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Gas in NRW-Speichern ist für Winter im Soll – doch es gibt eine Unsicherheit

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Von: Florian Forth

Der Ukraine-Krieg hat für eine Gaskrise in Deutschland gesorgt. Auch in NRW wird Erdgas gespeichert. Doch reichen die Füllstände für den Winter?

Dortmund – Der Krieg in der Ukraine hat in Deutschland zu einem Gasmangel geführt. Jetzt müssen Energiekonzerne teures Erdgas einkaufen und große Mengen davon einlagern. Sonst würde im Winter die Produktion zusammenbrechen und Menschen müssten in ihren Wohnungen frieren. Doch wie ist die Lage in Nordrhein-Westfalen?

Bundesland:Nordhrein-Westfalen
Hauptstadt:Düsseldorf
Ministerpräsident:Hendrik Wüst (CDU)

Gasspeicher in Deutschland müssen Mindestfüllstände haben

Russland hat mit Beginn des Ukraine-Kriegs die Gaslieferungen immer weiter gesenkt. Damit die Menschen in Deutschland und NRW im Winter ausreichend Gas zum Heizen haben, hat das Europaparlament Füllstände der Gasspeicher vorgeschrieben. Ziel ist es für 2022, alle Gasspeicher zu 80 Prozent zu füllen. Für 2023 sind 90 Prozent geplant. So gut sind die Gasspeicher in Deutschland aktuell gefüllt.

Diese Mindestfüllstände an Erdgas will Deutschland zum jeweiligen Stichtag erreichen:

Im Februar 2023 sollen die Füllstände noch mindestens 40 Prozent betragen. Dazu kann jedes Land finanzielle Anreize bieten. In Deutschland wurde etwa die Gasumlage beschlossen, um die Gasversorger beim Zukauf von teurem Erdgas zu entlasten und vor der Pleite zu schützen.

NRW hat zwei Gasspeicher in Gronau-Epe und Xanten

Von den rund 40 Gasspeicherstandorten in Deutschland befinden sich nur zwei in Nordrhein-Westfalen. Das hier gelagerte Erdgas kommt hauptsächlich über die Niederlande nach NRW.

Laut der „Initiative Energie Speichern“ (INES) gibt in diesen Städten in NRW Erdgasspeicher:

StandortSpeicherart
Gronau-EpeKavernen
XantenKavernen

In Gronau-Epe im Nordwesten von NRW speichern mehrere große Gasversorger wie Uniper, RWE, Vattenfall und Trianel ihr Erdgas. Es wird dort in Hohlräumen von Salzstöcken mehr als 1.000 Meter tief in der Erde gepresst (Kavernenspeicher). Im nahegelegenen Uelsen sowie in Rahden in Niedersachsen wird das Gas in porösem Gestein gespeichert (Porenspeicher).

Gasspeicher-Füllstand in NRW: Diese Gas-Mengen lagern aktuell in Gronau-Epe und Xanten

Doch wie viel Gas haben die Versorger in NRW bereits gespeichert? Uniper gibt den Füllstand seines größten Gasspeichers in Gronau-Epe laut dem europaweiten „Aggregated Gas Storage Inventory“ mit aktuell 99 Prozent an (Stand: 23. August). Damit lagern mit 18 Terawattstunden (TWh) knapp ein Drittel der Reserven des Gasversorgers in NRW.

Was ist eine Terawattstunde?

Eine Terawattstunde sind umgerechnet eine Milliarde Kilowattstunden. Diese Menge an Energie reicht aus, um 100.000 Zwei-Personen-Haushalte ein Jahr lang mit Gas zu versorgen (Verbrauch: 10.000 kWh).

In NRW können maximal 24 Terawattstunden Erdgas gelagert werden. Zum Vergleich: Die aktuelle Gasreserve würde bereits jetzt ausreichen, um 2,2 Millionen Haushalte ein Jahr lang mit Gas zu versorgen.

Auch die anderen Versorger liegen bereits deutlich über dem geforderten Speicherziel. RWE gibt den Füllstand seiner Gasspeicher in Xanten mit derzeit 98 Prozent an. Dort lagern mehr als 6 TWh Erdgas. In Gronau lagert RWE weitere 4,4 TWh, im Durchschnitt sind die Speicher zu 98,5 Prozent gefüllt.

Trianel hat den Speicher in Gronau bereits zu 100 Prozent gefüllt. Dort lagern 2,1 TWh Erdgas. Die Speicherstände aller Erdgasspeicher in Deutschland und der EU gibt es im Dashboard der AGSI.

GasversorgerFüllstandEnergieSpeicherort
Uniper99,1 Prozent18,4 TWhGronau-Epe
RWE98,0 Prozent6,2 TWhXanten
RWE99,1 Prozent4,4 TWhGronau-Epe
Trianel100 Prozent2,1 TWhGronau-Epe
Stand: 3.11.2022

Gasspeicher in Deutschland sind aktuell zu mehr als 99 Prozent gefüllt

Insgesamt sind die Gasspeicher in Deutschland bereits zu 99 Prozent gefüllt. Das entspricht rund 243 Terawattstunden Energie. Damit wäre das Soll von 95 Prozent vom 1. November (Dienstag) bereits übererfüllt. Die Bundesnetzagentur schätzte die Lage der Gasversorgung am Donnerstag (3. November) aber weiter als „angespannt“ ein. Es könne nicht ausgeschlossen werden, dass sie sich verschlechtere.

Dennoch: „Die Gasversorgung in Deutschland ist im Moment aber stabil. Die Versorgungssicherheit in Deutschland ist derzeit weiter gewährleistet“, schreibt die Bundesnetzagentur.

Das Problem ist jedoch, kein Erdgas aus Russland mehr geliefert wird. Daher müssen sich die Gasversorger woanders teures Gas kaufen. Dadurch steigen zunächst die Preise im Großhandel, sind mittlerweile aber wieder gefallen. Auch Unternehmen und private Verbraucher müssten sich jedoch auf „deutlich steigende Preise einstellen“.

Die extrem hohen Preise würden einige der Energiekonzerne schnell überfordern und pleitegehen lassen. Den Konzern Uniper hat es bereits erwischt, er wird verstaatlicht. Statt der wieder einkassierten Gasumlage steuert die Bundesregierung mit der Gaspreisbremse gegen.

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