Erneut harter Lockdown in Griechenland - Dritte Corona-Welle soll verhindert werden

Zur Verhinderung einer dritten Corona-Welle gilt im Großraum Athen erneut ein harter Lockdown. Dort ist das im Zuge der Eurokrise kaputtgesparte Gesundheitssystem bereits an seinen Grenzen.
- Die Corona*-Fallzahlen in Griechenland sind wieder sprunghaft angestiegen.
- Zur Verhinderung einer dritten Corona-Welle verhängt die Regierung einen harten Lockdown.
- Im Großraum Athen wird die Zahl der freien Intensivbetten knapp.
Athen – In Anbetracht stark steigender Corona-Fallzahlen gilt für den Großraum Athen ab Donnerstagmorgen (11.02.2021) bis Ende des Monats erneut ein harter Lockdown. Zwar waren erst Mitte Januar in Griechenland leichte Lockerungen der bestehenden Maßnahmen eingeführt worden – allerdings mit dem Ergebnis, dass die Infektionszahlen plötzlich wieder anzogen.
„Ziel ist es, dem Virus immer einen Schritt voraus zu sein“, sagte der Chef des griechischen Zivilschutzes, Nikos Chardalias, daher am Mittwoch (10.01.2021) bei der Ankündigung der Maßnahmen im griechischen Fernsehen. Und auch Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis hofft mit der Maßnahme eine dritte Corona-Welle noch verhindern zu können.
Corona in Griechenland: Harter Lockdown soll vor dritter Welle schützen
Neben einer nächtlichen Ausgangssperre gehören zum harten Lockdown auch die Schließung der Schulen sowie aller Geschäfte mit Kund:innenenverkehr, Dienstleister wie etwa Friseure, eingeschlossen. Ausgenommen von der Regelung bleiben lediglich Supermärkte, Apotheken und Tankstellen.
Die Schüler:innen sollen laut Chardalias per Online-Unterricht betreut werden. Wer das Haus verlässt, muss eine SMS an den griechischen Zivilschutz senden und darüber informieren, aus welchem Anlass dies geschieht. Diese Regelung ist in Griechenland bereits seit Beginn der Corona-Pandemie üblich.
Land: | Griechenland |
Premierminister: | Kyriakos Mitsotakis (Nea Dimokratia) |
Hauptstadt: | Athen |
Bevölkerung: | 10,72 Millionen (2019) |
Harter Lockdown in Griechenland: Neue Corona-Varianten sollen für schnelle Verbreitung verantwortlich sein
Für den schnellen Anstieg der Corona-Infektionen soll die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7* verantwortlich zu sein. Diese könnte das Infektionsgeschehen in Griechenland für die kommenden Monate dominieren, zitiert die „Welt“ den Chef der nationalen Gesundheitsbehörde (Eody), Panagiotis Arkoumaneas. Angesichts der erneuten Verschärfung der Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie sagte er gegenüber einem Athener Fernsehsender: „Lieber ein Lockdown als viele Einweisungen ins Krankenhaus“.
Medienberichten zufolge soll die Situation insbesondere im Großraum Athen besorgniserregend sein. Mit rund vier Millionen Einwohner:innen lebt dort über ein Drittel der griechischen Bevölkerung. Für diese sollen aktuell jedoch nur noch etwa 70 freie Intensivbetten zur Verfügung stehen.
Corona in Griechenland: Marodes Gesundheitssystem infolge der Eurokrise
Das griechische Gesundheitssystem hatte sich bereits vor der Corona-Pandemie in keiner guten Verfassung befunden. Mitverantwortlich dafür ist auch der harte Sparkurs, den die sogenannte Troika aus Europäischer Zentralbank, Internationalem Währungsfonds und der Europäischen Kommission dem Land im Zuge der Finanzkrise 2008 fort folgende aufgezwungen hatte.
Bei der Bekämpfung der Eurokrise gehörte Deutschland vor wenigen Jahren noch zu den schärfsten Verfechter:innen eines harten Sparkurses gegenüber Griechenland und schmetterte die meisten Vorschläge der griechischen Regierung ab. Angesichts eines ähnlichen Infektionsgeschehens wie in der Bundesrepublik könnte sich zur Eindämmung einer drohenden dritten Welle* etwas mehr Aufmerksamkeit für Ideen aus dem südosteuropäischen Land lohnen. (Joel Schmidt mit Material von dpa) *fr.de ist Teil des bundesweiten Ippen Digital-Redaktionsnetzwerks