Update vom 19. November, 9.10 Uhr: Bundesgesundheitsminister Spahn und RKI-Chef Wieler werden gemeinsam bei einer Pressekonferenz ab 10 Uhr über die aktuelle Lage in Deutschland informieren.
Ursprungsmeldung vom 19. November 2021: Berlin - Deutschland befindet sich mitten in der vierten Corona-Welle. Zur Eindämmung der Pandemie und dem Schutz vor weiteren Infektionen einigten sich Bund und Länder am Donnerstag (18. November) auf neue Corona-Regeln für Deutschland. Indessen ist die bundesweite Sieben-Tages-Inzidenz erneut gestiegen.
Das Robert Koch-Institut (RKI) meldete am Freitagmorgen (19. November) die Zahl der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche mit 340,7 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 336,9 gelegen, vor einer Woche bei 263,7 (Vormonat: 75,1). Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 52.970 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 03.48 Uhr wiedergeben. Vor genau einer Woche waren es 48.640 Ansteckungen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden 201 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 191 Todesfälle. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 5.248.291 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen - dem für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI Donnerstag mit 5,30 an (Mittwoch: 5,15). Bei dem Indikator muss berücksichtigt werden, dass Krankenhausaufnahmen teils mit Verzug gemeldet werden. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit des Vorjahres bei rund 15,5.
Während die Infektionszahlen bereits steigen, geht der Bonner Virologe Hendrik Streeck allerdings davon aus, dass es deutlich mehr Fälle gibt als bekannt werden. „Wir haben eine hohe Dunkelziffer. Man kann davon ausgehen, dass wir derzeit viel mehr Infizierte haben, als uns die Inzidenz Glauben schenken mag“, sagt der Direktor der Institute für Virologie und HIV-Forschung an der Universität Bonn, im Podcast „Die Wochentester“ von „Kölner Stadt-Anzeiger“ und „RedaktionsNetzwerk Deutschland“ im Gespräch mit den Podcast-Moderatoren Wolfgang Bosbach und Christian Rach.
Streeck kritisiert die aktuellen Parameter in der Bewertung der Pandemie: „Wir halten uns an der Inzidenz fest, die aber nur eine Fallinzidenz ist und keine echte epidemiologische.“ Er beklagt: „Wir haben es in dieser Pandemie nicht geschafft, wirklich verlässliche Daten zu sammeln, wo wir ganz genau wissen, wie hoch die Inzidenz ist.“ (jbr/dpa) *Merkur.de ist ein Angebot von IPPEN.MEDIA.