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Drosten zweifelt an 3G-Regelung - und macht seine Skepsis an Corona-Schnelltests fest

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Von: Judith Braun, Magdalena Fürthauer, Bettina Menzel, Jonas Raab

In Deutschland steigen die Corona-Neuinfektionen weiter an. Harte Regeln werden erlassen, düstere Prognosen abgegeben. Nun zweifelt Virologe Drosten an der 3G-Regelung.

Update vom 20. November, 21.40 Uhr: Nach einer Ausgangsbeschränkung im Schwarzwald-Baar-Kreis (siehe Update vom 20. November, 17.00 Uhr) gibt es auch in zwei weiteren Landkreisen in Baden-Württemberg strenge Vorgaben für ungeimpfte Personen. Auch im Ostalbkreis und im Landkreis Biberach dürfen diese Bürger zwischen 21 Uhr und 5 Uhr nur noch für medizinische Notfälle und aus Arbeitsgründen das Haus verlassen. Das bestätigte Uwe Lahl, Amtschef im Sozialministerium, der Deutschen Presse-Agentur (dpa).

Am Freitag hatte die Sieben-Tage-Inzidenz pro 100 000 Einwohner im Ostalbkreis bei 700,9 und in Biberach bei 677,9 gelegen. Es sei anzunehmen, dass in den kommenden Tagen noch weitere Landkreise folgen könnten, so Lahl.

Schleswig-Holstein: Strengere Corona-Regeln für Ungeimpfte

Update vom 20. November, 18.40 Uhr: Mit Schleswig-Holstein verschärft ein weiteres Bundesland seine Corona-Vorschriften. Die ab Montag gültige Regelung schließt ungeimpfte Bürger in Innenbereichen von einem Großteil des öffentliches Lebens aus: Die 2G-Regel (geimpft, genesen) greift bei allen Freizeitaktivitäten (dazu zählt auch der Aufenthalt in Gaststätten), 3G gilt ab sofort bei beruflichen Aktivitäten und für Jugendliche.

Minderjährige Schüler, die in der Schule regelmäßig getestet werden, sind von der Regelung ausgeschlossen, ebenso wie Kleinkinder. Im Unterricht an Schulen gilt zudem wieder die Maskenpflicht. Private Zusammenkünfte innerhalb geschlossener Räume sind nur noch mit bis zu zehn ungeimpften Personen zulässig.

Jens Spahn: Bestell-Begrenzung von Biontech ist richtig

Update vom 20. November, 17.45 Uhr: Bundesgesundheitsminister Jens Spahn hat seine Entscheidung, eine Begrenzung von Bestellmengen beim Corona-Impfstoff von Biontech durchzuführen, verteidigt. „Ich weiß, dass diese kurzfristige Umstellung für viele engagierte Helferinnen und Helfer vor Ort in den Arztpraxen und Impfzentren viel zusätzlichen Stress bedeutet. Und das bedauere ich ausdrücklich“, versicherte der CDU-Politiker gegenüber der dpa. Die Nachfrage für den Impfstoff sei den vergangenen Wochen rapide gestiegen, das Lager des Produzenten leere sich entsprechend schnell. In der neuen Woche würden rund 6 Millionen Dosen an zuständige Stellen ausgeliefert, weit mehr als die bisherige Anzahl an Booster-Impfungen in Deutschland.

Nichtsdestotrotz betonte der 41-Jährige erneut die Möglichkeit einer auffrischenden Impfung: „Ich kann versprechen, dass jeder, der sich impfen lassen will, einen guten, sicheren und wirksamen Impfstoff bekommt.“ Für die überraschende Entscheidung ernteten Spahn und sein Ministerium viel Kritik (siehe Update vom 19. November, 18.10 Uhr)

Ungeimpfte: Nächtliche Ausgangssperre im Schwarzwald

Update vom 20. November, 17.00 Uhr: Im Schwarzwald-Baar-Kreis gilt ab Montag eine nächtliche Ausgangssperre für ungeimpfte Personen. Von 21.00 Uhr bis 5.00 Uhr morgens dürfen die eigenen vier Wände nur noch aus einem triftigem Grund (medizinischer Notfall oder Arbeitsgründe) verlassen werden, erklärte Landrat Sven Hinterseh. Zudem gilt in der Gastronomie, in Hotels und im ausgewählten Einzelhandel die 2G-Regel (geimpft oder genesen) - Geschäfte und Märkte, die der Grundversorgung dienen, sind von der Regel ausgenommen. Am Donnerstag (20. November) hatte die Inzidenz bei einem Wert von 659,6 gelegen.

Virologe Drosten: Bedenken gegenüber Antigen-Tests

Update vom 20. November, 14.35 Uhr: Nachdem die künftige Ampel-Koalition die 3G-Regel am Arbeitsplatz beschlossen hat, äußert nun der Virologe Christian Drosten seine Bedenken gegenüber der Aussagekraft von Antigen-Schnelltests. Auf Twitter schreibt er: „Vor Symptombeginn sind Schnelltests einfach nicht empfindlich genug. Daher meine Zweifel an 3G.“ Vorläufige Daten würden außerdem darauf hinweisen, dass die Empfindlichkeit der Schnelltests bei Geimpften sogar noch schlechter seien. Daher brauche es nun unbedingt mehr Impfungen und das Reduzieren von Kontakten.

Experten wie der Vorsitzende des Berufsverbandes Deutscher Laborärzte, Andreas Bobrowski, stimmen Drosten zu. Gerade bei asymptomatischen Patienten sei ein PCR-Test deutlich verlässlicher, so Bobrowski gegenüber der Bild. Der Antigen-Schnelltest würde daher sogar „ein Problem“ darstellen.

Über 60.000 Neuinfektionen, Inzidenz-Rekord - Stiko-Chef: Impfungen werden vierte Welle nicht brechen

Update vom 20. November, 10.05 Uhr: Lässt sich die vierte Welle noch brechen? Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission (Stiko), Thomas Mertens, gibt eine düstere Prognose ab: Er glaubt nicht, dass sich das Infektionsgeschehen zeitnah durch verstärktes Impfen eindämmen lässt. „Man muss sagen, dass Impfungen im Augenblick für die Überwindung der akuten Situation eigentlich keine Rolle mehr spielen können“, sagte dem Fernsehsender Phoenix am Freitagabend. „Es wird uns nicht gelingen, mit Impfungen die vierte Welle zu brechen.“

Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO)
Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Dennoch sei es notwendig, weiter zu impfen, erklärte Mertens. Denn: „Die Impfungen sind sehr wichtig dafür, wie es im nächsten Jahr aussehen wird.“ Auch Auffrischungsimpfungen sind dabei ein entscheidender Faktor, die laut Gesundheitsminister Spahn jedoch künftig mit Moderna statt mit Biontech durchgeführt werden sollen.* Der Stiko-Chef stimmte im Grundsatz auch einer von der Politik verabschiedeten Teil-Impfpflicht zu. „Eine Berufs- oder institutionsspezifische Impfpflicht könnte Sinn machen in der derzeitigen Situation“, sagte Mertens. Über eine generelle Impfpflicht müsse die Politik befinden.

Impfpflicht in Deutschland? Ampel reagiert deutlich auf Beschluss in Österreich

Update vom 20. November, 9.10 Uhr: Die künftige Ampel-Koalition hat auf Österreichs Ankündigung der generellen Impfpflicht reagiert: „Die wird‘s nicht geben“, sagte der geschäftsführende Außenminister Heiko Maas (SPD) dem TV-Sender Bild Live. „Weil wir es nicht für notwendig halten, weil wir es auch aus verfassungsrechtlichen Gesichtspunkten für schwierig halten.“ Es werde eine Impfpflicht für bestimmte Berufsgruppen geben, „und das halte ich auch für richtig“. Die FDP-Gesundheitspolitikerin Christine Aschenberg-Dugnus sagte der Bild: „Die allgemeine Impfpflicht als Drohkulisse in den Raum zu stellen, hilft niemandem.“ Gerade die Länder mit dramatischen Corona-Zahlen „sollten sich darauf konzentrieren, wie vereinbart die Impfangebote auszuweiten und die neuen Corona-Maßnahmen umzusetzen“.

Bayerns Ministerpräsident, CSU-Chef Markus Söder, hatte sich am Freitag (19. November) für eine generelle Impfpflicht ausgesprochen. „Ich glaube, dass wir am Ende um eine allgemeine Impfpflicht nicht herumkommen werden“, sagte er. Sonst werde das „eine Endlosschleife mit diesem Mist-Corona“. Zuvor hatte Österreichs Kanzler Alexander Schallenberg angekündigt, als erstes Land in der EU eine Corona-Impfpflicht ab Februar 2022 einzuführen*. Angesichts der massiven vierten Corona-Welle geht das Land ab Montag erneut in einen Lockdown gehen, der für Geimpfte und Genesene definitiv spätestens am 13. Dezember enden soll.

Aktuelle Corona-Zahlen: Über 60.000 Neuinfektionen - trauriger Inzidenz-Rekord

Update vom 20. November, 7.15 Uhr: Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist erneut auf einen Höchststand gestiegen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Samstag mit 362,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 340,7 gelegen, vor einer Woche bei 277,4 (Vormonat: 80,4). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 63.924 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.02 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 45.081 Ansteckungen. Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 248 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 228 Todesfälle.

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI am Freitag mit 5,34 an (Donnerstag: 5,30). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit des Vorjahres bei rund 15,5.

Verletzte durch Warnschüsse bei Krawallen in Rotterdam wegen Corona-Restriktionen

Bei einer gewalttätigen Demonstration gegen Corona-Restriktionen im niederländischen Rotterdam sind Warnschüsse der Polizei gefallen (siehe vorheriges Update). Unter anderem durch die Warnschüsse habe es sieben Verletzte gegeben, darunter auch Polizisten, erklärte die Polizei in der Nacht zu Samstag. Dutzende Krawallmacher seien bei den Ausschreitungen festgenommen worden. Einige Demonstranten hatten demnach in der Hafenstadt Brände gelegt und mit Feuerwerkskörpern geworfen.

Der Rotterdamer Bürgermeister Ahmed Aboutaleb beschrieb die Krawalle vor Reportern als eine „Orgie der Gewalt“. „Die Polizei hat die Notwendigkeit gesehen, letztendlich eine Polizeiwaffe zu ziehen, um sich zu verteidigen.“

Warnschüsse bei Corona-Demo in Holland

Update vom 19. November, 22.31 Uhr: Bei einer Demonstration gegen schärfere Corona-Maßnahmen kam es in der niederländischen Hafenstadt Rotterdam am Freitagabend zu gewalttätigen Ausschreitungen. Die Demonstrierenden hätten Brände gelegt und Feuerwerkskörper geworfen, es habe „Krawalle“ gegeben, teilte die zuständige Polizeidirektion auf Twitter mit. Berichten zufolge gab die niederländische Polizei Warnschüsse bei der Corona-Demo ab.

Studie: Höheres Risiko von Totgeburten bei Schwangeren durch Corona-Infektion

Update vom 19. November, 21.01 Uhr: Eine aktuelle US-Studie erkennt einen Zusammenhang zwischen einer Corona-Infektion und dem Risiko für Totgeburten. Das gab die US-Gesundheitsbehörde CDC am Freitag bekannt. Demzufolge war das Risiko einer Totgeburt vor dem Auftreten der Delta-Variante des Coronavirus 1,47-mal höher als bei nicht infizierten Frauen. Die Delta-Variante erhöhte das Risiko einer Totgeburt nochmals: Der Studie zufolge lag es um das 1,9-Fache höher.

Datengrundlage der Studie waren insgesamt 1,2 Millionen Krankenhauseinweisungen, die zwischen März 2020 und September 2021 erhoben wurden. Dabei kam es zu 8154 Totgeburten. Die Wissenschaftler rechneten andere Risiken für eine Totgeburt statistisch heraus, wie die Nachrichtenagentur AFP am Freitag berichtete. Die Forschenden weisen darauf hin, dass weitere Untersuchungen notwendig sind, um den Zusammenhang genau zu ergründen. Eine Impfung minimiert das Risiko einer Infektion. Die ständige Impfkommission in Deutschland (Stiko) empfiehlt die Corona-Impfung auch für Schwangere und Stillende.

Corona-Regeln in Deutschland: Sachsen und Hessen verschärfen

Update vom 19. November, 19.50 Uhr: Sachsen ergreift aufgrund der hohen Corona-Inzidenzen strikte Maßnahmen. Das Bundesland will Bibliotheken, Kultur- und Freizeiteinrichtungen, Bars, Clubs und Diskotheken schließen. Auch Weihnachtsmärkte dürfen nicht stattfinden. Das berichtete die Deutsche Presse-Agentur am Freitagabend. Zudem gilt für Ungeimpfte in Landkreisen mit einer Inzidenz über 1000 ab Montag in Sachsen eine nächtliche Ausgangsbeschränkung.

Auch Hessen teilte am Freitagabend mit, Mitte kommender Woche die Corona-Regeln verschärfen zu wollen. Das Bundesland will damit die Regelungen nach den von Bundestag und Bundesrat festgelegten Änderungen des Infektionsschutzgesetzes sowie Änderungen nach den Beschlüssen der Ministerpräsidentenkonferenz umsetzen. Diese sehen die 2G-Regel für Innenräume wie Restaurants, Sportstätten oder Kultureinrichtungen vor. In Discos, Bars oder Prostitutionsstätten braucht es dann einen Impf- oder Genesenennachweis und einen negativen Test.

Das Gesundheitsministerium deckelt die Bestellmenge von Biontech-Impfstoffen

Update vom 19. November, 18.10 Uhr: Das Gesundheitsministerium will ab nächster Woche die Bestellmenge des Biontech/Pfizer-Impfstoffs für Ärzte und Impfzentren begrenzen. Künftig sollen Ärzte dann nur noch 30 Impfdosen pro Woche, Impfzentren und mobile Impfteams bis zu 1020 Dosen wöchentlich bestellen dürfen. Das soll die Nachfrage nach dem Impfstoff Moderna ankurbeln. Aktuell fragen Ärzte zu 90 Prozent den Impfstoff Biontech/Pfizer nach, wie die dpa am Freitagabend berichtet. Doch der Moderna-Impfstoff ist bereits vorhanden und eingelagert, ein Verfall würde ab Mitte des 1. Quartals 2022 drohen. Dem soll die neue Regelung vorbeugen.

Eine Impfstoff-Knappheit befürchtet das Gesundheitsministerium nicht und stellt klar, dass man „Vorsorge getroffen hat, damit ausreichend Impfstoff für Auffrischimpfungen zur Verfügung steht“. Bis Ende des Jahres würden für diesen Zweck mehr als 40 Millionen Dosen zur Verfügung stehen, heißt es in einem Schreiben weiter, das der Deutschen Presse-Agentur vorliegt.

Jens Spahn und RKI-Chef Lothar Wieler bei einer Pressekonferenz am Freitag.
Der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn bei einer Pressekonferenz mit RKI-Chef Wieler am 19. November. © picture alliance/dpa | Kay Nietfeld

Update vom 19. November, 16.35 Uhr: Die Präsidentin des Zentralverbands des Deutschen Friseurhandwerks, Manuela Härtelt-Dören, brachte am Freitag Impfungen in Friseursalons ins Gespräch. Rund 250.000 Kundenkontakte habe das Friseurhandwerk pro Tag, so Härtelt-Dören: „Friseure erreichen alle sozialen Schichten, eine sehr breite Masse“, erklärte sie am Freitag dem Nachrichtenportal t-online.de.

„Wenn sich die Menschen gerade die Haare schneiden lassen, kann man sie gut über die Impfungen aufklären - auch wenn das zunächst kurios klingt“, sagte Härtelt-Dören weiter. „Eine höhere Impfquote erreichen wir jetzt durch niederschwellige Impfangebote, auch für die Booster-Impfung wird das noch einmal entscheidend werden.“ Die 2G-Regel in Friseursalons kritisierte sie indes: „Durch die 2G-Regel trifft es mal wieder uns Friseurbetriebe, denn hunderttausende Kunden werden wegbleiben. Das kann nicht sein“, so die Präsidentin des Zentralverbandes.

Das sind die neuen Corona-Maßnahmen in Bayern

Update vom 19. November, 15.25 Uhr: Mit 625,3 hat Bayern bundesweit die höchste Inzidenz. Das Bundesland beschloss am Freitagnachmittag daher weitgehende Maßnahmen*. Bars, Klubs und die gesamte Nachtgastronomie in Bayern müssen schließen, auch Weihnachtsmärkte dürfen nicht stattfinden. Die neuen Regeln treten in der Nacht auf Mittwoch in Kraft. Dann gilt auch eine Sperrstunde in der Gastronomie ab 22.00 Uhr. Der Einzelhandel wird auf einen Kunden pro zehn Quadratmeter eingeschränkt, bleibt ansonsten aber offen. Ungeimpfte müssen sich bei Treffen auf maximal fünf Personen aus zwei Haushalten beschränken. Kultur- und Sportveranstaltungen sind nur noch mit einem 2G-Nachweis zugänglich und dürfen insgesamt eine Auslastung von 25 Prozent haben. Ministerpräsident Markus Söder dachte bei der Vorstellung der Pläne auch offen über eine allgemeine Impfpflicht nach*.

Bei Inzidenzen über 1000 kommt es de facto zu einem kompletten Lockdown. Veranstaltungen werden abgesagt, körpernahe Dienstleistungen müssen schließen. Im Handel darf pro 20 Quadratmeter dann nur noch ein Kunde eintreten. Aktuell liegen acht bayerische Landkreise über der Schwelle von 1000 bei der Sieben-Tage-Inzidenz*. Die Hospitalisierungsrate erreicht in Bayern einen Wert von 9,15, nur die Bundesländer Thüringen und Sachsen-Anhalt liegen mit 17,55 und 11,92 darüber. Zum Vergleich: Die niedrigste Hospitalisierungsrate hat Hamburg mit einem Wert von 1,94. Das geht aus Daten des Robert-Koch-Instituts* hervor. Die Intensivstationen kommen in Süddeutschland aktuell an ihr Limit. Die Bundesregierung plant daher einen Hilfseinsatz der Luftwaffe*. 

Trotz Verbot: Weihnachtsmarkt in Regensburg öffnet am Freitagabend

Trotz des Verbotes der Weihnachtsmärkte ab Dienstagabend hat der Markt im Schlosshof von Gloria Fürstin von Thurn und Taxis in Regensburg angekündigt, am Freitagabend öffnen zu wollen. „Solange mir keine rechtsverbindliche schriftliche Untersagung vorliegt, werden wir den Markt weiter betreiben“, teilte Veranstalter Peter Kittel der Deutschen Presse-Agentur mit. Er lasse juristische Schritte prüfen. Der Markt finde an der frischen Luft statt und es gelte laut Veranstalter eine 2G-Regel. „Wir haben kein Verständnis dafür, dass ein Fußballspiel mit Zuschauern stattfinden kann, aber unser Markt in Frage gestellt wird“, sagte Kittel. Die Existenz von 120 Standbetreibern hinge an dem Markt.

Bayern geht in den Lockdown light

Update vom 19. November, 13.25 Uhr: Bayern geht in den Lockdown light*. Nächste Woche werden alle Diskotheken, Bars und Schankwirtschaften wieder geschlossen. Alle Weihnachtsmärkte werden abgesagt. Darauf hat sich die Koalition aus CSU und Freien Wählern vor wenigen Minuten verständigt, wie der Münchner Merkur erfahren hat.

Corona in Deutschland: Weihnachten im Lockdown? Spahn äußert sich

Update vom 19. November, 11.45 Uhr: Fünf Wochen vor Weihnachten wagt der geschäftsführende Gesundheitsminister Jens Spahn noch keine Aussage, wie das Weihnachtsfest unter Corona-Bedingungen aussehen kann. „Die Frage, wie Weihnachten wird, da traue ich mir keine Aussage zu. Es liegt an jedem von uns“, sagte der CDU-Politiker am Freitag in Berlin. Spahn wies darauf hin, dass bei einem Reproduktionswert deutlich unter 1 die Zahl der Neuinfektionen genauso schnell sinken könne, wie sie gestiegen sei.

Der Chef des Robert Koch-Instituts, Lothar Wieler, sagte: „Wenn wir heute Maßnahmen treffen, sehen wir deren Effekt in zwei Wochen.“ In Regionen wie Bayern, Sachsen oder Thüringen mit sehr hohen Inzidenzen dauere es natürlich länger, bis man die Situation wieder deeskaliere, als dort wo man schon früher Schutzmaßnahmen einhalte. „Fünf Wochen ist keine lange Zeit.“ Am Mittwochabend hatte Wieler bei einer Online-Diskussion mit dem sächsischen Ministerpräsidenten Michael Kretschmer (CDU) gewarnt: „Wir laufen momentan in eine ernste Notlage. Wir werden wirklich ein sehr schlimmes Weihnachtsfest haben, wenn wir jetzt nicht gegensteuern.“

Update vom 19. November, 9.10 Uhr: Bundesgesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler werden gemeinsam bei einer Pressekonferenz ab 10 Uhr über die aktuelle Lage in Deutschland informieren.

„Haben hohe Dunkelziffer“: Virologe Streeck geht von deutlich mehr Corona-Infektionen aus

Ursprungsmeldung vom 19. November 2021: Berlin - Deutschland befindet sich mitten in der vierten Corona-Welle. Zur Eindämmung der Pandemie und dem Schutz vor weiteren Infektionen einigten sich Bund und Länder am Donnerstag (18. November) auf neue Corona-Regeln für Deutschland. Indessen ist die bundesweite Sieben-Tages-Inzidenz erneut gestiegen.

Corona in Deutschland: Infektionen steigen erneut an

Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitagmorgen (19. November) die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 340,7 an.  Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 336,9 gelegen, vor einer Woche bei 263,7 (Vormonat: 75,1). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 52.970 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.48 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 48.640 Ansteckungen.

Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 201 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 191 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.248.291 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.

Corona in Deutschland: RKI meldet aktuelle Hospitalierungsrate

Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - dem für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI Donnerstag mit 5,30 an (Mittwoch: 5,15). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit des Vorjahres bei rund 15,5. 

„Haben hohe Dunkelziffer“: Virologe Streeck geht von deutlich mehr Infektionen aus

Während die Infektionszahlen bereits steigen, geht der Bonner Virologe Hendrik Streeck allerdings davon aus, dass es deutlich mehr Fälle gibt als bekannt werden. „Wir haben eine hohe Dunkelziffer. Man kann davon ausgehen, dass wir derzeit viel mehr Infizierte haben, als uns die Inzidenz Glauben schenken mag“, sagt der Direktor der Institute für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn, im Podcast „Die Wochentester“ von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ im Gespräch mit den Podcast-Moderatoren Wolfgang Bosbach und Christian Rach.

Streeck kritisiert die aktuellen Parameter in der Bewertung der Pandemie: „Wir halten uns an der Inzidenz fest, die aber nur eine Fallinzidenz ist und keine echte epidemiologische.“ Er beklagt: „Wir haben es in dieser Pandemie nicht geschafft, wirklich verlässliche Daten zu sammeln, wo wir ganz genau wissen, wie hoch die Inzidenz ist.“ (jbr/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.

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