Die Helden von 2001 über das Team von heute

München - Was sagt Mehmet Scholl über Arjen Robben? Was Stefan Effenberg über Mark van Bommel? Wie sieht Hasan Salihamidzic eigentlich Thomas Müller? Die Helden von 2001 sprechen für die tz über die Spieler von heute.
„Heute ist ein guter Tag, um Geschichte zu schreiben!!!“, prangte es am 23. Mai 2001 auf dem riesigen Transparent der Bayern-Fans im San-Siro-Stadion zu Mailand. Es wurde dann auch ein historischer Abend für den FC Bayern.
Historische Champions-League-Siege des FC Bayern
5:4 besiegten Kapitän Stefan Effenberg & Co. den FC Valencia nach Elfmeterschießen. Nach einem entbehrungsreichen Vierteljahrhundert war der Landesmeister-Pokal endlich wieder in Bayern-Besitz! Jetzt, neun Jahre später, fiebert die rote Gemeinde wieder einem geschichtsträchtigen Abend entgegen. Und auch an diesem Samstag ist Bayern Favorit.
Trotz der Finalsperre von Franck Ribéry. Wie sich das Team zuletzt in Lyon und im DFB-Pokalfinale gegen Bremen präsentierte, weckte Erinnerungen an den fabulösen FC Barcelona. Und übertraf zumindest an Spielkunst das Bayern-Team von 2001. Fehlt „nur“ noch der Henkelpott.
Für die tz blickten die Helden von 2001 auf ihre Hoffentlich-Nachfolger. Das Fazit lässt keine Zweifel am samstäglichen Triumph in Bernabéu aufkommen: Männer, Ihr packt das!
Oliver Kahn über Jörg Butt„Jörg hat eine hervorragende Saison gespielt. Er ist sicher, souverän und konstant. Wichtig ist, dass er unaufgeregt agiert und mit all seiner Erfahrung Ruhe ausstrahlt. Dass nicht mehr er, sondern Arjen Robben jetzt die Elfmeter schießt, begrüße ich: Als Torwart des FC Bayern macht man so etwas einfach nicht. 2002 unterlag er im Champions-League-Finale. Ich wünsche ihm, dass es dieses Mal anders wird. Und danach die Weltmeisterschaft: Es ist eine tolle Sache für Jörg, dabei zu sein – aber ich halte es für ausgeschlossen und auch nicht für sinnvoll, ihn zur Nummer eins im DFB-Team zu machen.“
Oliver Kahn arbeitet heute als ZDF-Experte
Titan junior: Einblicke in Oliver Kahns Familienalbum
Patrik Andersson über Daniel van Buyten
„Es ist schwierig, einen Vergleich zwischen Daniel van Buyten und mir zu ziehen. Denn wir haben ja 2001 auf einer Dreier-Abwehr-Linie gespielt, während die Mannschaft heute mit einer Vierer-Kette spielt. Ich war damals in der Mitte, Sammy Kuffour und Thomas Linke neben mir. Was aber vergleichbar ist: Ich war Abwehr-Chef – van Buyten ist es auch. Er ist, genau wie ich 2001, der Organisator, derjenige, der die Kommandos gibt. Das hat damals sehr gut gepasst, so wie es heute auch gut passt. Ich denke, in der Defensive sind die Mannschaften von 2001 und 2010 ungefähr gleich stark.“
Patrik Andersson ist Sportchef vom Malmö FF
Thomas Linke über Holger Badstuber
„Ich kann den Jungen wirklich nur loben! Holger ist sehr talentiert, er hat auf Anhieb eine fantastische erste Saison gespielt. Ich habe ja noch mit ihm bei den Amateuren gespielt und schon damals gesehen, was für ein Potenzial in ihm steckt. Dass er nun so auftrumpft, ist fantastisch. Aber es ist kein Wunder! Holger hat ein gutes Kopfballspiel, seine Pässe sind präzise, er steht sehr gut. Was ihm ein wenig fehlt, ist die Erfahrung, das könnte gegen Inter problematisch sein. Dennoch wird er das gut machen. Und nicht nur da! Auch im DFB-Team kann er zu einer festen Größe werden.“
Thomas Linke ist Berater bei Red Bull Salzburg
Heimatbesuch bei Holger Badstuber
Sammy Kuffour über Martin Demichelis
„Martin Demichelis spielt so wie früher Beckenbauer! Er hat so viel Technik, er lässt das Spiel einfach aussehen. Ich bin mir sicher: Er kann Milito oder Eto’o stoppen. Die Qualität dazu hat er. Damals, 2001, haben wir nicht so viele Gegentore bekommen wie die Bayern heute, das ist der Unterschied. Wir waren stark, hatten einen festen Block und Ottmar Hitzfeld hat uns das Verteidigen beigebracht. Aber mit voller Konzentration können Demichelis und van Buyten auch im Finale gegen Inter bestehen. Sie sind andere Typen als wir damals – aber auch sie wissen, wie man verteidigt. In einem Spiel ist alles möglich!“
Sammy Kuffour makelt Immobilien in Ghana
Die Südamerikaner des FC Bayern
Willy Sagnol über Philipp Lahm
„Philipp hat in den letzten Jahren bewiesen, dass er ein absoluter Top-Außenverteidiger ist. Da ist es auch egal, ob er rechts spielt oder links – er kann beides. Sein Vorteil: Er ist ein unheimlich intelligenter Spieler, der mit seiner Cleverness auch seinen Größennachteil kompensieren kann. Er ist für die Mannschaft unheimlich wertvoll, vor allem, weil er so gut mit Arjen Robben harmoniert. Das macht es für Robben viel einfacher. Und: Schon mit seinem ersten Ballkontakt versucht er immer, sich sofort nach vorne zu orientieren. Das ist sehr wichtig, weil man so dem Gegner gleich ein paar Meter abnimmt. Für mich gehört er zur absoluten Weltklasse.“
Willy Sagnol ist Berater beim AS Saint-Étienne
Owen Hargreaves über Bastian Schweinsteiger
„Bastian spielt unter Louis van Gaal eine starke Saison. Auf der Sechs hat er jetzt seine Position gefunden. Er harmoniert gut mit Mark van Bommel und übernimmt viel Verantwortung im zentralen, defensiven Mittelfeld. Basti gehörte für mich schon immer ins Zentrum und es hat mich gewundert, dass er so lange auf der Außenbahn eingesetzt wurde. Im Zentrum kann er seine Stärken viel besser einsetzen. Er ist sehr ballsicher, spielt präzise Pässe. Das verleiht der Mannschaft Sicherheit und Ruhe. Er ist insgesamt reifer geworden. Bastian hat nun zum Ende dieser Spielzeit so viel Selbstvertrauen gesammelt, dass er auch im CL-Finale eine wichtige Rolle spielen wird.“
Owen Hargreaves spielt bei Manchester United
Schweini & Sarah: Das Glamour-Paar des FC Bayern
Stefan Effenberg über Mark van Bommel
„Mark ist ein würdiger Nachfolger als Kapitän. Er ist ein wichtiges Bindeglied zwischen Mannschaft und Trainer, so was wie die rechte Hand des Trainers. Das ist vergleichbar mit mir und Ottmar Hitzfeld damals. Unter van Gaal herrscht für Mark nun ein ganz anderes Klima als unter Jürgen Klinsmann. Jetzt blüht er auf, jetzt fühlt er sich wohl. Klinsmann hat ihn erst zum Kapitän gemacht und dann auf die Bank gesetzt. Das verstehe ich bis heute nicht. Unter van Gaal ist er wieder total wichtig. Er ist die zentrale Figur, aggressiv, nimmt jeden Zweikampf an, hat vor nichts Angst. Und: Wenn er ein Zeichen setzen müsste, dann wäre er da. So wie ich damals.“
Stefan Effenberg arbeitet heute als „Sky“-Experte
Bixente Lizarazu über Hamit Altintop
„Ich hätte Franck Ribéry liebend gerne im Champions-League-Finale gesehen, immerhin ist er der wichtigste Mann in der französischen Nationalmannschaft. Es ist wirklich schade, dass er gesperrt ist. Aber ich traue auch Hamit Altintop einiges zu: Er hat gegen Lyon auf der ungewohnten linken Seite absolut überzeugt, war einer der besten Bayern. Hamit hat einen super Schuss, ist zweikampfstark und unheimlich fleißig. Klar, ein typischer Außenspieler wie ich es war, ist er nicht, das ist schwer zu vergleichen. Aber er stellt sich immer voll in den Dienst der Mannschaft und ist daher sehr wertvoll.“
Bixente Lizarazu kommentiert heute für den französischen Sender TF1 Champions-League-Spiele
Hasan Salihamidzic über Thomas Müller
„Das ist schon fantastisch, was Thomas Müller in dieser Saison abgeliefert hat. Man muss sich vorstellen, im letzten Jahr spielte er noch in der 3. Liga gegen Burghausen oder Haching. Und jetzt steht er im CL-Finale, gehört zum Kader für die Weltmeisterschaft und hat großen Anteil an den ersten beiden Titeln der Bayern – das ist Wahnsinn! Natürlich fehlt ihm noch die Konstanz, Erfahrung und bisweilen die Ruhe beim Abschluss. Aber er verfügt über großes Potenzial, er hat ein tolles Auge, läuft und arbeitet unermüdlich und ist torgefährlich.“
Hasan Salihamidzic spielt beim italienischen Rekordmeister Juventus Turin
Thomas Müllers Leben in Bildern
Mehmet Scholl über Arjen Robben
„Arjen Robben ist ein Glücksgriff für den FC Bayern. Er ist wahnsinnig schnell, selbst mit Ball kaum zu stoppen und unglaublich torgefährlich. Er macht nicht nur die schönsten Tore, sondern auch die wichtigsten, wenn ich da nur an die Spiele in Florenz oder Manchester denke. 2001 hatten wir nicht solche Spieler mit der Klasse von Arjen oder Franck Ribéry. Wenn man diese Flügelzange über Jahre halten kann, dann ist es nicht nur einmal möglich, in der Champions League so weit zu kommen, sondern häufiger. Ich jedenfalls bin ein Fan von beiden.“
Mehmet Scholl ist heute ARD-Experte und Trainer der FCB-Amateure
Mehmet Scholl - Seine Zeit beim FC Bayern
Giovane Elber über Ivica Olic
„Ivica ist wirklich ein Phänomen! Er ist einer, der alles für den FC Bayern macht, der sich für seine Mannschaft zerreißt. Selbst wenn du den nachts um 1 Uhr weckst, würde er wahrscheinlich noch für Bayern lossprinten. Ein echter Kämpfer, der immer läuft, der immer alles versucht. Und er hat gerade einen Lauf. Er ist vielleicht von der Technik her kein Brasilianer – aber dafür vom Einsatz mit niemand anderem zu vergleichen. Und dazu ist er vor dem Tor eiskalt. Ein würdiger Nachfolger für mich! Fürs Finale tippe ich ein 2:1 für Bayern – und ein Tor macht Olic.“
Giovane Elber ist heute als Talentscout für Südamerika beim FC Bayern tätig
Ottmar Hitzfeld über Louis van Gaal
„Es war ein schwieriger Start für Louis van Gaal, aber danach hat er alles im Griff gehabt und seine Ideal-Formation gefunden. Er setzt auf junge Spieler, auch weil einige Neuzugänge nicht eingeschlagen haben. Er hat seinen ganz eigenen Führungsstil und den muss er beibehalten. Er muss authentisch bleiben. Denn jeder Trainer muss so agieren wie er sich wohl fühlt und wie er meint, zum Ziel zu kommen. Von daher ist die Mentalität und auch die Philosophie von van Gaal bei der Mannschaft gut angekommen.“
Ottmar Hitzfeld trainiert heute die Schweizer Nationalmannschaft und ist bei der Weltmeisterschaft in Südafrika dabei