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Anwohner-Ärger über Klima-Aktivisten – Müll, Kot, Schmierereien

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Von: Benjamin Stroka

Nach der Räumung von Lützerath und der Groß-Demo am 14. Januar ist der Frust in den benachbarten Dörfern groß. Anwohner kritisieren das Verhalten einiger Aktivisten.

Erkelenz/Mönchengladbach – Die Räumung von Lützerath ist durch und die meisten Klimaaktivisten sind wieder abgereist. Was jetzt noch vor Ort bleibt, ist bei manchen Bewohnern in den angrenzenden Dörfern vor allem Ärger. Viele beschweren sich seit Tagen über das Verhalten einiger Aktivisten, vor allem bei und nach der Großdemo am 14. Januar. Es wird von Müll, Schmierereien, Wildpinklern, Böllern und Vermummten berichtet.

Auf den Rollläden und der Tür des leerstehenden Keyenberger Hofes in Keyenberg sind Kreuze gemalt.
Auf den Rollläden und der Tür des leerstehenden Keyenberger Hofes in Keyenberg sind Kreuze gemalt. © Federico Gambarini/dpa

Nach Lützerath: Aktivisten sollen „großes Geschäft“ in Gärten erledigt haben

Beschwerden gab es vor allem aus den Erkelenzer Gemeinden Keyenberg, Kuckum, Unterwestrich, Oberwestrich sowie Berverath. Dörfern ganz in der Nähe von Lützerath, die vom Abriss durch RWE für den Tagebau Garzweiler verschont geblieben sind. Die Menschen in den Gemeinden haben in der Vergangenheit selbst um den Erhalt ihrer Dörfer gekämpft. Jetzt geht ihnen das Verhalten einiger Aktivisten im Rahmen der Lützerath-Demo aber zu weit. Sie verfassten vor einigen Tagen einen Offenen Brief an den Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel, den Landrat Stephan Pusch und Aachens Polizeipräsidenten Dirk Weinspach, der federfürhrend bei der Räumung von Lützerath war.

In dem Brief berichten Anwohner, dass sie Angst hätten, besonders in Keyenberg, wo Aktivisten bereits vor Wochen ein Camp auf einem Sportplatz errichtet haben, um die Aktionen rund um Lützerath zu koordinieren. Aktivisten seien vermummt durch die Dörfer gelaufen, hätten Böller abgefeuert, Wände beschmiert und Scheiben eingeschlagen, berichtet RP Online über die Vorwürfe in dem Brief. Sogar ihr „großes Geschäft“ hätten einige in den Gärten der Dörfer erledigt. „Nach meinem Eindruck kippt die Stimmungslage in den Dörfern ein bisschen“, sagte der Erkelenzer Bürgermeister Stephan Muckel vergangene Woche der dpa.

Nach den Beschwerden habe das Ordnungsamt in den vergangenen Tagen mehr Präsenz in den Dörfern um Erkelenz gezeigt und mit den Anwohnern gesprochen, erklärt eine Stadtsprecherin auf 24RHEIN-Nachfrage.

Klimaaktivisten im Camp in Keyenberg, das Anfang Februar wieder abgebaut werden soll.
Klimaaktivisten im Camp in Keyenberg, das Anfang Februar wieder abgebaut werden soll. © Jochen Tack/Imago

Nach Lützerath-Demo: Müll und Schmierereien auch in Wanlo

Nur wenige Kilometer weiter nördlich von Keyenberg liegt Wanlo, der südlichste Stadtteil von Mönchengladbach. Auch dort berichten einige Anwohner nach der Demo vom 14. Januar in einer Facebook-Gruppe von Sachbeschädigungen, Müll und Schmierereien, durch einen Teil der Aktivisten. In einer Facebookgruppe etwa ist die Rede von Graffiti und einer zerstörten Sitzbank. Eine Beschwerde aus Wanlo in Zusammenhang mit der Lützerath-Demo sei bei der Stadt Mönchengladbach aber nicht eingegangen, so ein Sprecher gegenüber 24RHEIN.

Die einzige Beschwerde in diesem Rahmen hatte mit der Verkehrssituation am Demo-Tag zu tun. „Beim Bürgerdialog und in der Verkehrsregelung liegt eine Beschwerde wegen des hohen Verkehrsaufkommens in Wanlo anlässlich der Demo vor, die im Nachgang eingegangen ist“, berichtet der Sprecher und sagt, dass man bestätigen könne, „dass es in Wanlo ein hohes Verkehrsaufkommen, Parksuchverkehr und auch zahlreiche Fußgruppen im Zusammenhang mit der Demo gegeben hat“.

Groß-Demo bei Lützerath: Bei der Polizei gingen 500 Hinweise und Anzeigen ein

Das habe vor allem zwei Gründe gehabt. Erstens habe der vorgesehene Parkraum, für den extra die Landstraße L354N gesperrt wurde, nicht ausgereicht. Zweitens habe es durch einen technischen Defekt an einem Bus stundenlang Probleme beim geplanten Shuttleverkehr vom Bahnhof Hochneukirch zum Demo-Gelände gegeben. Die Demoteilnehmer hätten sich dann zu Fuß von Hochneukirch auf den Weg gemacht. „Möglicherweise kam es dabei zu einigen Sachbeschädigungen oder Wildpinkeln“, so der Sprecher, der gleichzeitig betont, dass nicht die Stadt Mönchengladbach, sondern die Stadt Erkelenz und das Polizeipräsidium Aachen für die Genehmigung und Abwicklung der Demo zuständig waren.

Was am Demotag wo genau vorgefallen ist, wird sich in vielen Fällen aber wohl nicht mehr klären lassen. Beim Polizeipräsidium Aachen sollen laut der Stadt Mönchengladbach am Demo-Tag rund 500 Hinweise und Anzeigen zu Ordnungswidrigkeiten und Straftaten im Umfeld der Demo eingegangen sein. „Die Behörde kann diese aber ohne vertretbaren Aufwand nicht einzelnen Dörfern und Honschaften zuordnen“, erklärt der Stadtsprecher. (bs) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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