Beckenbauer: Hamit ist kein Ribéry!

München - Franz Beckenbauer glaubt, dass es für den FC Bayern ohne Franck Ribéry und mit Hamit Altintop gegen Inter Mailand wesentlich schwieriger wird. Der Kaiser gibt dem Gegner sogar einen Taktik-Tipp.
Eigentlich sollte es ja um Christa Kinshofer gehen an diesem Mittwochmittag im Untergeschoss eines prominenten Münchner Sportmodengeschäfts. Um die Biographie der blonden Ski-Gazelle Helden werden nicht gewürfelt. Doch wenn der „Kaiser“ und Vorwortschreiber höchstpersönlich vorbeischaut in der Residenzstraße, dann geht’s am Ende natürlich doch um Fußball. Ballack, Ribéry, WM, Inter – das ganze Programm.
Die besten Sprüche von und über Franz Beckenbauer
Zum maladen DFB-Kapitän hatte sich Franz Beckenbauer schon vorab geäußert. Jeder Spieler müsse nach Ballacks Ausfall jetzt halt „zehn Prozent mehr geben“. Wer sich bisher auf Ballack verlassen habe, für den heiße es nun „mehr laufen, mehr kämpfen, mehr antreiben“. Und damit zu Ribéry. Auch zum Franzosen und dessen Sperre hat Franz eine dezidierte Meinung. „Absehbar“ sei dieses Urteil gewesen. Auch der Sportgerichtshof CAS falle einem Weltschiedsrichter wie Roberto Rosetti „nicht einfach in den Rücken“. „Sie haben’s als Tätlichkeit gewertet. Und das Foul war ja auch nicht Gentleman-like. Er ist ganz schön drübergestiegen.“
Jetzt fehlt der Franck. Und „ohne ihn wird es durchaus schwieriger“, weiß Beckenbauer. Obwohl sein Ersatzmann Hamit Altintop heißt, im Halbfinal-Rückspiel gegen Lyon stark aufgespielt habe und „schon auch ein Guter“ sei. „Aber halt kein Ribéry…“
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Prompt kommt der Unkenruf des Kaisers: „Mit Ribéry und Robben hast du links und rechts einen, der ständig für Gefahr sorgen kann. Jetzt kannst du dich als Inter auf den Robben konzentrieren.“ Ein Taktik-Tipp für den Gegner? Eine Franz’sche Finte? Die Chancen im Finale beziffert Beckenbauer auf 50:50, „obwohl Inter schon ein paar erfahrenere Spieler dabei hat als Bayern. Ich denke da an Badstuber, Müller, Contento – da sind die Leute von Inter schon länger im Geschäft.“ Trotzdem sei mit dem aktuellen Teamgeist des FC Bayern alles möglich am Samstag.
„Vor einem halben Jahr hat noch gar nix gepasst“, erinnert sich Beckenbauer. „Und jetzt stimmt alles!“ Juventus, dieses denkwürdige 4:1, sei der „Turning Point“ gewesen. Seit diesem Tag trete die Mannschaft „als Einheit“ auf. „Wenn wir da ausgeschieden wären“, so Beckenbauer, „dann könnte es sein, dass jetzt ein paar andere Leute in der Führung sitzen würden.“ Wen immer er damit meint…
Nun scheint die Fluktuation eingedämmt. Ein verlorenes Finale würde Bayern kaum aus der Bahn werfen. Beckenbauer zur tz: „Ich hätte jeden umgehend einweisen lassen, der vor einem halben Jahr vom Endspiel geredet hätte. Was Mannschaft und Trainer geschafft haben, verdient schon jetzt allerhöchsten Respekt. Und ein Finalsieg könnte gar nicht hoch genug eingeordnet werden in unserer großen Historie!“
Ludwig Krammer