Erster Doping-Fall bei Olympia: Medaillen-Favoritin vor Wettkampf suspendiert - kein Einzelfall?

Die Leichtathletin Blessing Okagbare sorgt für den ersten Doping-Fall bei Olympia 2021 in Tokio. Die Sprinterin äußerte sich bereits zu den Vorwürfen.
Tokio - Das könnte der erste große Dopingskandal bei den olympischen Spielen in Tokio* sein. Der nigerianischen Topsprinterin Blessing Okagbare wurde bei einer Probe eine verbotene Substanz festgestellt. Während ihrer Vorbereitungen auf das 100-Meter-Finale wurde der Leichtathletin* das Ergebnis ihrer Dopingprobe präsentiert, die B-Probe könnte das Ergebnis nun bestätigen.
Olympia 2021: Erster Doping-Skandal bei den Sommerspielen - Probe von nigerianischer Sprinterin positiv
Die 32 Jahre alte Mitfavoritin wurde nach ihrem positiven Dopingtest nur wenige Stunden vor dem entscheidenden 100-Meter-Lauf vorerst gesperrt. Das gab die unabhängige Athletics Integrity Unit (AIU) des Leichtathletik-Weltverbandes World Athletics bekannt. Okagbare sei demnach suspendiert worden, „nachdem eine von der Sprinterin genommene Probe positiv auf Wachstumshormon ausgefallen ist“.
Das Wachstumshormon, das mit HGH abgekürzt wird, wird meist mit EPO oder Steroiden kombiniert, um verschiedene Wirkungen auszulösen. Dazu gehören Fettreduktion sowie die Erhöhung der Muskelmasse, allerdings ist der Effekt des Mittels wissenschaftlich umstritten. Nichtsdestotrotz gehört HGH zu den fragwürdigen Mitteln, auch weil dieses nur schwer nachweisbar ist.
Die Einnahme des Mittels erfolgte jedoch vor den Spielen, da die Probe bei einer Trainingskontrolle am 19. Juli genommen wurde. Erst am Freitagabend Tokioter Zeit lag das Ergebnis vor, weshalb Okagbare am Mittag noch an dem 100-Meter-Vorlauf startete und diesen mit 11,05 Sekunden gewann.
Olympia 2021: Offenbar des Dopings überführte Sprinterin Okagbare gehört zur Spitze
Die Leichtathletin, die bei Olympia 2008 bereits Zweite im Weitsprung wurde, gehört zur erweiterten Weltspitze und galt als eine der Favoritinnen auf 100 Meter. Im Juni lief sie bei leichtem Rückenwind 10,63 Sekunden - schneller war nur Weltrekordhalterin Florence Griffith-Joyner.
Es gibt Hinweise darauf, dass es sich nicht um einen Einzelfall handelt. Zehn nigerianische Leichtathleten und Leichtathletinnen hatte die AIU den Olympia*-Start verweigert, da sich diese vor den Spielen keinem Testprogramm unterzogen hatten. Somit könnte das westafrikanische Land nach Russland und Kenia zum Problemfall werden. „Das Sportsystem in Nigeria ist mangelhaft, und wir Sportler haben am Ende immer den Schaden“, schrieb Okagbare bereits am Donnerstag auf Twitter. (ajr) *tz.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA