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„Zum Sterben geboren“: Traurige Szenen in NRW-Tierheim

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Von: Maximilian Gang

Die Katze Lucki musste kurz nach ihrer Ankunft im Tierheim in Moers eingeschläfert werden.
Der Tod der Babykatze Lucki beschäftigt aktuell die Pfleger aus dem Tierheim in Moers. © Tierheim Moers

Der Tod der schwerkranken Babykatze Lucki hat die Pfleger des Tierheims in Moers sehr mitgenommen. Die Katze hatte keine Chance.

Moers – „Ohnmächtig“: So beschreiben die Pfleger aus dem Tierheim in Moers (Kreis Wesel) in NRW ihre Gefühlslage nach dem Tod der kleinen Babykatze Lucki. Der britische Kurzhaarkater (BKH) musste aufgrund einer Erbkrankheit nur wenige Tage nach seiner Ankunft im Tierheim eingeschläfert werden. Laut den Schilderungen des Tierheims stellt Luckis Tod nur ein Abbild eines größeren Problems dar, denn: Lucki und viele seiner Artgenossen sind „zum Sterben geboren“.

Babykatze Lucki drohte zu ersticken – Medikamente brachten nur Aufschub

„Der Mittag war noch nicht erreicht, als bei Tierpflegern und Tierarzt heute schon Tränen flossen, weil die Grenze des Erträglichen (mal wieder) überschritten wurde“, schreibt das Tierheim Moers auf Facebook. Nicht einmal zwei Wochen war Lucki in dem Tierheim zu Hause. „Ein kleiner, weißer Kater mit dem Wunsch, die Welt kennenzulernen“ – doch der Wunsch sollte sich nicht erfüllen.

Sein schlechter Gesundheitszustand war den Pflegern bei Luckis Ankunft bereits bewusst, wie sie schreiben – das Ausmaß der Erkrankung jedoch nicht. Am 22. März dann der Schock: Die gerade mal sechs Monate alte Babykatze drohte zu ersticken. Die Pflegerinnen und Pfleger brachten den Kater umgehend in eine Tierklinik. „Die Ärzte schafften es, ihn zu stabilisieren und mit reichlich Medikamenten im Gepäck, kam er nach ein paar Tagen zu uns zurück“, heißt es in dem Beitrag.

Wegen Herzerkrankung HCM: Tierpfleger mussten Babykatze Lucki einschläfern lassen

Die Katze Lucki musste kurz nach ihrer Ankunft im Tierheim in Moers eingeschläfert werden.
Nur eineinhalb Wochen nach seiner Ankunft im Tierheim musste Lucki bereits eingeschläfert werden. © Tierheim Moers

Die Diagnose: Lucki litt hochgradig unter einer hypertrophen Kardiomyopathie (HCM), eine Erbkrankheit und die häufigste Herzerkrankung bei Katzen. Besonders Kurzhaarkatzen sind häufig davon betroffen. Schon zu diesem Zeitpunkt kam bei den Pflegerinnen und Pflegern die Frage nach der Dauer und der Qualität eines möglichen Weiterlebens von Lucki auf. Aber ein Quäntchen Hoffnung blieb: „An ein Aufgeben wollten wir keinesfalls denken“.

Doch auch die sehr geringe Chance auf eine Verbesserung seines Gesundheitszustands war nicht von langer Dauer, wie das Tierheim schildert: „Trotz einer sehr hohen Medikation lief der kleine Körper heute jedoch schon wieder voll Wasser“. Deshalb mussten die Pfleger eine schwere Entscheidung treffen: Sie mussten Lucki gehen lassen.

„Man kann nicht am Leben erhalten, was zum Sterben geboren ist“, mussten die Pflegerinnen und Pfleger einsehen. Therapien und Behandlungen hätten den Leidensweg von Lucki wohl nur verlängert. „Und während uns die Gefühle der Ungerechtigkeit und Unfassbarkeit übermannten, ließen wir diesen viel zu jungen Kater gehen … damit er nicht weiter leiden musste.“, so das Tierheim.

Tierzüchter setzen sich über Gesetzesvorgaben hinweg – aus Geldgier

Die Geschichte ließ die Pfleger aus Moers mit einem Gefühl der Ohnmacht zurück: „Ohnmächtig, weil es uns nicht möglich war, ihm ein katzengerechtes Leben zu ermöglichen“. Besonders eine Tatsache sorgt für Wut bei den Tierpflegern: Normalerweise dürfen BKH-Katzen nur mit gesunden Elterntieren gezüchtet werden, um ein Weitertragen der Erbkrankheit HCM zu verhindern.

„Um das sicherzustellen, erfolgt in einer verantwortungsvollen Zucht ein DNA-Test“, erklären die Mitarbeiter des Tierheims. Doch die Nachfrage nach BKHs ist groß, besonders nach weißen. Immer wieder setzen sich Züchter deshalb aus Geldgier über diese Vorgabe hinweg – auch bei Lucki. „Was interessieren schon mögliche Krankheiten, wenn man doch schon zwei weiße Katzen in der Familie hat und die sich so ihr Futter verdienen können“, schreiben die Tierpfleger. Die traurige Erkenntnis in Moers: „Es interessiert nicht“.

Tierheim Moers: Auch Käufer für Zucht schwerkranker Katzen verantwortlich

Neben den Züchtern nimmt das Tierheim aus Moers jedoch auch die Käufer in die Pflicht: „Jeder, der Vermehrer unterstützt [...] ein Tier mit solchen Hintergründen zu kaufen, trägt einen Teil der Schuld an Lucki’s Schicksal“, schreiben die Pflegerinnen und Pfleger. Die tieftraurige Erkenntnis: „Lucki hätte niemals geboren werden dürfen … nur das hätte sein Leiden verhindert“.

Wie auch Lucki sind Tiere immer wieder die Leidtragenden der Profitgier von skrupellosen Tierzüchtern. Ein weiteres, schwer nachvollziehbares Phänomen: Züchter schneiden Hunden grausam die Ohren ab – damit sie gefährlicher aussehen. (mg) Fair und unabhängig informiert, was in NRW passiert – hier unseren kostenlosen 24RHEIN-Newsletter abonnieren.

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