Zweitgrößter See Deutschlands entsteht in NRW – so groß wie 6000 Fußballfelder

RWE will im Tagebau Hambach den zweitgrößten See Deutschlands schaffen. Er wird die Fläche eines Kölner Stadtteils haben und könnte bei der Stromerzeugung helfen.
Köln – So ähnlich sieht dann wohl das Ende der Welt aus: Wer am Rand des Tagebaus Hambach östlich von Köln steht und in das größte Loch Europas blickt, wird wohl mindestens beeindruckt sein. Wo einst ganze Ortschaften lagen, zieht sich jetzt kilometerweit eine graubraune Kraterlandschaft bis zum Horizont. Über Jahrzehnte hat RWE hier Braunkohle abgebaggert, Hambach ist der größte Tagebau des Energieunternehmens.
Betriebsbeginn RWE-Tagebau Hambach | 1978 |
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Förderung Kohle pro Jahr | ca. 40 Millionen Tonnen |
Jährliche Menge Abraum von Erde und Gestein | ca. 300 Millionen Tonnen |
Fläche geplanter Hambacher See | 4200 Hektar (entspricht fast 6000 Fußballfeldern) |
Volumen des Sees | 3,6 Milliarden Kubikmeter |
Hambacher See in NRW: Eine Fläche so groß wie 6000 Fußballfelder
Früher als ursprünglich geplant, wird die Kohleförderung im Rahmen des gesetzlichen Kohleausstiegs schon 2029 enden statt 2045. Dann soll es hier den größten See von Nordrhein-Westfalen geben und den zweitgrößten von ganz Deutschland. Die Ausmaße sind gigantisch: Der Tagebausee soll auf einer Fläche von 4200 Hektar angelegt werden. Eine Fläche so groß wie fast 6000 Fußballfelder, fast doppelt so groß wie der Kölner Stadtteil Ehrenfeld mit seinen Einkaufsstraßen und Ausgehvierteln.
Wenn der geplante Hambacher See mit der sogenannten Manheimer Bucht fertig ist, wird er eine Tiefe von 400 Meter und ein Wasservolumen von 3,6 Milliarden Kubikmetern haben. Eine derart unvorstellbar große Menge Wasser, dass es lächerlich wäre, sie in die Anzahl gefüllter Badewannen umzurechnen. Um dennoch einen Vergleich zu haben: Das entspricht etwa der Menge Wasser, die alle 18 Millionen Einwohner von NRW zusammen innerhalb von vier Jahren verbrauchen. In Deutschland hat nur der Bodensee ein größeres Volumen – und der Chiemsee ist ein Witz im Vergleich zum Hambacher See.
Wasser für den Hambacher See soll aus dem Rhein kommen
„Nach der Auskohlung des Tagebaus soll der See mit Sümpfungswasser und vor allem mit Wasser aus dem Rhein gefüllt werden. Eine Wasserleitung dafür muss ab 2030 zur Verfügung stehen“, heißt es bei RWE. Mit Sümpfungswasser ist Grundwasser gemeint, das RWE seit dem Start des Tagebaus im Jahr 1978 für die Kohleförderung abpumpt. „Aber es würde zu lange dauern, bis das Grundwasser wieder ansteigt und das Loch füllt. Deshalb brauchen wir Wasser aus dem Rhein“, erklärt RWE-Sprecher Guido Steffen. Über eine Leitung soll das Wasser dann bis zum künstlichen See geleitet werden.
Das geschieht nicht von heute auf Morgen. Das Wasser muss nach und nach entnommen werden. „Das wird 40 Jahre dauern, bis der See komplett gefüllt ist“, so Steffen. Wie der See konkret genutzt wird, ist noch nicht klar, aber es gibt bereits Ideen:
- Der See soll Teil eines Naherholungsgebiets nahe Köln werden. Denkbar ist dabei ein Badebereich mit Strand und Gastronomie.
- Außerdem könnte der See als Speicher für elektrische Energie dienen. Mithilfe von Pumpen könnte Wasser aus dem Restloch des Tagebaus nach oben gepumpt und bei Strombedarf durch Turbinen wieder nach unten abgelassen werden.
- Ein weiterer Plan, der noch im Anfangsstadium ist: Auf der Oberfläche könnte ein großer schwimmender Solarpark treiben und Strom produzieren.
Riesiger See entsteht in NRW: Kritik von Umweltschützern
Kritik am See kommt derweil unter anderem vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (Bund) NRW. Der See mache die Schaffung einer geschlossenen Waldfläche unmöglich, heißt es von dort unter anderem. (pen) Tipp: Fair und verlässlich informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.