Wegen Ukraine-Krieg: Bald Änderung beim Heimatschutzregiment in NRW
Vom 1. April 2023 an ist das „Heimatschutzregiment 2“ in NRW ein aktiver Verband. Was die Änderung bedeutet und welche Aufgaben das Regiment wahrnimmt.
Münster – Reservisten galten für manche lange Zeit als eine Art Relikt: Menschen, die in ihrer Freizeit militärische Übungen wie Schießtrainings absolvieren, um die Bundeswehr zu unterstützen und im (bis zuletzt als unwahrscheinlich geltenden) Verteidigungsfall Seite an Seite mit den regulären Soldatinnen und Soldaten zu kämpfen. Doch seit Beginn des Ukraine-Kriegs im Februar 2022 haben sich sowohl das Ansehen als auch die Situation der Reservisten geändert, denn der Verteidigungsfall erscheint angesichts des Kriegs auf europäischem Boden nun nicht mehr bloß als rein theoretisches Szenario.
Es wirkt wie eine bittere Ironie des Schicksals, dass das „Heimatschutzregiment 2“ in Nordrhein-Westfalen am 1. Februar 2022 in der Manfred-von-Richthofen-Kaserne in Münster aufgestellt wurde – wenige Wochen später, am 20. Februar, begann der Ukraine-Krieg.
Es ist das zweite Regiment dieser Art in Deutschland, das „Heimatschutzregiment 1“ ist in Bayern beheimatet und ging am 1. August 2021 aus dem früheren Landesregiment Bayern hervor. Bis 2027 sollen drei weitere Heimatschutzregimenter in Berlin, Hessen und Mecklenburg-Vorpommern aufgestellt werden, ein sechstes soll folgen.
Was sind die Aufgaben eines Heimatschutzregiments?
Die Bundeswehr beschreibt den „Schutz unserer Heimat gegen jede Form von äußerer Bedrohung“ als Hauptaufgabe der besagten Regimenter. Dazu gehören Katastrophenhilfe, die Sicherung militärischer Objekte in Deutschland, die Interaktion mit der aktiven Truppe im Inland und die Unterstützung ausländischer Truppen, falls diese Deutschland durchqueren müssen. Damit fallen die Heimatschutzregimenter in den Bereich der territorialen Reserve. Zur Ausbildung der Heimatschutzkräfte zählen nach Bundeswehrangaben „Gefechtsdienst aller Truppen, politische Bildung, die Sanitätsausbildung (betrieblicher Ersthelferinnen und -helfer), die Wach- und Sicherungsausbildung, Waffen- und Schießausbildung, Sport und Military Fitness, Ausbildung in der Katastrophenhilfe und ABC-Ausbildung“. Mit der ABC-Ausbildung sind Reaktionen auf Angriffe mit Atom-, Bio- und Chemiewaffen gemeint.
Der Hauptstandort des „Heimatschutzregiment 2“ ist mittlerweile die Lützow-Kaserne im Münsteraner Stadtteil Handorf, nachdem die Aufstellung des Regiments im Vorjahr in der rund 15 Autominuten entfernten Manfred-von-Richthofen-Kaserne begann. Die drei Heimatschutzkompanien, aus denen sich das Regiment zusammensetzt, behielten ihre Standorte:
- Kompanie Rheinland in Düsseldorf
- Kompanie Ruhrgebiet in Unna
- Kompanie Westfalen in Ahlen

Was ändert sich beim Heimatschutzregiment in NRW?
Vom 1. April 2023 an wird das „Heimatschutzregiment 2“ als aktiver Verband agieren. Dies bedeutet, dass klar geregelt ist, wie viele Dienstposten beim Regiment zu besetzen sind und welche Ausstattung es erhalten wird. Damit kann sich das Regiment nun an die Personalgewinnung machen. Das „Heimatschutzregiment 2“ wird die Ausbildung der Reserve organisieren und ihren Einsatz im Bundesland NRW koordinieren. Es stößt dabei auf reges Interesse: Rund 30 Teilnehmerinnen und Teilnehmer kamen zu einer Info-Veranstaltung Mitte März in die Lützow-Kaserne, signalisierten allesamt Interesse und sollen in Zukunft auch alle auf einen Dienstposten beordert werden. Der Ukraine-Krieg habe gezeigt, dass der Fokus „wieder auf der Landes- und Bündnisverteidigung“ liegen müsse, gibt die Bundeswehr an.
Werden nur ehemalige Soldaten beim Heimatschutzregiment aufgenommen?
Bei der Reserve dienen in der Regel ehemalige Soldatinnen und Soldaten sowie frühere Wehrdienstleistende, die sich auch nach dem Ende ihrer aktiven Zeit bei der Bundeswehr einbringen wollen. Dies ist nach Bundeswehr-Angaben aber nicht zwingende Voraussetzung für einen Posten bei der Reserve. Auch „ungediente“ Frauen und Männer können sich bewerben, einzige Voraussetzung ist „eine regionale Bindung zum Bundesland Nordrhein-Westfalen“, wie die Bundeswehr es formuliert.
Gesucht werden Menschen mit Spezialwissen, das der Truppe nützlich ist. Dabei kann es sich beispielsweise um Ingenieurinnen und Ingenieure oder Angestellte der Deutschen Post, die im Bereich der Feldpost-Zustellung arbeiten. Die Bundeswehr ist auf der Suche nach Reservisten und Reservistinnen, wie sie auf ihrer Homepage betont: „Melden Sie sich!“ (nbo) Fair und unabhängig informiert, was in Deutschland und NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.