Wärmepumpe im Altbau oder Neubau: Kunden müssen ein Jahr warten
Wärmepumpen statt Gas- oder Ölheizungen: Die Nachfrage ist riesig. Doch von der Bestellung bis zur Installation ist es für Kunden oft ein sehr langer Weg.
Köln – Wärme aus der Erde oder dem Grundwasser gewinnen und damit die Heizungsanlage im Haus betreiben: Wärmepumpen gelten derzeit als besonders energiefreundliche und effizienteste Heizmethode – besonders als Alternative zu Gas- und Erdöl, die als umweltschädlich gelten.
Wärmepumpe gerade bei Ein- und Zweifamilienhäusern nachgefragt
Gerade Menschen mit Eigenheim, also solche, die in Ein- oder Zweifamilien-Häusern leben und energieeffizienter heizen wollen, fragen Wärmepumpen zunehmend bei Heiz- und Sanitärunternehmen an. Und die Nachfrage nach Wärmepumpen steigt deutlich an.

Wie das Statistische Bundesamt mitteilte, seien schon 2021 in 50,6 Prozent der Neubauten Wärmepumpen eingesetzt worden. In den ersten drei Quartalen, also bis einschließlich September 2022, sei die Produktion von Wärmepumpen um 49 Prozent gestiegen. Nicht zuletzt auch die enorm gestiegenen Energie- und Heizkosten infolge des Ukraine-Kriegs bringen immer mehr Menschen dazu, über die Heizalternative nachzudenken.
Wärmepumpe: Kunden warten bis zu zwölf Monate
Problem: Die Nachfrage ist so groß, dass Kunden oft lange warten müssen, wie Natascha Daams vom Fachverband Sanitär Heizung Klima NRW mit Sitz in Düsseldorf weiß: „Derzeit sind Heizungsfachbetrieben sehr gefragt und stark ausgelastet. Die Auftragsbücher von Heizungsbauern in NRW sind bis zu 20 Wochen im Voraus gefüllt.“ Zwischen neun und zwölf Monate könne es im Durchschnitt dauern, bis eine Wärmepumpe bei den Kunden installiert werden kann, sagt Natascha Daams.
Das merkt auch das Heizungs- und Sanitärunternehmen Küpper Söhne in Bonn und Meckenheim. Von dort heißt es: Man sei gut ausgelastet. Kundinnen und Kunden müssen sich daher gedulden – die Wartezeit betrage aktuell sechs bis acht Monate. Ein weiteres Problem: Es gebe überdies Lieferschwierigkeiten, besonders bei elektronischen Komponenten.
Fachkräftemangel verschärft Wärmepumpen-Engpass: 60.000 Monteure fehlen
Die Betriebe setzten sich schon länger mit dieser gestiegenen Nachfrage auseinander, sagt Natascha Daams. Hinzu kommt: Nicht jeder Heizungsinstallateur und jede Heizungsinstallateurin kann eine Wärmepumpe installieren. Denn der Einbau einer Wärmepumpe sei deutlich komplexer als der einer Gasheizung. „Das erfordert eine regelmäßige Weiterbildung“, erklärt Daams.
Sanitär- und Heizungsbetriebe haben mit einem enormen Fachkräftemangel zu kämpfen. Daams spricht von rund 60.000 fehlenden Monteurinnen und Monteuren deutschlandweit. „Nicht nur für die Wärmepumpe, auch für die Pläne beim Neubau, dem Bau von Bädern und Umstellung auf altersgerechte Badezimmer werden Sanitär- und Heizungsbauer dringend gebraucht“, sagt Daams.
Wärmepumpe: Diese Heiz-Arten gibt es
- Luft-Wasser-Wärmepumpen: Der Umgebungsluft wird Wärme entzogen, um das Gebäude zu beheizen.
- Sole-Wasser-Wärmepumpen: Wärme aus dem Erdreich (Erdwärme) wird genutzt, um das Gebäude zu beheizen.
- Wasser-Wasser-Wärmepumpen: Aus dem Grundwasser wird Wärme entzogen, um das Gebäude zu beheizen.
- Luft-Luft-Wärmepumpe: Die Abwärme der Lüftungsanlage wird genutzt, um das Gebäude zu beheizen.
Gas und Erdöl immer noch Heiztechniken Nummer Eins
Trotz zunehmender Fokussierung auf erneuerbare Energiequellen dominieren Gas- und Ölheizungen weiterhin in Deutschland. Laut einer aktuellen Studie des Heizungsinstallateurs Thermondo, heizt jeder zweite deutsche Haushalt mit Gas. Immerhin 24 Prozent nutzen Erdöl als Energiequelle zum Heizen. Als Mieter oder Mieterin einer Wohnung hat man keine Wahl: Man muss nehmen, was der Vermieter in der Mieteinheit eingebaut hat.
Die Bundesregierung will nun gegensteuern: Ab 2024 sollen bei Neubauten keine Gas- oder Ölheizungen mehr eingebaut werden dürfen, so der Plan von Wirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne). Stattdessen soll die Heizenergie zu mindestens 65 Prozent aus erneuerbaren Energien betrieben werden. Ab 2045 sollen Heizungen dann komplett mit erneuerbaren Energien, etwa aus Wind oder Solarenergie, betrieben werden. Aktuell sperrt sich allerdings die FPD in der Ampel-Koalition noch gegen diese Pläne.
Wie lang künftig Wartezeiten für Wärmepumpen sein werden, wird somit auch von den Entscheidungen in Berlin abhängen – glaubt man zumindest beim Sanitärunternehmen Küpper Söhne: „Doch derzeit trägt die aktuelle Uneinigkeit in der Koalition nicht gerade zur Planungssicherheit bei.“ (mr)