Bereich der geplanten Bucht streng geschützte Vogelarten, deren Lebensraum zerstört werde, und die Waldflächen würden auseinandergerissen, es könne kein zusammenhängendes Biotop entstehen.

Hoffnungsschimmer im Heimatdorf von Michael Schumacher
Für den geplanten See sollen zudem Milliarden Liter Wasser aus dem Rhein in die Grube geleitet werden. Das kann laut RWE mehrere Jahrzehnte dauern, der BUND rechnet gar mit 80 bis 100 Jahren.
Der Turm von St. Albanus und Leonhardus steht dann vielleicht noch. Denn es gibt einen Hoffnungsfunken, dass außer dem Erftlandring mit der Kirche noch ein weiteres Stück von Michael Schumachers alter Heimat erhalten bleibt. Immer wieder hatte es in den letzten Jahren Proteste gegen den Abriss der um 1900 erbauten Kirche gegeben. Auch die Grünen in Kerpen hatten mehrfach gefordert, die alte Kirche zu erhalten. „Der Abriss der Kirche St. Albanus und Leonhardus in Manheim-alt würde die weitere Vernichtung eines christlichen Symbols der rheinischen Kulturlandschaft bedeuten und muss unbedingt verhindert werden“, sagte etwa Ratsmitglied Gero Donner vor der offiziellen Entwidmung des Sakralbaus.
Proteste im Geisterdorf Manheim wie in Lützerath? Bislang deutet nichts darauf hin
Nach jüngsten Plänen kann die Kirche als letztes Gebäude von Manheim aber womöglich erhalten bleiben. Zwar steht der Bau im Bereich der geplanten Manheimer Bucht. Laut Gutachten ist aber denkbar, dass der Bereich unter der Kirche nicht notwendigerweise genutzt werden muss. Eine Mehrheit im Kerpener Stadtrat setzt sich derweil für den Erhalt der Kirche ein.
Riesige Proteste wie zuletzt in Lützerath, das monatelang von Aktivisten besetzt worden war, sind in Manheim bislang nicht geplant. (pen) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.