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„Geisterdörfer“ in NRW am Tagebau: Was passiert eigentlich, wenns brennt?  

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Von: Mirjam Ratmann

In den Dörfern rund um die Tagebaue Garzweiler und Hambach leben nur noch wenige Menschen. Doch was, wenn dort mal ein Feuer ausbricht?

Erkelenz – Eigentlich sollten sie abgerissen werden und dem Braunkohle-Abbau weichen, doch in letzter Sekunde wurden sie gerettet: Dörfer wie Kuckum oder Keyenberg am Tagebau Garzweiler. Viele Bewohner waren da aber schon längst weggezogen, in Neusiedlungen. Jetzt stehen die Dörfer halb verlassen da. Spätestens seit der Debatte rund um die Räumung von Lützerath kennt man die Bilder aus den „Geisterdörfern“ rund um die Tagebaue Hambach und Garzweiler.

Dörfer rund um Garzweiler und Hambach: Einige Menschen harren aus

Manche Menschen harren in den Dörfern aus, wollen die Heimat nicht verlassen: In Manheim zum Beispiel, das im Kreis Kerpen zwischen Köln und Aachen liegt, waren im Herbst 2022 noch 17 Menschen ansässig. Zu Beginn der Umsiedlung im Jahr 2012 waren es noch 1.600. Oder in Kuckum, das zur Erkelenz gehört und im Februar 2023 noch 40 Anwohnerinnen und Anwohner von einst 500 übrig hatte.

Die, die geblieben sind, berichten auch von Vandalismus und Diebstählen in ihren Dörfern. Die viele freistehenden Häuser locken Diebe an. Anwohner erzählen von nächtlichem Poltern und Klopfen, weil Diebe mutmaßlich gegen Rohre und Wände schlugen oder Metalldiebstähle begingen.

Feuerwehr-Leiter Merzenich: „Erste Hilfsfrist wird immer eingehalten“

Aber es kann noch ärger kommen: Am Montag, 17. April, brannte eine Kirche in Merzenich-Morschenich komplett aus. Da stellt sich die Frage: Wie steht es um die Feuerwehr in diesen dünn besiedelten Dörfern rund um die Tagebaue?

Die Feuerwehr schießt Wasser auf einen in Brand stehenden Kirchendachstuhl.
Am 17. April brannte es in der Kirche in Morschenich-Alt. Noch in die Brandursache unklar. © Ralf Roeger/dpa

Fragt man Patrick Harzheim, den Leiter der freiwilligen Feuerwehr in Merzenich, dann ist die Feuerwehr immer noch gut aufgestellt – zumindest in Merzenich. Am Montag seien sie rechtzeitig vor Ort gewesen. „Wir haben eine verpflichtende erste Hilfspflicht von zehn Minuten – und die haben wir bisher immer erfüllt, auch am Montag“, sagt Harzheim. Die Brandursache sei weiterhin unklar.

Als 2015 die Umsiedelung von Morschenich-Alt nach Morschenich-Neu begann, zog auch die Feuerwehr-Station um. „Damit war aber auch klar: Wir hätten diejenigen, die in Morschenich-Alt bleiben, im Notfall, nicht mehr rechtzeitig erreichen können“, sagt Harzheim.

Feuerwehr Merzenich kooperiert mit anderen Feuerwehr-Stationen

Daher habe man als Feuerwehr Merzenich mit den Nachbarkommunen Niederzier und Buir eine Kooperation geschlossen. „Die Löschgruppen Eller und Buir werden seitdem gleichzeitig informiert wie wir, wenn jemand in Morschenich die 112 wählt.“

Leere Straße in Morschenich.
Seit 2015 sind die Menschen aus Morschenich-Alt nach Morschenich-Neu umgesiedelt worden. Seit 2020 gilt diese Umsiedlung offiziell als abgeschlossen – obwohl immer noch Menschen dort leben. © Marius Becker/dpa

Seine Feuerwehrtruppe, der rund 100 Menschen angehören, sei den Bürgerinnen und Bürgern schließlich verpflichtet – egal ob in Morschenich-Alt oder Morschenich-Neu.

Geisterdörfer in NRW: „Feuerwehr-Infrastruktur ist intakt“

Morschenich-Alt ist allerdings noch verhältnismäßig dicht besiedelt: Harzheim spricht von 200 Menschen, die dort aktuell noch leben würden. „Da ist immer noch viel Leben auf den Straßen.“ Einen Brand, selbst in der Nacht, so wie am Montag, würde mindestens die Polizeistreife oder der RWE-Security-Dienst mitbekommen.

Die meisten anderen Orte, in denen deutlich weniger Menschen leben, gehören zur Stadt Erkelenz. Auf Nachfrage versicherte eine Sprecherin der Stadt Erkelenz dennoch die Sicherheit der dort noch lebenden Bürgerinnen und Bürger: „Die grundlegende Feuerwehr-Infrastruktur ist für die Dörfer Keyenberg, Kuckum, Ober- und Unterwestrich sowie Berverath intakt und wird aufrechterhalten. Im Bedarfsfall werden großzügig Kräfte aus den umliegenden Dörfern in die Orte geschickt.“ (mr) Fair und unabhängig informiert, was in Köln passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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