40 Jahre dauert es, bis der zweitgrößte See Deutschlands gefüllt ist

Im RWE-Tagebau Hambach soll der zweitgrößte See Deutschlands entstehen. Nun gibt es erste Einblicke, was in der Region alles geplant ist.
Düren – Wenn man den Tagebau Hambach sieht, kann man es sich kaum vorstellen: Doch hier soll eines Tages einer der größten Seen in Deutschland und NRW entstehen. Was zunächst wie eine Illusion klingt, soll im Kreis Düren in der Nähe von Köln tatsächlich in naher Zukunft Realität werden. Dort will die Neuland Hambach GmbH das Gelände rund um den Hambacher Forst restrukturieren. Starten soll das Projekt direkt im Anschluss an den Kohleausstieg 2029. Erste Informationen, wie das Gelände rund um den See aussehen soll, gibt es jetzt.
Neuland Hambach GmbH
Die Neuland Hambach GmbH setzt sich für die Restrukturierung des Tabebau-Geländes in Hambach ein. Sie wurde von den sechs Anrainerkommunen des Tagebaus Elsdorf, Jülich, Kerpen, Merzenich, Niederzier und Titz gegründet. Dort setzt sich ein Team aus sieben Mitgliedern für die Umsetzung der Neugestaltung ein.
Hambacher See in NRW soll zweitgrößter See Deutschlands werden
Aktuell ist in der Region rund um Hambach noch in keiner Weise zu erahnen, dass dort zukünftig der zweitgrößte See Deutschlands entstehen soll. Das Gebiet rund um den Hambacher Forst ist jetzt noch geprägt vom RWE-Tagebau Hambach, in dem seit 1978 Braunkohle abgebaut wird. Da der Kohleabbau nun 15 Jahre früher als geplant bereits 2029 endet, soll auch die Restrukturierung des Tagebaugeländes früher starten.
Bezeichnung | Hambacher See |
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geplante Wassermenge | 3,6 Milliarden Kubikmeter |
Fläche des Sees | 4200 Hektar |
Tiefe | 400 Meter |
Geplanter Beginn | 2029, Flutung ab 2030 |
Geplant ist laut der Neuland Hambach GmbH ein 400 Meter tiefer See mit einer Fläche von 4200 Hektar zwischen Köln und Aachen. Eine Fläche so groß wie fast 6000 Fußballfelder. Insgesamt soll der Hambacher See beeindruckende 3,6 Milliarden Kubikmeter Wasser fassen. Lediglich der Bodensee hat hierzulande ein größeres Volumen.
Tagebau soll mit Wasser aus dem Rhein geflutet werden
Die ersten Veränderungen in der Region des RWE-Tagebaus soll es bereits noch im Jahr 2029 geben. Nachdem die Böschungen vorbereitet wurden, will RWE bereits im Jahr 2030 mit der Flutung des Tagebaus beginnen. Dafür sollen laut dem Energiekonzern große Mengen des Wassers aus dem Rhein bei Dormagen entnommen werden. RWE schätzt, dass der See innerhalb von 40 Jahren gefüllt sein werde. Dirk Jansen vom Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) NRW sagte im Gespräch mit 24RHEIN indes: Es sei davon auszugehen, dass die Füllung des Sees rund 80 Jahre dauern werde.
Hambacher See: Schwimmbereich, Baumwipfelpfad und Kulturpark geplant
Für die Renaturierung des Tagebau Hambach gibt es bereits mehrere Ideen. So deutete der Energiekonzern RWE bereits an, im Vorfeld möglicherweise Solaranlagen auf den Böschungen installieren zu wollen. Auch ein Solarpark auf dem Wasser und die Installierung von Turbinen im Wasser waren im Gespräch. Weitere Einblicke in die Planung des Areals gab es jetzt von der Neuland Hambach GmbH. Eine Skizze zeigt nun auch erstmalig, was rund um den Hambacher See entstehen soll.

Eine wichtige Rolle bei der Gestaltung der Region nimmt der Aspekt Natur ein. So sind laut Neuland Hambach unter anderem ein Baumwipfelpfad mit Aussichtsturm und ein Landschaftszentrum geplant. In Niederzier, einem Ort im Westen des Tagebaus, soll laut Planskizze ein Schwimmsteg entstehen.
Auch gastronomische Angebote und Freizeitmöglichkeiten soll es entlang des Sees geben. Im Südosten des Sees ist der Kulturpark Manheim geplant. In Manheim liegt auch die alte Rennbahn von Michael Schumacher. Zwischenzeitlich gab es diee Befürchtung, dass die Bahn – der Erftlandring – abgerissen werden muss. Doch jetzt ist klar: Die Bahn bleibt erhalten. Im Osten plane man eine Hafeninsel, damit auch Schiffe auf dem See fahren können.
Tagebau-See in Hambach: Infoveranstaltung für Bürger geplant
Am 15. März soll es eine Infoveranstaltung für Bürgerinnen und Bürger geben. Dabei können alle Bewohner der an den Tagebau angrenzenden Kommunen ihre Ideen und Anregungen für die Planung des Sees einbringen. Laut den Veranstaltern soll es dabei unter anderem um die Weiterentwicklung der Sophienhöhe, einer 300 Meter hohen Erhöhung im Norden des Areals gehen.
Kritik an RWE-Plan für Hambacher See: „Plörre aus dem Rhein“
Schon weit vor dem Beginn des Projekts hagelt es Kritik für das Projekt des Hambacher Sees. Umweltschützer hatten in der Vergangenheit bereits den Zustand des Rheinwassers kritisiert. „Wir fordern, dass die Plörre aus dem Rhein nicht ungereinigt in die Landschaft gespült wird“, sagte Dirk Jansen vom BUND NRW im Gespräch mit 24RHEIN. Laut den Umweltschützern enthalte das Wasser diverse Schadstoffe wie Sulfide und Schwermetalle. Auch die geplante Verflachung im Kulturpark Manheim hatte für Unverständnis unter den Umweltschützern gesorgt. (jr) Fair und unabhängig informiert, was in Köln und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.