Was die Mitspieler Riccardo Gagno zu Beginn der Nachspielzeit im Punktspiel des FC Modena gegen Imolese Calcio in Italiens dritter Liga rieten, ist nicht überliefert. Womöglich aber: Bruder, schlag' den Ball gaaaaanz lang. Denn genau das tat der Keeper beim Stand von 1:1.
Wenige Meter vor dem eigenen Straftaum führte der 24-Jährige den Ball, nahm ein paar Schritte Anlauf und drosch die Kugel weit nach vorne. Gagno brauchte aber keinen schnellen Teamkollegen, wie ihn Boateng in Rebic hatte.
Denn sein Abschlag wurde lang und länger, flog über alle 20 Feldspieler hinweg. Der Ball sprang an der gegnerischen Strafraumlinie - also nach rund 70 Metern - zum ersten Mal auf. Noch einmal im Fünfmeterraum. Bei der dritten Bodenberührung zappelte das Spielgerät bereits im Netz.
Der gegnerische Keeper Gian Maria Rossi wurde völlig übertölpelt, lauerte am Elfmeterpunkt, um den Raum für Modenas Angreifer zu verengen. Doch die hatten ja ihren Torwart. Der blieb in dieser Saison zwar schon 16 mal ohne Gegentor, selbst getroffen hatte Gagno aber vor diesem 2:1-Sieg wenig überraschend noch nicht.
Normalerweise werden Keeper ja auch eher mit gehaltenen Elfmetern oder anderen Teufelsparaden zu Helden - wenn auch oft nur für einen Tag. Oder eben mit langen Pässen auf Torschützen, womit sie sich immerhin einen Assist verdienen. Aber Gagnos Aktion war schon ein echter Geniestreich. Von dem sich nicht nur die Fans in Modena noch lange erzählen werden. Die FIFA* retweetete die Szene mit „Mamma Mia, Mamma Mia.“
Ganz nebenbei stieß Gagno das Tor zur Serie B - also Italiens zweiter Liga - ganz weit auf. Vor den letzten beiden Spieltagen liegt Modena vier Punkte vor dem einzigen echten Verfolger AC Reggiana. Der Meister geht direkt hoch, die folgenden Teams dürfen sich in Playoffs Hoffnungen auf den Aufstieg machen. Da könnten die zwei Punkte dank des Weitschuss-Treffers am Ende Gold wert sein.
Auch der einstige Frankfurter Rebic ist mittlerweile wieder in Italien aktiv, bei der AC Mailand*. Vermutlich hat auch er gestaunt, wie lang so ein Ball doch fliegen kann. Und vielleicht in Erinnerungen geschwelgt, als er so einer scheinbar ewig durch die Luft fliegenden Kugel nachjagen durfte. (mg) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA