Seit 65 Jahren im Dienst: Bette Nash ist die älteste Flugbegleiterin der Welt

Seit 1957 ist das Flugzeug ihr zweites Zuhause: Bette Nash ist die älteste aktive Flugbegleiterin der Welt. Ans Aufhören denkt die Amerikanerin noch lange nicht.
Boston - In den Ruhestand gehen? Das kommt für Bette Nash nicht infrage. Sie liebt ihren Job über alles. Seit 65 Jahren ist die Amerikanerin als Flugbegleiterin im Dienst - und dadurch bereits zum zweiten Mal im Guinnessbuch der Rekorde. Denn nicht nur ihre Dienstzeit ist beachtlich, auch ihr Alter verschaffte ihr einen Eintrag ins Rekordbuch. Mit 86 Jahren ist Bette Nash die älteste Flugbegleiterin der Welt.
Bette Nash war mit 16 Jahren klar: Sie will Stewardess werden
Während Piloten in den USA im Alter von 65 in den Ruhestand gehen müssen, gilt diese Regelung für Flugbegleiterinnen nicht. Zum Glück für Bette Nash. Denn ein Leben ohne Fliegen kann sich die Stewardess nicht mehr vorstellen. Als sie das erste Mal mit 16 Jahren flog, war ihr sofort klar: Sie will Stewardess werden. Am 4. November 1957, im zarten Alter von 21, trat sie schließlich bei Eastern Air Lines ihren Dienst an. Damals war noch vieles anders. An Bord durfte geraucht werden, Essen wurde mit Silberbesteck serviert, der Flugpreis wurde erst an Bord bezahlt. „Ich glaube, am Anfang waren es 12 Dollar für den Hinflug“, erinnert sich Bette Nash in einem CNN-Interview.

Die Arbeit als Flugbegleiterin war damals nicht leicht, die Regeln streng. „Man musste eine bestimmte Größe und ein bestimmtes Gewicht haben. Es war furchtbar. Wenn man ein paar Kilo zugenommen hatte, musste man sich ständig wiegen, und wenn man so blieb, wurde man von der Gehaltsliste gestrichen“, erzählt sie. Auch 18-Stunden-Schichten waren keine Seltenheit. „Ich erinnere mich, dass ich oft die einzige Flugbegleiterin im Flugzeug war.“
Ich liebe es, die ganze Zeit im selben Flugzeug zu sitzen.
Diese Zeiten haben sich zum Glück geändert. Mittlerweile ist sie durch verschiedene Fusionen der Fluggesellschaften bei American Airlines angestellt. Die meiste Zeit hat sie auf der Route New York-Boston-Washington gearbeitet. Am Stuttgarter Flughafen ist sie allerdings nicht anzutreffen, denn auch heute fliegt sie die Strecke New York-Boston-Washington noch täglich. Inzwischen darf sich Bette Nash ihre Routen auch selbst aussuchen. Dass sie Inlandsflüge Fernstrecken vorzieht, hat einen Grund. Sie will abends zu Hause sein, um sich um ihren behinderten Sohn zu kümmern.
Älteste Flugbegleiterin der Welt liebt ihren Job: „Jeder will ein bisschen Liebe“
Bette Nashs schönster Teil ihrer Arbeit? „Für mich ist es das Größte, beim Ein- und Aussteigen die Menschen anzulächeln und Danke zu sagen“, sagt sie. Dass sie ihren Beruf mit Leib und Seele ausübt, zeigt ihre Leidenschaft fürs Fliegen - und die Menschen an Bord. „Ich liebe meine Leute, und ich liebe es, die ganze Zeit im selben Flugzeug zu sitzen, dass ich meine Kunden kenne, man weiß, was sie wollen. Die Fluggesellschaft denkt, dass Namen wichtig sind, aber ich denke, oft sind die Bedürfnisse der Menschen sehr wichtig. Jeder will ein bisschen Liebe.“
Im Herbst feiert sie ihr 65-jähriges Jubiläum. Doch Ruhestand ist für Bette Nash ein Fremdwort. „Selbst wenn ich dann doch mal darüber nachdenke, in Rente zu gehen - dann komme ich zur Arbeit und denke: Nein, ich kann nicht gehen.“ Auch um die Zukunft der Flugbegleiter macht sie sich keine Sorgen. „Ich glaube, Flugbegleiterinnen wird es immer geben, weil Menschen eben gerne lächelnde Menschen um sich haben“, sagt sie dem Spiegel.