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Extra harter Corona-Lockdown beendet - aber nicht für alle: Israel erteilt Geimpften „Grünen Pass“

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Von: Veronika Arnold

Zwei Demonstranten tragen während einem Protest gegen die Verschärfung der Lockdown-Bestimmungen Masken, die den israelischen Premierminister Netanjahu darstellen sollen.
Nach monatelangen Beschränkungen hebt Israel den Lockdown weitestgehend auf. Die harten Maßnahmen sorgten auch für Proteste. (Archivbild) © Ilia Yefimovich/dpa

Hat Israel das Schlimmste in der Corona-Pandemie überstanden? Nach monatelangem Lockdown hebt das Land die Beschränkungen weitgehend auf. Geimpfte und Genesene haben Sonderrechte.

Tel Aviv - Der Corona-Lockdown* in Israel gilt als einer der härtesten und längsten weltweit. Seit September vergangenen Jahres herrschten dort - mit zeitweisen Lockerungen - strenge Ausgangssperren und scharfe Beschränkungen des öffentlichen Lebens. Zum Jahreswechsel versprach Premierminister Benjamin Netanyahu, dass der Lockdown und die gleichzeitigen raschen Impfungen Israel als erstes Land vom Coronavirus* befreien würden. Ob das Land tatsächlich das Coronavirus los ist, ist noch nicht klar. Doch viele der harten Maßnahmen werden nun gelockert - vor allem für Geimpfte oder Corona-Genesene.

Nach Knallhart-Lockdown: Israel führt Erleichterungen für Corona-Geimpfte und Genesene ein

Israel hat am Sonntag Erleichterungen für Bürger eingeführt, die gegen das Coronavirus geimpft* oder nach einer Erkrankung genesen sind. Mit einem „Grünen Pass“ dürfen sie unter anderem Fitness-Studios, Hotels, Theater oder Sportereignisse besuchen. Gesundheitsminister Juli Edelstein schrieb bei Twitter, mehr als 3,2 Millionen Israelis könnten ab sofort diese Vorteile genießen. Ziel ist es, die Wirtschaft im Land wieder anzukurbeln. „Der Grüne Pass öffnet das Land schrittweise wieder“, sagte Regierungschef Benjamin Netanjahu am Samstagabend.

Die Impfkampagne in Israel ist im Vergleich zu anderen Ländern sehr weit fortgeschritten. Das Land mit seinen 9,3 Millionen Einwohnern gilt als Vorreiter. Inzwischen kann sich jeder Bürger vom Alter von 16 Jahren an impfen lassen. Die Infektionszahlen im Land sind weiterhin vergleichsweise hoch, in den vergangenen Wochen jedoch stetig gesunken.

Corona-Lockdown in Israel: Diese Lockerungen gelten auch für Nicht-Geimpfte

Im Rahmen eines zweiten Öffnungsschritts nach einem wochenlangen Lockdown wurden am Sonntag auch Einkaufszentren, Museen, Bibliotheken und Gebetshäuser für Nicht-Geimpfte geöffnet. Dort müssen weiter die Corona-Regeln wie Maskenpflicht und Abstand eingehalten werden. Auch die Schulen wurden für weitere Klassen geöffnet.

In Israel kann sich jeder Genesene sowie jeder Geimpfte eine Woche nach der zweiten Impfung einen Impfausweis online erstellen. Persönliche Informationen sind mittels eines einfachen QR-Codes ablesbar. Besitzer eines solchen Impfausweises können sich dann einen Grünen Pass ausstellen lassen, unter anderem über eine spezielle App.

Corona-Impfung bei Ikea: Möbelriese wirbt mit Gratis-Piks

Skurrile Notiz am Rande: Möbelriese Ikea bietet bei einem Besuch im Möbelhaus von Sonntag bis Dienstag sogar eine Gratis-Impfung inklusive an - wohl eine Art Wiedersehensgeschenk. Ein Foto der entsprechenden Anzeige hat ein User auf Twitter gepostet.

Insgesamt wurden in Israel seit dem 19. Dezember rund 4,3 Millionen Erst- und fast drei Millionen Zweitimpfungen verabreicht. Zum Vergleich: Deutschland hat etwa neun mal so viele Einwohner wie Israel. Dort erhielten bislang knapp 3,2 Millionen Menschen eine erste und knapp 1,7 Millionen auch eine zweite Impfung.

Auf diesen langersehnten Wendepunkt in der Corona-Krise dürfen auch andere Länder wie Deutschland hoffen - wenn auch mit einiger Verzögerung. Neue Daten zum Biontech-Impfstoff aus Israel geben Hinweise auf einen entscheidenden Aspekt, der die „Rückkehr zur Normalität“ einläuten könnte. Geimpfte geben das Virus offenbar auch nicht mehr weiter - was bedeuten würde, dass mit der Impfung auch eine „sterile Immunität“ einherginge.

Israels Gesundheitsminister: „Wer sich nicht impfen lässt, wird zurückgelassen“

Festzustellen ist in Israel inzwischen aber auch eine gewisse Impfmüdigkeit vor allem in jüngeren Bevölkerungsgruppen und unter Gruppen wie den Ultra-Orthodoxen, die die Corona-Gefahr offenbar weitgehend ignorieren. Die Angst, den erzielten Erfolg in der Pandemiebekämpfung zu verspielen ist groß. Nun hofft die Regierung, dass der Grüne Pass bisherige Impfverweigerer überzeugen kann. Israels Gesundheitsminister Yuli Edelstein machte diesbezüglich eine klare Ansage: „Wer sich nicht impfen lässt, wird zurückgelassen“, wird er von zdf.de zitiert. (va/dpa) *Merkur.de ist Teil des Ippen-Digital-Netzwerks.

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