Neuer: Nach dem Pokal-Debakel voll im Fokus

München - In Madrid war Manuel Neuer neulich als Elfmeter-“Killer“ der Held, beim DFB-Pokal-Finale aber sah er nicht zum ersten Mal in dieser Saison unglücklich aus. Der Druck auf den Keeper ist immens.
Wenn die Rede auf Manuel Neuer kommt, dann kann sich Uli Hoeneß nur schwer beherrschen. Noch bevor der Wechsel des Torhüters zum FC Bayern überhaupt vollzogen war, verteidigte der Präsident ihn schon, er tut es noch heute, wenn es sein muss, bis zur Selbstverleugnung. Und neulich, nach dem Rückspiel im Halbfinale der Champions League bei Real Madrid, als Neuer zwei Schüsse im Elfmeterschießen abwehrte, platzte Hoeneß daher fast vor Genugtuung. „Ich hoffe, dass jetzt der Letzte begriffen hat, warum wir Manuel Neuer geholt haben. Er ist ein Weltklassetorwart und hat das wieder bewiesen“, sagte er.
Am Wochenende jedoch hat Neuer im DFB-Pokal-Finale unglücklich ausgesehen. Übrigens nicht zum ersten Mal in dieser Saison. Wenn ein Torhüter unglücklich aussieht, kann er unglücklich aussehen wie beim 3:1 durch Robert Lewandowski: Neuer wurde getunnelt, er brachte die Beine nur um Sekundenbruchteile zu spät zusammen. Er kann aber auch unglücklich aussehen wie vor dem 5:2 durch Robert Lewandowski, als er, quer über den Rasen rutschend, den Ball nicht festhielt. Auch das kann mal passieren. Es passierte dem Nationaltorhüter aber in der bisherigen Saison erstaunlich oft.
Pressestimmen: "Mia san Dortmund"
Hoeneß hört und liest nicht gerne, dass Neuer Fehler macht, er nimmt sich sogar persönlich Journalisten zur Brust, die diese Fehler aufzählen. Aber sie sind nicht wegzuschimpfen. Da sind vor allem die Patzer in den beiden Spielen gegen Borussia Mönchengladbach (0:1/1:3), die im Gedächtnis bleiben - doch es gab noch mehr Situationen, die zum Teil auch glimpflich ausgingen, in denen der 24-Jährige nicht dem Bild entsprach, das Sportdirektor Christian Nerlinger von ihm zeichnete - ebenfalls nach dem Spiel in Madrid: „Er ist einer der besten, wenn nicht gar der beste der Welt.
Am Samstag, im „Finale dahoam“ der Champions League gegen den FC Chelsea (20.45 Uhr/Sat.1 und Sky), wird es wohl mehr denn je auf Neuer ankommen, allein schon deshalb, weil vor ihm eine Abwehr stehen wird, der die Stammkräfte David Alaba und Holger Badstuber wegen Sperren fehlen. „Fehler“, berichtet er, „hake ich schnell ab. „ Mit Torwart-Trainer Toni Tapalovic redet er da gleich drüber, „und dann ist das auch gegessen“. Sollte es auch, denn für das Spiel am Samstag hat sich Neuer einiges vorgenommen: „Ich hoffe, dass es das wichtigste Spiel meines Lebens wird.“ Das hofft nicht nur er.
Wenn das Pokalfinale gegen Borussia Dortmund (2:5) ein Indiz sein sollte, wird Neuer wohl über sich hinauswachsen müssen. Rechts wird Philipp Lahm seine gewohnte Rolle einnehmen, aber dann kommt die Innnenverteidigung mit „Aushilfe“ Anatoli Timoschtschuk und Jerome Boateng. Boateng kann stark spielen wie gegen Real Madrid, oder neben sich stehen wie am Samstag, wo er plump einen Elfmeter verursachte und durch Stellungsfehler auffiel. Ein Unsicherheitsfaktor ist der Nationalspieler damit allemal. Links draußen, davon ist auszugehen, wird Diego Contento den gesperrten Alaba vertreten.
Neuer wird sich in den kommenden Tagen auch kaum aus der Verantwortung nehmen, sollte mentale Aufbauhilfe gefragt sein. „Ich versuche zu helfen, wo ich helfen kann. Ich bin ja jetzt auch schon seit einigen Jahren dabei, war Kapitän auf Schalke und weiß, wie es in einer Mannschaft zu laufen hat. Ich gehe auf meine Mitspieler zu - mit der Unterstützung von Philipp Lahm und Bastian Schweinsteiger.
sid