Über 3000 Fälle – Arzt aus Leverkusen wegen falscher Corona-Atteste festgenommen

Ein Arzt aus Leverkusen soll im großen Stil falsche Corona-Atteste ausgestellt haben. Er wollte sich ins Ausland absetzen, wurde nun aber festgenommen.
Update vom 3. Juni 2022, 16:37 Uhr: Im Fall um eine Arztpraxis aus Leverkusen, in der im großen Stil gefälschte Corona-Atteste verteilt worden sein sollen, wurde am Freitagmorgen (3. Juni) ein Arzt festgenommen. Gegen den 52-Jährigen wurde Haftbefehl erlassen. Der Arzt soll gegen Bezahlung mindestens 66 gefälschte Corona-Atteste zum Gebrauch bei Behörden ausgestellt haben. Das könnte aber nur die Spitze des Eisbergs sein.
Wie Polizei und Staatsanwaltschaft mitteilen, wird noch in rund 3000 weiteren Fällen gegen den Mann ermittelt. In diesen Fällen soll der Arzt seinen Patienten Bescheinigungen ausgestellt haben, dass diese sich aus nicht näher genannten medizinischen Gründen nicht gegen Corona hätten impfen lassen können. „Unter anderem soll er auch Arbeitsunfähigkeitsbescheinigungen ohne vorherige Untersuchung ausgestellt haben“, teilt die Polizei mit. Der Arzt soll geplant haben, sich ins Ausland abzusetzen. Dem kamen Polizei und Staatsanwaltschaft zuvor und nahmen ihn am Freitagmorgen fest.
Falsche Corona-Atteste ausgestellt? Polizei durchsucht Arztpraxis
Erstmeldung vom 3. Februar 2022: Leverkusen – Es gibt Menschen, die können sich aus gesundheitlichen Gründen nicht gegen das Coronavirus impfen lassen. Wer dennoch am gesellschaftlichen Leben mit all seinen Corona-Regeln teilhaben möchte, braucht daher ein entsprechendes Attest. Gegen einen Arzt aus Leverkusen gibt es jetzt den Verdacht, solche Atteste ausgestellt zu haben – allerdings ohne, die Patienten untersucht zu haben.
Leverkusen | |
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Höhe: | 60 m |
Fläche: | 78,85 km² |
Bevölkerung: | 163.838 (2019) |
Postleitzahlen: | 51371–51381 |
Arztpraxis in Leverkusen durchsucht: Falsche Corona-Atteste ausgestellt?
Staatsanwaltschaft Köln und Polizei sprechen in einer Mitteilung von einem Anfangsverdacht nach § 278 StGB gegen den Inhaber einer Arztpraxis. Auf Grundlage eines Beschlusses des Amtsgerichts Köln wurden daher am Donnerstag die Räume der Praxis in Leverkusen durchsucht. Dabei stellten Ermittler Datenträger mit digitalen Patientenakten sicher, die nun ausgewertet werden, wie ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft am 4. Februar mitteilte. Der Inhaber „soll verschiedenen Patienten – ohne diese zuvor auf ihren aktuellen Gesundheitszustand untersucht zu haben – jeweils ein Attest zum Gebrauch bei Behörden ausgestellt haben“, heißt es in der Mitteilung.
Mit Attest keine Corona-Impfung: Polizei durchsucht Praxis in Leverkusen
§ 278 StGB: Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse
„Wer zur Täuschung im Rechtsverkehr als Arzt oder andere approbierte Medizinalperson ein unrichtiges Zeugnis über den Gesundheitszustand eines Menschen ausstellt, wird mit Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren oder mit Geldstrafe bestraft.“
Zudem gebe es Anhaltspunkte dafür, „dass wartende Patienten teilweise nicht nur für sich selbst, sondern auch für Angehörige oder Bekannte Atteste beschaffen wollten“, erklärte der Sprecher. Nach Angaben der Stadt Leverkusen waren dem Gesundheitsamt in den vergangenen Tagen Atteste aus der Praxis vorgelegt worden. Diese seien aber nicht verwertbar, da sie „nicht den rechtlichen und fachlichen Anforderungen an ein ärztliches Zeugnis zur Befreiung von der einrichtungsbezogenen Impfpflicht genügen“. Auf den Attesten fehle eine Begründung, warum eine Impfung nicht infrage komme, sagte eine Stadt-Sprecherin. Der Mediziner wurde von der Ärztekammer Nordrhein um eine Stellungnahme gebeten. (mlu, dpa) Mehr News auf der 24RHEIN-Homepage. Tipp: Täglich informiert, was in Köln passiert – einfach unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren. Dieser Text wird laufend aktualisiert.