Warum „Apollo 13“ bei der Nasa als „erfolgreicher Fehlschlag“ gilt

Die Nasa-Mission „Apollo 13“ sollte zum dritten Mal Menschen zum Mond bringen. Stattdessen explodierte ein Sauerstofftank - und der Rest ist Geschichte.
- Die Nasa-Mission „Apollo 13“ sollte die dritte Landung von Menschen auf dem Mond werden
- Stattdessen ist die Mission auf den ersten Blick gescheitert und musste abgebrochen werden
- Bei der Nasa gilt „Apollo 13“ jedoch als „erfolgreicher Fehlschlag“ - warum ist das so?
- ZDFneu zeigt den gleichnamigen Hollywood-Film „Apollo 13“ mit Tom Hanks
Ein Flug zum Mond, die Landung von zwei Astronauten auf dem Himmelskörper – was heute nach Science Fiction klingt, war bei der ersten Mondlandung am 20. Juli 1969* eine Weltsensation, im Jahr darauf aber beinahe schon Alltag.
Apollo 13 - Bereits die dritte geplante Mondlandung am 11. April 1970 war für viele Zeitzeugen so gewöhnlich, dass sie lange Zeit unter dem Radar lief. Schließlich waren von einer weiteren Mondlandung keine neuen Bilder zu erwarten – und den „space race“, den Wettlauf ins All gegen die damalige Sowjetunion hatte man bereits gewonnen.
„Apollo 13“ - Mond-Mission der Nasa endete mit einer Explosion
„Apollo 13“ mit den Astronauten Jim Lovell, Jack Swigert und Fred Haise sollte bloß eine weitere Mission zum Mond werden, das dritte Mal, dass Menschen Fuß auf den Erdtrabanten setzten. Doch dazu sollte es nicht kommen, denn plötzlich geschah etwas, dass das „Apollo“-Programm der Nasa schlagartig zurück ins Bewusstsein der Menschheit brachte: Knapp 56 Stunden nach dem routinemäßigen Start von „Apollo 13“ explodierte einer der Flüssigsauerstoff-Tanks an Bord – und brachte die Besatzung in eine lebensgefährliche und so gut wie aussichtslose Situation.

„Apollo 13“: Sauerstofftank explodiert und bringt die Astronauten in Lebensgefahr
50 Jahre „Apollo 13“
Am 11. April 1970 startete die dritte Mond-Mission der Nasa, „Apollo 13“. In der Nacht vom 13. auf den 14. April 1970 explodierte der Treibstofftank, am 17. April 1970 wasserten die Astronauten unbeschadet im Pazifik. (tab)
Zum Zeitpunkt der Explosion befanden sich die Astronauten mehr als 300.000 Kilometer von der Erde entfernt und von einer Sekunde auf die andere in Lebensgefahr. Lovell, Swigert und Haise waren im Kommandomodul „Odyssey“, das die Mondlandefähre „Aquarius“ im Schlepptau hatte. Die Explosion des Sauerstofftanks ereignete sich im Servicemodul der „Odyssey“ und beschädigte dort auch das Leitungssystem des zweiten Sauerstofftanks. Lovell erzählte später: „Erst als ich aus dem Fenster geschaut und gesehen habe, dass mein Raumschiff am hinteren Ende Sauerstoff verliert, wusste ich, dass wir in ernsten Schwierigkeiten sind.“
Sauerstoff im Weltall zu verlieren, ist immer problematisch. In diesem Fall führte der Verlust auch dazu, dass weniger Sauerstoff vorhanden war, aus dem die Brennstoffzellen an Bord Strom und Wasser erzeugen konnten. Den Astronauten blieb also nur eine Chance: Sie mussten den Traum von der Mondlandung aufgeben und schnellstmöglich zur Erde zurückkehren.
„Apollo 13“: Mondlandefähre als „Rettungsboot“ für drei Astronauten
Doch das war nicht einfach: Ein Überleben im Kommandomodul, das darauf ausgelegt war, die drei Astronauten während Hin- und Rückflug zum Mond zu versorgen, war nur für kurze Zeit möglich. Die dort noch verfügbaren Ressourcen mussten für den Wiedereintritt in die Erdatmosphäre aufgespart werden – weshalb die Astronauten notgedrungen in die Mondlandefähre „Aquarius“ umzogen. Die war eigentlich dafür gedacht, zwei Astronauten auf den Mond zu transportieren, sie dort zu versorgen und anschließend wieder zur Kommandokapsel zurückzubringen. Nun musste die „Aquarius“ bis kurz vor der Rückkehr zur Erde als „Rettungsboot“ die Lebenserhaltung gleich dreier Astronauten sicherstellen und gleichzeitig die Navigationsaufgaben übernehmen, die bisher die Kommandokapsel durchgeführt hatte.
Um die Situation noch komplizierter zu machen, war eine direkte Umkehr zur Erde unmöglich: Niemand wusste, in welchen Zustand das Haupttriebwerk des Kommandomoduls nach der Explosion war. Daher beschlossen die Nasa-Verantwortlichen, die Schwerkraft des Mondes für die Rückkehr zur Erde auszunutzen. Geplant wurde ein so genanntes Swing-by-Manöver: Das Landetriebwerk der Mondfähre wurde kurz gezündet, wodurch sich der Kurs leicht änderte und die Flugbahn nach der Umrundung des Mondes zurück in Richtung Erde führte.
„Apollo 13“: Mission Control in Houston kämpft - Es geht um Leben und Tod
Doch auch diese kurzfristig berechnete Änderung der Flugbahn rettete die Astronauten nicht: „Wir hatten plötzlich viele Probleme, aber das herausragendste war die Gefahr des Kohlendioxids“, erinnerte sich „Apollo 13“-Kommandant Lovell später. „Wir atmen Kohlendioxid aus und wenn es nicht aus der Luft entfernt wird, wird es in hoher Konzentration giftig. Das hätte uns umbringen können.“ Dieses Problem ließ sich nicht so einfach lösen: Die CO2-Filter der „Aquarius“ waren nur dafür ausgelegt, das Kohlendioxid zweier Astronauten über maximal 45 Stunden zu absorbieren. Die Filter aus dem Kommandomodul konnten nicht zur Hilfe herangezogen werden, da sie quadratisch waren und nicht zu den zylinderförmigen CO2-Filtern aus der „Aquarius“ passten.
Es war einer der Momente, in denen Mission Control in Houston zeigte, was Menschen zu leisten vermögen, wenn es um Leben und Tod geht. Die Teams, die dort Tag und Nacht damit beschäftigt waren, Pläne zu entwickeln, um die „Apollo 13“-Astronauten zu retten, schickten der Crew eine Anleitung, wie sie aus Dingen, die an Bord zu finden waren, einen Adapter basteln konnten. Unter anderem kamen Klebeband, Deckel von Büchern und auch eine Socke dabei zum Einsatz – aber es funktionierte.
„Apollo 13“: Astronauten müssen Energie sparen
Um Energie zu sparen, wurden die meisten elektrischen Systeme der „Aquarius“ für längere Zeit abgeschaltet, das galt auch für die Heizung. Die Astronauten an Bord mussten teilweise bei 0 Grad Celsius arbeiten. Erst einige Stunden vor der Landung wurden die Systeme wieder aktiviert. Für die Landung kehrten die Astronauten wieder in die Kommandokapsel zurück. Es gab Befürchtungen, dass die Elektrik von Feuchtigkeit und Frost in Mitleidenschaft gezogen war, doch alles lief glatt.

Das Servicemodul der Kommandokapsel verglühte wie geplant beim Eintritt in die Erdatmosphäre. Einzig die Funkstille beim Wiedereintritt – im Fachjargon „Blackout“ genannt – dauerte länger als erwartet. Im Kontrollzentrum in Houston befürchtete man, die Crew von „Apollo 13“ verloren zu haben. Doch die Landung gelang, „Apollo 13“ wasserte im Pazifik und wurde vom Bergungsschiff „USS Iwo Jima“ eingesammelt. Später stellte sich heraus, dass die Kapsel leichter war als gedacht, schließlich hatte „Apollo 13“ kein Mondgestein mit zur Erde gebracht. Daher veränderte sich der Eintrittswinkel etwas, weshalb der „Blackout“ länger dauerte als berechnet.
„Apollo 13“ gilt bei der Nasa als „successful failure“
Bei der anschließenden Untersuchung des „Apollo 13“-Unglücks stellte sich heraus, dass eine Reihe von Fehleinschätzungen und Versäumnissen und letztendlich ein Kurzschluss beim Aktivieren eines Ventilators zu der Explosion des Sauerstofftanks geführt hatten. Bei der Nasa gilt die Mission von „Apollo 13“ als „successful failure“, erfolgreicher Fehlschlag, weil man durch die Mission viel darüber gelernt hat, wie man Astronauten aus einer schier aussichtslosen Situation rettet.
„Apollo 13“-Kommandant Lovell erklärte später: „Die eigentliche Mission des Flugs war ein Fehlschlag.“ Es sei jedoch ein „enormer Erfolg“ gewesen, wie das Team im Kontrollzentrum gearbeitet habe und wie man das, „was beinahe sicher eine Katastrophe geworden wäre“, in eine „erfolgreiche Rettung“ umgewandelt habe. Der Astronaut Jack Lousma, der im Kontrollzentrum für die Kommunikation mit den Astronauten zuständig war, beschrieb seine Arbeit im Nachhinein so: „Wir haben so reagiert, wie wir mussten. Wir waren Menschen, die sehr hart daran gearbeitet haben, herauszufinden, was das Problem war.“
Vier weitere „Apollo“-Missionen der Nasa flogen zum Mond
Nach der fehlgeschlagenen Mond-Mission brachten vier weitere „Apollo“-Missionen erfolgreich Astronauten zum Mond. Lovell, Swigert und Haise sind dagegen nie auf dem Mond gelandet. Das habe ihn damals frustriert und enttäuscht, sagte Lovell später. Über die Jahre sei er jedoch zu der Überzeugung gelangt, „dass dieser Unfall das beste war, was der Nasa je passieren konnte.“ „Apollo 13“ habe unterstrichen, „dass Raumfahrt einfach immer gefährlich ist“.
Einen Eindruck davon, wie gefährlich die Mission durch die Explosion wurde, vermittelte in den 1990er Jahren der Hollywood-Film „Apollo 13“ mit Schauspieler Tom Hanks als Kommandant Lovell.
Durch den Film habe jeder gesehen, dass „Apollo 13“ eine der „besten Stunden“ der Nasa gewesen sei, glaubt Astronaut Lousma. Auch bei Lovell, der die Romanvorlage lieferte und am Drehbuch beteiligt war, kam der Film gut an.
„Apollo 13“: „Houston, wir haben ein Problem“ wird zum geflügelten Wort
Die Hollywood-Verfilmung gab den Zuschauern nicht nur ein Gefühl für die Enge an Bord der „Aquarius“, sondern sorgte auch für die Entstehung eines geflügelten Wortes: Der Spruch „Houston, we have a problem“ („Houston, wir haben ein Problem“) stammt aus dem Film. Tatsächlich zeigen Audio-Mitschnitte der „Apollo 13“-Mission, dass Astronaut Swigert „Houston, we‘ve had a problem here“ („Houston, wir hatten hier ein Problem“) an das Kontrollzentrum in Houston gefunkt hat. Zum Zeitpunkt des Funkspruchs war Swigert offenbar davon ausgegangen, dass das Problem möglicherweise bereits erledigt ist – ein großer Irrtum.
In dem Film spielten unter anderem auch Kevin Bacon (Swigert) und Bill Paxton (Haise) mit. ZDFneo zeigte den Film zum 50. Jubiläum des Starts der Apollo-13-Mission am Samstag, 11.04.2020 um 20.15 Uhr.
Von Tanja Banner
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