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Neuer Fiat Tipo Cross: So viel Offroad steckt im schicken Italiener – ein guter Kauf-Tipp?

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Von: Rudolf Bögel

Fiat Tipo Cross Vorderansicht
Chromspangen und Seitenplanken - beim Tipo Cross ist nur die Optik geländetauglich. Allrad gibt es leider nicht. © Fiat

Nach Limousine und Kombi gibt es den Fiat Tipo jetzt in einer dritten Variante. Als Cross macht er optisch auf Geländekumpel. Aber ist dieser Tipo auch ein guter Kauf-Tipp?

Rückblick auf die Geburtsstunde des Ur-Tipo Ende der 1970er Jahre. Ritmo heißt die Mittelklasse-Limousine mit dem riesigen mausgrauen Stoßfänger, der sich über die komplette Front bis zur Mitte hinaufzieht und die Scheinwerfer wie Glupsch-Augen aussehen lässt. Kein Wunder, dass nach zehn Jahren schon das Aus und ein Nachfolger auf den Markt kommt. Tipo nennt er sich nun und macht schon im ersten Jahr seinen Durchmarsch zum Gewinn der automobilen Champions League: Auto des Jahres wird der Tipo 1989 vor allem, weil er als Kleinwagen das gigantische Kofferraumvolumen von 1100 Litern anbietet. Dann verschwinden Auto und Titel in der Versenkung, bis der der Tipo bei der Autoshow in Istanbul anno 2015 seine Wiederauferstehung feiert.  Noch heißt er Aegean, für die westeuropäischen Märkte wird er umgetauft. Selbst in den USA kann man den Tipo erwerben: Als Dodge Neon prescht er dort über die Highways.

Fiat Tipo Cross Limousine und Cross
Die zwei Neuen von Fiat. Links der normale Tipo, rechts die Ausfertigung als Cross mit vier Zentimetern mehr Bodenfreiheit. © Fiat

Fiat Tipo Cross: Auf der Jagd nach neuen Kunden

Jetzt legen die Mailänder Autobauer den Tipo neu auf – weil das Auto offenbar ein ziemlicher Erfolg ist. Zumindest die Verkaufszahlen für Europa geben das her. Hier hat man seit 2016 rund 780.000 Exemplare verkauft, davon rund 36.000 in Deutschland. Das Facelift des Tipo ist jedoch mehr. Nicht nur dass das Innenleben digital aufgehübscht wurde und die Karosserie nach der neuesten Mailänder Auto-Mode ausgerichtet wurde – es gibt sogar ein neues Familienmitglied. Bislang konnte man nur zwischen 5-türiger Limousine und dem Kombi wählen, jetzt kommt eine optisch wie technische robustere Offroad-Variante zum Einsatz. Der Fiat Tipo Cross. Er soll im so genannten C-Segment wildern, das Fiat-Strategen auf ein Potenzial von 700.000 Autos jährlich in Europa schätzen. Tendenz wachsend.

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So viel Offroad-Fähigkeiten stecken im Fiat Tipo Cross

Die herkömmliche Variante bekommt aus Unterscheidungsgründen den Zusatz Life. Neu ist hier die Front mit dem flacheren Kühlergrill, der mit Metalleinlagen edler wirken soll. Dazu kommen LED-Leuchten, vorne und hinten, sowie der neuen größeren Fiat-Schriftzug im Kühler, den man bislang nur vom Fiat-Flaggschiff 500 kennt. Etwas mehr Hand angelegt haben die Designer an den Cross. Der bekommt einen Wabengrill, fette Chromspangen und eine auffällige Seitenbeplankung. Aber abgesehen von der Optik und den um 40 Millimeter höher gelegten Fahrwerk ist an diesem Auto sonst nicht viel Offroad. Schon gar nicht vom Antrieb her, der bleibt an der Vorderachse mit all seinen Vor- und Nachteilen. Allrad Fehlanzeige.

Fiat Tipo Cross Kombi Heck
Gestatten, die Nummer 3. Als Kombi gibt es den Fiat Tipo auch. Perfekt für den Familienausflug. © Fiat

Die gute Nachricht: Der 100-PS-Motor reicht zum Fortbewegungsmittel

Womit wir schon bei der vielleicht größten Schwachstelle des Autos sind, die aber nicht unbedingt stören muss. Denn es kommt ja immer ganz drauf an, was man von seinem Auto erwartet und welche Anforderungen man hat. Nach den ersten Testfahrten stellen wir fest: Der Tipo ist zumindest mit dem brandneuen 1,0-Liter Benziner ein reines Fortbewegungsmittel. So richtig Spaß macht der Dreizylinder nicht. Mit seinen 190 Nm Drehmoment schleppt er sich mehr schlecht als recht voran, auf der anderen Seite verführt seine Trägheit dazu, spritsparend zu fahren. Wir ertappen uns dabei sogar einen Sport daraus zu machen. Auskoppeln bei der Bergabfahrt und solche Scherze, die aus der Zeit stammen, als man als Schüler, Lehrling oder Student immer nur für zehn Euro tanken konnte und damit so weit wie nur irgendwie möglich kommen wollte.

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14,4 km/l – diese Verbrauchsanzeige ist schon kurios

Bei den Testfahrten rund um Frankfurt wollte uns aber auch in dieser Disziplin nicht so recht ein großer Erfolg gelingen. 14,4 zeigte die Verbrauchsanzeige? Wie geht das denn? 14,14 Liter, das braucht man vielleicht mit einem Achtzylinder-Bentley oder mit einem großen Mercedes AMG. Aber doch nicht mit einem Fiat Tipo. Das Rätsel war schnell gelöst. Nachfrage bei Fiat mit Erkenntnisgewinn: Und wenn man genau hingesehen hätte, wäre man selbst darauf gekommen. Hinter den 14,4 steht nämlich die Angabe km/l. 14,4 Liter schafft man also mit einem Liter Treibstoff. Das bedeutet knapp sieben Liter auf 100 Kilometer. Abgesehen davon, dass schon alleine diese Anzeige mehr als umständlich ist, der Spritverbrauch ist für diese Leistung einfach zu hoch. Aber vielleicht macht der Diesel das wett. Den gibt es als 1,3-Liter Triebwerk mit 95 PS oder als 1,6 Liter große Maschine mit 130 PS. Dann auch mit einem nennenswerten Drehmoment von 320 Nm und einer Spurtleistung von immerhin 10,5 Sekunden von 0 auf 100.

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Fiat Tipo Cross Armaturenbrett
Funktional aber voll digital. Im Innenraum hat sich beim Tipo am meisten getan. Jetzt auch mit große Infotainment-Bildschirm. © Fiat

Voll digital – beim Cockpit holt der Fiat Tipo Cross auf

Flotte Optik, überschaubare Motorenpalette – kann der Tipo innen noch gewinnen? Auf den ersten Blick eher nein. Das Auto ist so wie die typische italienische Wohnung. Außen piccobellissimo, innen eher nüchtern und praktisch. So wie im heimischen Casa ist auch das Interieur des Tipo. Funktional, abwaschbar, praktisch. Das Highlight ist da schon das neue digitale Cockpit. Das Sieben-Zoll-Display hinter dem neu gestalteten Lenkrad ist lobenswert, allerdings wurde teilweise viel zu viel Info auf viel zu kleinem Platz gepackt. Das Lesen fällt mitunter schwer. Dafür ist der 10,25 Zoll große Infotainment-Bildschirm in übersichtlicher Kachel-Optik aufgebaut. AndroidAuto und AppleCarPlay sind jetzt selbstverständlich.

30, 80, 100? Russisch Roulette bei der Verkehrszeichenerkennung

Bei den Fahrassistenten bietet Fiat für den Tipo mittlerweile so ziemlich alles an, was Standard ist. Die Verkehrszeichenerkennung etwa, der Geschwindigkeitsassistent, der automatisch und auf Wunsch Tempolimits erkennt, und den automatische Spurhalte-Assistenten. Letzteren hätten wir uns ein wenig gefühlvoller gewünscht, die Lenkeingriffe waren schon sehr energisch. Und auch bei der Verkehrszeichenerkennung sollte Fiat noch mal nachschärfen. 100prozentig darauf verlassen kann man sich nicht. Tempo 30 bei 80, Tempo 100 bei Tempo 80 – das kann teuer werden oder sogar für einen Eintrag im Flensburger Verkehrssünder-Register führen.

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Fiat Tipo Cross Türgriff Chrom
Ein feines Detail erinnert an die Automobilbaukunst der Vergangenheit. Die Türgriffe sind mit Chrom veredelt. © Fiat

So gut ist das Preis-Leistungs-Verhältnis beim Fiat Tipo

Ganzheitlich betrachtet ist der neue Fiat Tipo vor allem in der Cross-Ausführung ein flottes Auto, das mit seiner bella figura, also beim Aussehen punktet. Technisch hat der Fiat aufgeholt, das Platzangebot ist ordentlich bis üppig, vor allem beim Kombi. Wer Abzüge beim Motor verkraften kann, für den ist der Tipo sicher ein heißer Tipp(o). Preislich ist das Auto jedenfalls interessant. Der einfache 5-Türer startet bei 17.490 Euro, der Kombi bei 18.990 Euro. Für den Cross werden mindestens 20.490 Euro fällig.

Rudolf Bögel *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA

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